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Bedingt durch Arbeit die keinen Spaß machte und nur Umsatz brachte, veränderte ich mich. Innere Leere und Selbstzweifel machten sich breit. Aus der Natur liebenden, fast immer gut gelaunten, hilfsbereiten und freundlichen Heike wurde eine Unternehmerin mit Geld, jedoch mit dem Gefühl alleine zu sein.
Was war geschehen? Warum agierte ich gegen meine innere Einstellung? Weshalb zweifelte und haderte ich mit mir? Wieso stellte ich mir auf einmal die Frage: «War das alles, was das Leben mir zu bieten hatte, obwohl ich doch scheinbar alles hatte? Oder gab es da doch noch mehr?»
Wenn zwei Welten aufeinander prallen
Unser kleines Unternehmen lief gut. Wir konnten gut davon leben. Schon nach drei Jahren kauften Günter und ich ein Haus, indem wir mit unserem Sohn, meinen Eltern und meiner Oma gemeinsam lebten.
Vier Generationen unter einem Dach und eine Firma in der jeder glaubte etwas zu sagen zu haben. Das war nicht immer einfach.
Günter, ein Mann der immer gleich die ganze Welt retten möchte, war sehr lösungsorientiert für unsere Auftraggeber unterwegs. Mein Vater dagegen, in erster Linie, Umsatz orientiert. Das bedeutete mehr als einmal in der Woche Streit. Ich verstand beide Seiten, denn ich kannte schließlich beide Männer. Ich jedoch bin ein Mensch, dem es lieber ist, gemeinsame Lösungen zu finden damit Streitigkeiten ausbleiben. Meistens stand ich zwischen den Stühlen und war frustriert. So schluckte ich mit Essen meinen Frust runter.
Heute weiß ich, dass sich alles Unausgesprochene bei mir in Form von Übergewicht wieder findet. Was jedoch noch viel schlimmer war und keiner sah, war die innere Leere durch viele Selbstzweifel geprägt, immer zwischen den Stühlen zu stehen und alleine zu sein. Ob bei den Streitigkeiten zwischen meinem Mann und meinem Vater oder wenn ich mal wieder im Büro alleine, vor der Schreibmaschine sitzend, Zahlen auf Papier brachte.
Innere Leere und Selbstzweifel
Wie konnte ich sie besiegen? Klar, mit Essen. Das klappte ja schon ganz gut, wie ich selbst im Spiegel und sonst auch jeder andere, der mir begegnete, sehen konnte. Mir fehlte noch etwas. Doch ich wusste nicht was.
Eines Tages stad ich vor meinem Kleiderschrank und durchforstete meine Klamotten. Ich empfand jedes Teil, was ich da sah, als langweilig und nichtssagend. Komisch, in den Klatschzeitschriften wurde so oft bei der Modeberatung von Stil und Persönlichkeit geschrieben. Das fand ich in meinem Kleiderschrank nicht. So entschied ich mich zu einem Einkaufsbummel, um meinen Stil und meine Persönlichkeit zu verändern.
Mit dem heutigen Wissen hatte ich damals gehofft mich dadurch verändern zu können, doch das klappt leider nicht nur mit ein paar Klamotten. Das was ich mit nach Hause brachte, war alles andere als das, wer ich mal glaubte zu sein, nämlich naturverbunden.
Top modern, auffallend und leuchtend
Doch ich fühlte mich wohl mit meinem neuen Outfit. Selbst mit meiner neuen Frisur und Stirnband. Nein, nicht wie Sie jetzt glauben eins für den Sport. Nein ein silberglitzerndes Stirnband.
Als ich mich abends mit meiner neuen Garderobe meinem Mann präsentierte, brach – so glaube ich – für ihn eine Welt zusammen. So wie er mich ansah, kam ich von einem anderen Stern. So fühlte ich mich die ganze Zeit schon, doch nun war es für mich offensichtlich.
Sein Blick verriet mir, ich gefiel ihm nicht mehr
Wie auch, mit soviel Speck auf den Rippen. Der Blick meines Mannes entfachte zu meiner inneren Leere nun auch noch Selbstzweifel ohne Ende. Gefiel ich ihm noch? War ich ihm zu dick geworden? Was sollte ich verändern, um ihm wieder zu gefallen? Fragen über Fragen, doch da ich wusste, dass Günter immer der schweigsame ist, behielt ich meine Fragen für mich.
