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Sprossen sind nicht nur in den kühleren Wintermonaten eine willkommene Abwechslung auf unserem Teller. Sie schmecken lecker und sind erst noch kinderleicht auf der Fensterbank selber anzuziehen. Zudem versorgen sie unseren Körper mit wichtigen Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und Enzymen.
Unter Sprossen versteht man junge Austriebe aus Samenkörnern. Botanisch werden sie als Keimlinge oder Sämlinge bezeichnet. Sie sind winzig und doch voller geballter Energie. Nicht umsonst ist in einem Samenkorn die Grundlage für das Wachstum und die Entwicklung einer gesamten Jungpflanze gelegt. Interessant ist, dass die meisten der Mineralien, Vitamine und Aminosäuren sich erst beim Keimen richtig ausbilden und zum Teil um ein Vielfaches verstärkt werden.
Sprossen sind nicht nur im Winter begehrte Vitamine von der Fensterbank
Keimsprossen enthalten viele gesunde Vital-Stoffe, sind einfach in der Anzucht und bringen Würze und Abwechslung in die Küche. Wer Freude am Experimentieren und Ausprobieren hat wird feststellen wie reich das Angebot an Keimsprossen ist. Sei es im Supermarkt als fertige Sprossen oder aber als Saatgut zur Herstellung von Keimsprossen. Zudem sind sie ein wahrer Jungbrunnen und Vitaminlieferant in der kälteren Jahreszeit.
Sprossen versorgen uns mit Vitamin C
Während der kälteren Jahreszeit sind Keimsprossen eine ideale Quelle für das abwehrstärkende Vitamin C. Zusätzlich bieten die Baby-Pflänzchen Eisen, Zink, Kalium, Kalzium und Magnesium. Ebenfalls ist ihr Gehalt an lebenswichtigen Aminosäuren, Enzymen und sekundären Pflanzenstoffen nicht zu verachten. Keimsprossen wie Soja- oder Mungo-Bohnen, Kichererbsen oder Adzuki-Bohnen sind gute Lieferanten für pflanzliches Eiweiss und die B-Vitamine. Aber auch andere Keimsprossen wie Bockshornklee oder Linsen sind wegen ihrem hohen Anteil an Eiweiss in der vegetarischen Küche sehr beliebt.
Sprossen sind nicht hitzebeständig
Sprossen sollten keinesfalls erhitzt werden, weil sonst die empfindlichen Vitamine verloren gehen. Ausgenommen davon sind Keimsprossen von Hülsenfrüchten wie die Sojabohne, Kichererbse oder Gartenbohne und Gartenerbse. Diese sollten etwa drei Minuten blanchiert werden. Mungo- und Adzuki-Bohnen sind davon ausgeschlossen und können problemlos roh verzehrt werden.
Keimsprossen schmecken sehr gut roh im Salat, auf dem Quarkbroten, in Suppen gestreut oder in Kräuter-Dips und Saucen. Bei warmen Speisen sollten Sie die Keimsprossen erst kurz vor dem Servieren dazugeben. Aufgrund ihres vielfältigem Geschmackes sind sie vielseitig einsetzbar. Der Geschmack variiert von mild, nussig bis zu pikant-scharf.
Anziehen von Sprossen ist kinderleicht
Eine mögliche Variante der Anzucht von Keimsprossen ist in einem Sprossenglas. Eine sehr einfache Methode, welche sehr gut für grössere Samen und Bohnen geeignet ist. Wie Sie das machen erkläre ich Ihnen in sieben einfachen Schritten:
- Vor Beginn des Keimvorganges das Sprossenglas gründlich reinigen. Die Menge der verwendeten Samen für die Sprossen variiert je nach Grösse von ein bis zwei Esslöffel.
- Samen vor Einfüllen gut unter fliessendem Wasser in einem Sieb abspülen.
- Zum Einweichen der Samen das Glas grosszügig mit kaltem Wasser füllen. Das Volumen der Samen verdoppelt oder verdreifacht sich je nach Samen! Die Einweichdauer der Samen variiert je nach Art.
