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Damit wir gezielt unsere Selbstkontrolle und Willenskraft stärken und gute Automatismen entwickeln können, benötigen wir zuerst nochmals ein wenig Hintergrund: Was sind die drei Seiten der Willensstärke und welche Automatismen triggern mein Verhalten?

Ich werde, ich werde nicht und ich will

Die meisten von uns verbinden die Prüfung unserer Willenskraft mit Versuchungen. Sei es ein Stück Schokolade, eine Zigarette oder der Schlussverkauf. Beim Widerstehen von Versuchungen geht es um eine «ich-werde-nicht-Kraft». Wir benutzen dabei unsere Willenskraft, um etwas nicht zu machen, um Nein zu sagen.

Der Gegenpart von «ich werde nicht» ist die «ich-werde-Kraft». Hier geht es um unsere Vorsätze, um etwas, was wir tun werden. Wir sagen Ja zu etwas. Zum Beispiel: Ich werde jetzt joggen gehen.

Willensstärke besteht jedoch aus einem weiteren, ganz wichtigem Aspekt. Ohne diesen dritten Teil machen die beiden ersten langfristig wenig Sinn. Die dritte Seite der Willenskraft ist der «ich-will-Kraft». Was will ich wirklich in diesem Leben? Was sind meine höheren, übergeordneten Ziele? Zum Beispiel: Ich will auf der Bühne stehen und das Publikum begeistern.

Ich will Kraft
«Ich-will-Kraft» sagt uns, was wir in unserem Leben wirklich erreichen wollen. Sie ist der Gegenpol zu kurzfristigen Wünschen und Begehrlichkeiten. Photo by Shutterstock

Zwei widerstreitende Systeme: Instinkt gegen Selbstregulation

Ursprünglich war es für Homo sapiens wichtig, instinktiv richtig zu reagieren. Wenn unseren Ahnen ein Säbelzahntiger über den Weg lief, machte es keinen Sinn, lange zu überlegen. Da war einzig Schnelligkeit um zu überleben gefragt. Erst durch das Zusammenleben in grösseren Gruppen wurde Selbstkontrolle und Selbstregulation immer wichtiger.

In der heutigen Zeit kommt uns dieser impulsive, instinktive Teil oft in die Quere. Zum Beispiel: Hatten unsere Vorfahren die Möglichkeit, sich den Bauch mit Früchten oder vor Fett triefendem Fleisch vollzuschlagen, war es sinnvoll, dies auch zu tun. Schliesslich war früher Nahrung knapp. Sie bestimmte darüber, ob unsere Vorfahren überlebten oder nicht. Nicht so heute. Da heute an allen Ecken Versuchungen warten, besteht schnell die Gefahr, zuviel zu essen.

Selbstkontrolle Pfeilbogenschiessen
Selbstkontrolle und Selbstregulation helfen uns, unsere Ziele zu erreichen. Photo by Shutterstock

Übergewicht gilt heute als einer der grössten Risikofaktoren bezüglich unserer Gesundheit. Wenn wir jedes Mal dem Impuls von unserem instinktiven Teil nachgeben, gerät unser Gewicht schnell ausser Kontrolle. In solchen Situationen ist es wichtig, dass der Impuls durch unsere Selbstregulation gestoppt wird. Damit uns unser Verhalten jedoch überhaupt erst bewusst wird, ist es wichtig unser Ich-Bewusstsein zu stärken.

Weiterentwicklung Ihres Ich-Bewusstseins

Die grössten Stolpersteine beim Ändern von unserem Verhalten sind eingefahrene Angewohnheiten. Oft gehen wir per Autopilot durchs Leben und realisieren gar nicht, welche internen und externen Trigger unser Verhalten bestimmen. Am einfachsten ist eine Verhaltensveränderung, wenn wir unser Umfeld verändern. Auf diese Weise können wir von Grund auf neue Automatismen einüben ohne gegen die alten ankämpfen zu müssen.

Es ist jedoch nicht immer möglich unser Umfeld zu verändern. Deshalb ist es essentiell, dass wir achtsamer werden und unser Ich-Bewusstsein stärken. Wir sollten unsere Aufmerksamkeit darauf verwenden, welche «Signale» bei uns Reflexe auslösen, die dann unser unerwünschtes Verhalten bestimmen. Diese Trigger können von extern oder auch von intern kommen: Gerüche, Geräusche, Orte, Gefühle, Müdigkeit, u.v.m.

Mann schaut aufs Smartphone - Reflexe bewusst werden
Viele greifen nach ihrem Smartphone ohne es selbst zu merken. Um Willenskraft und Selbstkontrolle zu stärken, müssen wir uns unserer unbewussten Reflexe erst bewusst werden. Photo by Shutterstock

Bei Handy-Nutzern reicht zum Beispiel oft ein kurzes Bimmeln oder gar nur Vibrieren, um einen Griff nach dem Smartphone auszulösen. Viele greifen selbst dann nach dem Mobile, wenn gar kein äusseres Signal erfolgt ist. Meist ohne es selbst zu bemerken. Um überhaupt eine Verhaltensveränderung möglich zu machen, muss der Betroffene erst wieder bemerken, dass er zum Smartphone greifen will. Erst danach kann er gezielt sein Verhalten verändern.

Mein Fazit zu Selbstkontrolle und Willenskraft

Damit Sie Ihre Vorsätze und Ziele erreichen können, müssen Sie zuerst genau wissen, was Ihnen wirklich wichtig ist. Was sind Ihre Ziele? Danach ist Ihre Selbstbeobachtung gefragt um vorhandene, unerwünschte Automatismen zu erkennen. Erst dann wird es Ihnen gelingen, Ihr Verhalten dahingehend zu verändern, dass Sie Ihre Ziele erreichen können. Und erst dann werden Sie die Motivation haben, Versuchungen widerstehen zu können.

Beginnen Sie gleich mit dem ersten Schritt: Suchen Sie sich etwas in Ihrem Leben, dass Sie verändern möchten. Achten Sie nun in den folgenden Tagen, durch welche Trigger dieses Verhalten ausgelöst wird. Dies stärkt Ihr Ich-Bewusstsein und ist der erste Schritt beim Willenskraft trainieren. Das Wissen um diese Trigger hilft Ihnen in einem zweiten Schritt gezielt dieses Verhalten verändern zu können. Die Schritte beschreibe ich in einem nächsten Artikel ausführlicher.

Sollten Sie dazu Fragen haben oder Hilfe benötigen: Einfach eine kurze Mail senden, ich melde mich dann zuverlässig bei Ihnen: [email protected]. Sie treffen mich auch in Altstätten SG (CH) und in Memmingen, Bayern (D) an.

Ich wünsche Ihnen von Herzen friedliche und besinnliche Festtage,

Ihre Susan Rothenberger

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