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Der Erfinder der Musik-Tauschbörse Napster und frühere Präsident von Facebook, Sean Parker, warnt vor den Folgen der Nutzung von Social Media. Diese seien darauf ausgelegt, Schwächen der menschlichen Psyche auszunutzen, um uns regelmässig einen Dopamin-Kick zu verpassen.

Dass Politiker, Pädagogen oder Datenschützer vor den Gefahren sozialer Netzwerke wie Facebook warnen, ist keine Seltenheit. Etwas irritierend wirkt es schon, dass ausgerechnet ein Mann vor Facebook und anderen sozialen Medien warnt, der ein Vermögen damit gescheffelt hat. Andererseits mag man einwenden, dass er wenigstens wissen sollte, wovon er spricht. Der Napster-Mitbegründer war ein früherer Investor und übernahm wenige Monate nach Gründung den Posten des ersten Facebook-Präsidenten. Doch obwohl er Milliarden an der Firma verdient hat, scheint er sich heute unwohl mit dem zu fühlen, was er damals mit geschaffen und aufgebaut hat. Er selber ist deshalb bei keinem Sozialen Netzwerk mehr dabei.

«Nur Gott weiß, was es mit den Gehirnen unserer Kinder macht»

Sean Parker warnt eindringlich vor den Gefahren: «Kein Mensch wisse, was Facebook mit den Gehirnen unserer Kinder mache», sagt er. Soziale Medien sei darauf ausgelegt, Schwächen der menschlichen Psyche auszunutzen. «Es ändert buchstäblich euren Umgang mit der Gesellschaft und untereinander», sagte er auf einer Veranstaltung in Philadelphia. «Es stört wahrscheinlich auf komische Weise Eure Produktivität.»

Über Social Media erhaltene Likes oder Kommentare verpassen uns einen Dopamin-Kick.
Über Soziale Netwerke erhaltene Likes oder Kommentare verpassen uns einen Dopamin-Kick. Photo by Eaters Collective on Unsplash

Am Anfang aller sozialen Netzwerke habe die Frage gestanden, wie man möglichst viel Zeit der Nutzer beanspruchen könnte und dabei ihre höchstmögliche Aufmerksamkeit bekomme.

Dopamin-Kicks über Social Media

Um dieses Ziel zu erreichen, verpasse Facebook seinen Mitgliedern ab und an einen Dopamin-Kick, nämlich wenn ein anderer Nutzer auf die Posts reagiert. Dopamin sorgt für Anreize, es motiviert, es lässt uns bei der Stange halten. Das wiederum motiviere die Nutzer, ihrerseits mehr Inhalte und Reaktionen zu produzieren. Dieser Mechanismus sei ein Kreislauf, eine Schleife der sozialen Bestätigung. Das sei genau die Art von Dingen, die sich ein Hacker wie er selbst ausdenken würde, «da es eine Schwäche in der menschlichen Psyche ausnutzt».

Social Media nutzt eine Schwäche in der menschlichen Psyche aus.
Social Media nutzt eine Schwäche in der menschlichen Psyche aus. Photo by Adam Jang on Unsplash

Die Erfinder vom Sozialen Netzwerk «Facebook» – Mark Zuckerberg, Kevin Systrom von Instagram, aber auch er selbst – seien sich dessen bewusst gewesen. «Und wir haben es trotzdem getan.» Früher habe er Freunden, die Sozialen Medien skeptisch gegenüber standen gesagt «am Ende bekommen wir dich auch». so Parker, der sich mittlerweile als einen Social-Media-Gegner bezeichnet und vor negativen Auswirkungen auf die Produktivität und den Verstand von Kindern warnt.

Wir sind doch selbst schuld

Für regelmässiges Raunen sorgt Ralf Wuzel jeweils in seinem Vortrag «Digitaler Stress im Privatleben und Beruf». Die Nutzung von Smartphones führt immer mehr zu einer digitalen Abhängigkeit und wirkt sich signifikant auf die Produktivität der Unternehmen aus. Die ständige Erreichbarkeit führt dazu, dass sich Nutzer im Schnitt drei Stunden täglich mit dem Smartphone beschäftigen und es 88 Mal am Tag einschalten. Das bedeutet, dass wir uns alle 18 Minuten von unseren Smartphones ablenken lassen.

Ralf Wuzel in einem Vortrag über "Digitalen Stress" und den Dopamin-Kicks in den Sozialen Netzwerken.
Ralf Wuzel rüttelt in seinen Vorträgen regelmässig die Teilnehmer auf und bringt sie zum nachdenken. ©uschleg

Bei Unterbrechung, um zum Beispiel über Social Media zu surfen oder eine Nachricht abzurufen, brauchen wir anschliessend 15 Minuten, um wieder in den Arbeits-Flow zu gelangen. Werden wir also alle 18 Minuten unterbrochen, sind wir lediglich 2,5 Stunden am Tag produktiv – und das nicht einmal am Stück. Eine bedenkliche Entwicklung, die noch zu mehr Stress führen wird.

Mehr zum Thema finden Sie auch unter www.diegesundheitsstrategen.de

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