So testete ich, wie die Außenwelt auf mein neues Outfit reagierte und war positiv überrascht. Man nahm mich wieder wahr, glaubte ich. So blieb ich eine ganze Zeit lang diesem modischen, auffallenden neuen Look treu. Nur glücklicher und zufriedener wurde ich nicht.
Es fehlte noch immer etwas und meine Zweifel blieben
Unser Sohn war nun schon fünf Jahre alt und irgendwie hatte ich das Gefühl, er sei der einzige dem ich wirklich wichtig war und mich verstand. Der Wunsch nach einem zweiten Kind wurde bei mir immer stärker. So wollte ich Günters Meinung zu einem zweiten Kind wissen. Er grinste nur und schwieg. Für mich war klar, mein Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen. Denn ein zweites Kind, ohne dass Günter damit einverstanden war, kam für mich nicht in Frage. Die Angst war zu groß, dass ich unserem Sohn, mit meinem Wunsch nach einem zweiten Kind, den Vater rauben würde. Meine Selbstzweifel wuchsen. Lag es an mir? Klar, wenn ich in den Spiegel schaute konnte ich ihn sogar verstehen, so fett wie ich geworden war. Ich hatte mich ja fast verdoppelt.
Eines Morgens stand ich heulend vor dem Schrank, denn ich musste die Pille wieder nehmen. Doch ich traute meinen Augen nicht. Meine Pillenpackung war weg. Stattdessen stand eine Rolle Smarties im Schrank. Hin- und hergerissen zwischen Freude und Wutausbruch, liefen mir die Tränen die Wangen runter und ich verstand mal wieder, dass mein Mann nicht unbedingt über Gefühle reden konnte. Ein Jahr später wurde unsere Tochter geboren.
Die Welt schien sich nur um unsere kleine Familie zu drehen
Ich war mit zwei Kindern und der Büroarbeit voll ausgelastet. Mein Mann war, wie vorher auch, wenig zu Hause. Beide Kinder wurden älter und immer selbstständiger. Ich saß im Büro mit Blick auf den Garten. Da war sie wieder die Frage: «War das alles, was das Leben mir zu bieten hatte oder gibt es da doch noch mehr?»
Unser Garten musste dran glauben
Meine Gartenideen besprach ich mit Günter und wir bauten einen Gartenteich. Endlich nochmal etwas Sinnvolles gemeinsam tun. Wir hatten Spaß bei der Umsetzung. Die Kinder buddelten mit uns in der Erde. Wir machten auf der Gartenteich-Baustelle Picknick und hatten Spaß. In dieser gemeinsamen Zeit war ich rundum zufrieden. Natürlich wurde der Teich so angelegt, dass Enten brühten und sich Frösche und Insekten ansiedeln konnten. Mir tat es gut, etwas Gutes für die Natur und für unser Wohlbefinden getan zu haben.
Klar freute ich mich, wenn ich mit den Kindern beobachtete wie sich die Enten auf dem Teich tummelten und die Schmetterlinge und Bienchen einflogen. Mir schien es sogar manchmal, als ob die Tiere sich bei uns bedankten. Es war einfach herrlich die Natur mit den Kindern im eigenen Garten zu beobachten.
Doch bald war sie wieder präsent, diese eine Frage. So entwickelte ich immer wieder neue Ideen, wie wir unseren Garten noch schöner für uns und die Kinder gestalten konnten. Wir bauten noch einen Pool in den Garten und der Spielplatz für die Kinder wurde größer und schöner. Bei all diesem Tun war wieder das angenehme Gefühl der Gemeinsamkeit da. Allerding wieder nur für kurze Zeit. Dann war sie wieder da, meine Leere und meine Zweifel mit dieser «einen» Frage.
Unser kleines Unternehmen wuchs
Wir stellten Mitarbeiter ein. Der Maschinenpark wurde immer größer. Wir mieteten noch Lagerhallen dazu. Und wieder schien alles perfekt. Doch wie gesagt, es schien.
