Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Bald heißt es wieder: «O’zapft is!» und das Münchener Oktoberfest öffnet seine Tore. Das wohl weltweit berühmteste Volksfest begeistert Menschen überall auf der Welt. Ab dem 21. September 2019 geht es los – dann stemmen Bedienungen wieder bis zu 18 Maß durch die Zeltreihen, es riecht nach gebrannten Mandeln sowie frischem Grillhendl und Besucher stimmen «ein Prosit der Gemütlichkeit» an.
Bis zum 6. Oktober 2019 kommen auf der Theresienwiese in München erneut mehrere Millionen Menschen zusammen, um gemeinsam das größte Volksfest der Welt zu feiern. Für alle, die lange Schlangen vor den Bierzelten, Sprachbarrieren und modische Fauxpas umgehen möchten, gibt es sechs hilfreiche Tipps und Tricks für den gelungenen Wiesn-Besuch.
1. Die richtige Zeit zum Oktoberfest
Langschläfer haben auf dem Oktoberfest schlechte Karten. Zumindest wenn sie keine der begehrten Tischreservierungen vorweisen können. Volksfestliebhaber sollten am Wochenende bereits ein bis zwei Stunden vor der offiziellen Zelteröffnung um 9 Uhr vor Ort sein.
Auch wochentags sichert sich der frühe Vogel einen Platz, wenn er sich etwas früher als 10 Uhr vor dem Bierzelt einfindet. Besucher, die sich über eine Reservierungsbestätigung freuen, sollten dennoch die Uhrzeit im Blick behalten und pünktlich eintreffen. Die Wiesn-Wirte sind stets um volle Auslastung bemüht. Sie belegen Tische nach, sobald sie nicht zum vereinbarten Termin besetzt sind.
Extra-Tipp: Auch in den kleineren Festzelten kommt eine zünftige Stimmung auf und die Schlangen sind häufig kürzer.
2. Oachkatzl-Was?
Auf der Wiesn ist Bayerisch nach wie vor der vorherrschende Dialekt. Schließlich stammen mehr als 70 Prozent der Besucher aus dem weiß-blauen Bundesland.
Damit es mit der Verständigung trotzdem klappt, hier die wichtigsten Begriffe für all Jene, die dieser Mundart nicht mächtig sind:
- Servus! = Begrüßungs- und Verabschiedungsformel
- Maß Bier = Liter Bier (Wird stattdessen eine „Maaß“ oder „ein großes Bier“ bestellt, ist der Spott der Einheimischen sicher)
- Hendl = gegrilltes, halbes Hähnchen
- Brotzeit = (Zwischen-)Mahlzeit mit Brot, Wurst und Käse
- Obazda = Käseaufstrich zur Brotzeit aus Camembert, Butter und Paprikapulver
- Auszogne = süßes Schmalzgebäck
- Schmeizler = Schnupftabak
Extra-Tipp: Nur wer den Begriff «Oachkatzlschwoaf» (Eichhörnchen-Schwanz) fehlerfrei aussprechen kann, besteht den ultimativen Bayerisch-Test.
3. Fesch in Dirndl und Lederhose
Für das Oktoberfest gibt es keine modischen Vorgaben. Das beweisen mehr oder weniger stilsichere Besucher Jahr für Jahr. Traditionell glänzen Wiesn-Fans allerdings in klassischem knie- oder knöchellangem Dirndl und Lederhos’n. Für die Dirndlträgerinnen spielt es außerdem eine Rolle, wie die Schürzenschleife gebunden ist:
- Schleife auf der rechten Seite: Hände weg, die Dame in Tracht ist bereits vergeben
- Schleife auf der linken Seite: Komplimente erwünscht, die Dame ist noch zu haben
- Schleife in der Mitte: „Obacht!“ Der Beziehungsstatus der Trägerin ist kompliziert
Die Meinungen über die Dirndlschleife sind unterschiedlich, wie der Artikel «Links? Rechts? Schmarrn! Freiheit für die Dirndlschleife!» beweist.
Extra-Tipp: Beim Outfit-Kauf auf die kompetente und ehrliche Meinung der bayerischen Trachtenverkäufer und Verkäuferinnen verlassen.
4. Zelte für Promis oder Biermuffel
Tatsache ist, dass am Oktoberfest in jedem Wiesn-Bierzelt eine ausgelassene Stimmung herrscht. Welches davon welchen Geschmack trifft, ist wieder eine andere Sache. Die jungen Feierwütigen treffen bevorzugt im Hacker-Zelt oder Schottenhamel aufeinander. In Zweitem findet übrigens auch der Auftakt des Oktoberfestes mit dem traditionellen Anstich statt. Uriges Flair gibt es in der Augustiner Festhalle.
