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Im Münsterland ist es Tradition am Karfreitag Struwen zu essen. Diese dicken kleinen Hefepfannkuchen mit Rosinen backten meine Oma – und jetzt meine Mutter – am Karfreitag, seit ich denken kann.
Der Karfreitag wird auch «de stille Fridag» genannt, ein strenger Fastentag, an den man sich aller «fleischlichen Gelüste» zu enthalten hatte und außer Fisch nur essen durfte «was auf dem Halm gewachsen war». Das waren vor allem die «Struwen», die wegen ihres süßen Geschmacks zweifelslos für die Kinder eine willkommene Abwechslung in der Karwoche waren.
«Struva» gibt es fast seit tausend Jahren
Die Bezeichnung stammt vom altsächsischen Wort «struva» und taucht zum ersten Mal in einer Urkunde um 1090 auf. Darin setzte der münsterische Bischof Erpho (1084-1097) nach einer Auseinandersetzung zwischen der Äbtissin und den Stiftsdamen vom Kloster Freckenhorst fest, dass den Nonnen an verschiedenen Feiertagen des Jahres, darunter Weihnachten, Ostern und Pfingsten, zum Abendessen eine Speise gereicht werden sollte, die vom Volk allgemein «struva» genannt wird, aus dem das heutige plattdeutsche Wort «Struwen» abgeleitet worden ist. Heute sind «Struwen» allerdings ein reines Karfreitagsgericht. Es ist nicht überliefert wann sich der Hefepfannkuchen zu einem reinen Karfreitagsgericht gemausert hat.
Auch wenn die Fastenregeln nicht mehr so streng wie früher sind – und viele die Fastenzeit für persönliche Ziele nutzen – bedeutet doch das «Struwenessen» hier im Münsterland für viele das Ende der Fastenzeit.
Struwen gibt es bei der bei Oma
Zum Essen trifft sich auch heute noch die ganze Familie häufig bei Oma. Dort wird gemütlich bei einem Kaffee und warmen Kakao für die Kinder, oder auch dem ersten Bierchen – schließlich ist die Fastenzeit nun vorbei – Struwen bis zum abwinken genossen. Die Familie sitzt an diesem Tag gemütlich zusammen, und das Osterfest bis hin zum Besuch des Osterfeuers wird geplant. Durch diesen auch heute noch vielfach gepflegten Brauch steigt auch die Freude auf das bevorstehende Osterfest.
Die Hauptmahlzeit soll an Karfreitag erst nach der Karfreitagsliturgie eingenommen werden, die häufig erst um 15 Uhr stattfand. Danach kam der frisch gebackene Hefepfannkuchen auf den Tisch.
Der Struwen wird regional unterschiedlich serviert. Meine Oma hat den Hefepfannkuchen oft nur mit Puderzucker gereicht. Waren noch Äpfel im Keller, gab es auch Apfelmus dazu.
Bei Schwiegermutter wurde der Struwen mit Biersuppe gereicht. In einigen traditionsreichen Gasthäusern wird dieser Brauch ebenfalls noch gepflegt. Dort wird je nach Region dazu oft die Biersuppe oder auch schon mal eine Weinsuppe gereicht.
Wir stellen euch heute die Struwen im Video vor. Im zweiten Film gehen wir dann auch noch auf die Biersuppe ein.
Zubereitung der Struwen
Für den Struwen brauchen wir:
- 500 g Mehl, Type 405
- 40 g Hefe (einbröseln)
- 2 Eßl. Zucker
- 0,5 TL Salz
- 1 Ei, Größe L
- 375 ml Milch
- 30 g Butter, weich
- 150g Rosinen oder ein klein geschnittener Apfel
Öl oder Butterschmalz zum Ausbraten. Puderzucker zum abpudern. Wird der Struwen ohne Bier- oder Weinsuppe gereicht, darf gerne etwas mehr Zucker untergerührt werden.
Zubereitung der Biersuppe
Für die Biersuppe brauchen wir:
- 500 ml Milch
- 1 Prise Salz
- evtl. eine Stange Zimt
- 30 g Vanillepuddingpulver
- 60 g Zucker
- 1 Ei
- 500 ml Bier oder Malzbier
Wir wünschen allen Lesern ein erholsames und gesegnetes Osterfest.
Heike & Olaf