Eines Abends fragte ich meinen Mann, ob wir mit den Kindern nochmal ein paar Tage Urlaub machen wollten. Es kam mal wieder kein Ja und auch kein Nein. Nur ein: «Wir können ja mal schauen.» Ich fühlte mich wieder alleine und fing an mich in Frage zu stellen. Hat er keine Lust mehr mit mir etwas zu unternehmen?
An diesem Abend eilte mein seelischer Beistand herbei
Pucki die Cousine meines Mannes, der ich von meinen Urlaubsplänen sofort erzählen konnte. Sie bließ sofort mit mir in ein Horn und fragte, ob wir gemeinsam – sie mit ihrem Freund Markus und wir – nach Südtirol fahren wollten. Das gefiel mir. Ich sprach mit Günter und ganz schnell stand fest, ja wir machen gemeinsam Urlaub in Südtirol.
Meine Freude war groß, doch die Selbstzweifel auch. Wieso musste erst Pucki den Anstoß zu unserem gemeinsamen Urlaub geben? Ich verdrängte meine Zweifel und freute mich erst einmal auf unseren Urlaub. Dieser sollte schon vierzehn Tage später stattfinden. So war ich wieder voll im Einsatz für unsere gemeinsame Urlaubsplanung.
Wo wird übernachtet? Was können wir in der Gegend mit den Kindern unternehmen? Ein Auto, in das wir alle passten, sollte gemietet werden und noch so viele Dinge sollten vorab geklärt werden. Viele Fragen taten sich auf und das noch alles ohne Google. Pucki und ich waren voll in der Planungsphase und im Tun. Meine innere Leere und meine Selbstzweifel waren mal wieder verschwunden.
Ich fühlte mich wieder wichtig, anerkannt und gebraucht
Geht es Ihnen auch schon mal so, dass Sie eine innere Leere spüren? Immer wieder an sich selbst zweifeln? Sich unwichtig fühlen? Keine Anerkennung bekommen? Lenken Sie sich selbst ab, so wie ich es gerne getan habe und auch zum Teil noch tue, durch Tätigkeiten wie zum Beispiel Essen, Klamotten kaufen, Gartenteich bauen oder Urlaub planen?
Über die Jahre habe ich erkannt, je besser es mir geht, umso weniger und bewusster esse und lebe ich.
Doch mit meiner Suche auf meine bestimmte Frage, war ich noch lange nicht am Ziel. Heute komme ich dieser Frage immer näher.Doch mit meiner Suche auf meine bestimmte Frage, war ich noch lange nicht am Ziel. Heute komme ich dieser Frage immer näher.
Wenn auch bei Ihnen diese «eine» Frage: «Ist das alles, was das Leben mir zu bieten hat oder gibt es da doch noch mehr?» immer mal wieder aufkommt,
Schreiben Sie Ihre Gefühle auf
Beobachten Sie sich selbst. Was tun Sie, wenn sich bei Ihnen diese Gefühle breit machen.
- Essen Sie?
- Gehen Sie shoppen?
- Welche Gewohnheiten haben Sie für sich entwickelt?
- Erkennen Sie sich selbst!
- Fühlen Sie sich dann gut, wichtig und anerkannt?
- Die innere Leere und die Selbstzweifel halten mal Ruhe?
Vielleicht schaffe ich Sie, mit meiner nächsten Geschichte die mein Leben veränderte, ein wenig zu inspirieren, Veränderung zuzulassen.
Haben Sie jedoch noch mehr Fragen und das Gefühl, ich könnte Ihnen weiter helfen, dann senden Sie mir gerne eine Mail an [email protected]
Ihre Heike Ochel-Herwig
Danke für Ihre offene ehrliche Geschichte. Das ist sehr hilfreich. Und erst die Fragen am Ende zur Selbstreflektion – einfach super!
Die einfühlsamen Worte und praktischen Tipps sind eine wahre Quelle der Inspiration. Es ist großartig zu sehen, wie du Themen wie diese ansprichst und Menschen dabei hilfst, ihre innere Stärke zu finden. Vielen Dank für deine wertvolle Arbeit und dafür, dass du so vielen Menschen unterstützt.
Herzliche Grüße und weiterhin viel Erfolg bei deiner wichtigen Mission!