Dort kommt das Bier noch stilecht aus 200 Liter-Holzfässern, die von Wiesn-Kennern auch «Hirschen» genannt werden. Der Hunger auf Ochsenfleisch wird – wie der Name bereits vermuten lässt – in der Ochsenbraterei (Spatenbräu Festhalle) gestillt. Stars und Sternchen geben sich im gemütlichen Käfer oder im Weinzelt die Klinke in die Hand. Das Weinzelt eignet sich außerdem auch für alle Biermuffel. Diese finden hier neben Wein auch verschiedene Sekt- und Champagnersorten. Das Hofbräu-Zelt gilt als Schmelztiegel der Nationen.
Extra-Tipp: Für eine wohlgesonnene Bedienung, Trinkgeld nicht vergessen.
5. Die Oide Wiesn
Die alte oder auch «Oide Wiesn» genannt, stellt den nostalgischen Teil des Oktoberfestes dar. Brauchtumfans flanieren hier vorbei an Fahrgeschäften und Volksfestattraktionen aus Gründerzeiten, fiebern mit beim historischen Pferderennen und trinken Bier aus traditionellen Steinkrügen. Wenn auch etwas ruhiger, geht es hier mit bayerischer Volksmusik und Trachtenpracht mindestens genauso zünftig zu wie auf dem Rest der Theresienwiese.
Extra-Tipp: Die Alte Wiesn kostet zwar einen geringen Eintritt (rund 3 Euro), dafür ist sie nicht ganz so überfüllt und daher besonders für Familien mit Kindern geeignet.
6. Anfahrt & Unterkunft
Am besten ist die Wiesn mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Vom Hauptbahnhof aus fahren die U-Bahn-Linien U4 und U5 in wenigen Minuten zur Haltestelle Theresienwiese. Oktoberfest-Kenner gehen an den Bahnsteigen bis zum mittleren Abschnitt und kommen so leichter in die gut gefüllten Züge. Aber auch vom Hauptbahnhof oder der S-Bahn-Haltestelle Hackerbrücke aus erreichen Besucher in etwa zehn Minuten zu Fuß das Festgelände.
Autofahrer sollten die Park & Ride-Parkplätze am Stadtrand nutzen. So entgehen sie möglichen Sicherheitsumleitungen und dem hohen Verkehrsaufkommen in der Innenstadt. Oktoberfest-Fans, die noch keine Unterkunft für den Zeitraum ihres Besuches haben, müssen damit rechnen tief in die Tasche zu greifen. Daher sollten sie zumindest für das nächste Jahr an eine zeitige Zimmerreservierung denken.
Extra-Tipp: Für einen Bayerisch-Kurs der besonderen Art, einfach an der U-Bahn-Station Theresienwiese den Lautsprecherdurchsagen lauschen.
Ein unverzichtbares Wiesn-Accessoire für alle
Die offizielle Oktoberfest App steht ab sofort in den App-Stores für Android- und iOS-Geräte kostenlos zum Download zur Verfügung. Sie wird vor und während der Wiesn regelmäßig aktualisiert. Auch für die vielen Wiesn-Besucher aus dem Ausland ist sie optimal ausgelegt: Einmal heruntergeladen, stehen die wichtigsten Inhalte auch ohne Roaming-Gebühren im Offline-Modus zur Verfügung, wahlweise auf Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch.
Klasse Urs! Genau so iss holt!
Sehr schön zusammengefasst! Nur zwei ANmerkungen:
Zu 2.) Schnupftabak heisst bei uns (oberbayerischer Raum) seit jeher „Schmeizler“
Zu 3.) Hinten binden die Beidenungen, damit nichts im Weg umeinandgeht und stört. Mitte heißt eigentlich Jungfrau. Aber: Der Schmarrn mit den Schleifern gilt mittlerweile schon als eher überholt und es wird dort getragen, wo es gefällt:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/oktoberfest-dirndlschleifen-haben-sich-ueberholt-1.3177288
https://www.dirndlschuerze.de/links-rechts-schmarrn-freiheit-fuer-die-dirndlschleife/
Viele Grüße und fui Spaß auf der Wiesn! 🙂
Ursi
Vielen Dank für die Hinweise, die wir in den Artikel aufgenommen haben. Herzliche Grüsse, Urs