- Während der Keimzeit das Glas mindestens zweimal täglich (morgens und abends) mit klarem Wasser durchspülen um den Befall von Schimmelpilz vorzubeugen. Überschüssiges Wasser nach dem Spülvorgang durch den Siebdeckel gut abgiessen.
- Glas mit Öffnung nach unten auf einen Teller oder in eine Abtropf-Schale stellen.
- Während des gesamten Keimvorganges Glas an einem hellen Standort ohne direkte Sonne bei 18 bis 20 Grad Celsius aufstellen.
- Nach Ende der Keimzeit die Sprossen nochmals gut waschen. Bis zum Verzehr der Sprossen das Glas in den Kühlschrank stellen. Viele Sprossen sind nach 3 – 4 Tagen essbereit.
Es geht noch einfacher
Noch einfacher funktioniert die Anzucht in stapelbaren Keimschalen mit Siebeinsatz oder mit einem automatischen Keimkasten. Diese sind im Reformhaus, Bioladen oder im Internet erhältlich. Oder Sie basteln sich aus einem Einmachglas und einem Netzlein gleich selbst ein Sprossenglas.
Wichtig: Achten Sie bei der Qualität des Sprossensaatgutes unbedingt auf Bio-Qualität. Verwenden Sie nur Saatgut, welches für die Anzucht von Keimsprossen deklariert wird, da Samen für den Hausgarten vielfach behandelt sind.
Sprossen welche faulig riechen, schleimig sind oder unnatürliche braune Verfärbungen haben, sind nicht zum Verzehr geeignet und gehören auf den Kompost oder in den Mülleimer!
Kresse – eine der einfachsten Sprossen überhaupt
Die reinigende Wirkung der Kresse wurde seit alten Zeiten in Frühjahrskuren genutzt. Schon früh wurde sie in Persien und Syrien angebaut und fand wahrscheinlich über Griechenland den Weg zu uns nach Europa. Hippokrates verordnete sie als Heilmittel zur Reinigung des Körpers.
Der hohe Vitamin-C-Gehalt macht Kresse auch heute zum unverzichtbaren Bestandteil der Winterküche. Man schreibt ihr hervorragende Eigenschaften bei der Vorbeugung von Infektionen zu. Sie ist reich an Senfölen (bis zu 60 %), welche ihr den typischen senf- bis rettichartigen, leicht scharfen Geschmack und Geruch verleihen. Bereits geringe Mengen reichen aus, um ein Extra an Würze auf den Teller zu zaubern.
Das Anziehen von Kresse auf der Fensterbank ist sehr einfach. Kresse bildet in Kontakt mit Feuchtigkeit einen starken Schleim. Darum gelingt die Anzucht von Kresse am besten in einem Tongefäss, auf Watte oder direkt ausgesät auf Erde.
Wie Sie Kresse auf der Fensterbank ziehen können, erfahren Sie in einem kleinen Video-Tutorial hier. Kresse kann aber auch sehr früh im Garten direkt ins Beet oder in einen Früh- oder Hochbeetbeet ausgesät werden.
Die beliebtesten Sprossen zum Anziehen
Und zum Schluss
Die korrekte botanische Bezeichnung von Keimsprossen wäre Sämlinge. Echte Sprossengemüse sind beispielsweise Spargeln oder Bambussprossen. Man bezeichnet sie deshalb als Sprossen, weil aus Teilen der Pflanze wieder ein Spross der Pflanze austreibt. Die Blattröschen des Rosenkohls sind ebenfalls Sprossen, welche am Stengel des Rosenkohl entspringen.
Ebenfalls ein sehr wertvolles Gemüse, welches hervorragend zu verschiedenen Wintersalaten wie Endivien, Zuckerhut und Feldsalat passt, ist der Chicorée. Geben Sie einige Sonnenblumen- und Kürbiskernen dazu, 2-3 Baumnüssen, eine Fingerspitze Sesamsamen und zum Schluss eine Handvoll frisch geernteten Keimsprossen. Mit einem Balsamico-Essig und feinen Öl (Distel- oder Maiskeimöl) verfeinern, einige klein geschnittene Orangenschnitze darunter mischen und Sie erhalten einen erfrischenden kleinen Vorspeise-Salat der köstlich schmeckt!
Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit!