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September und Oktober sind die idealen Monate für den Herbstschnitt im Garten. Bäume, Sträucher und Hecken werden gestutzt und in die gewünschte Form geschnitten. Aber auch für Beerenobst wie Brombeere, Himbeere oder Heidelbeere und Co. ist nun der ideale Zeitpunkt für einen verjüngenden Rückschnitt gekommen. Wie Sie das bewerkstelligen, erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag.

Der Herbstschnitt dient dazu, dass Bäume und Sträucher wieder in die richtige Form gebracht werden und somit in der nächsten Wachstumsperiode wieder gesund und kräftig austreiben. Aber auch Ziergehölze, welche im Sommer zu gross wurden, werden nun eingekürzt.

Was bringt der Herbstschnitt für Vorteile im Garten?

Der Vorteil eines Herbstschnittes liegt auf der Hand:

  • Altes und abgestorbenes Material ist gut erkennbar und somit einfacher und effizienter entfernbar
  • Der Pflanze wird ein zeitlicher Vorsprung eingeräumt, damit sie im Frühjahr optimal austreiben und gedeihen kann
  • Schädlinge und Krankheiten werden eliminiert, da befallene Pflanzenteile entfernt werden
  • Ein Neuaustrieb der Pflanze aus dem Stock wird forciert und die Pflanze entwickelt sich somit schon früh im Jahr buschiger
Handschuhe und Gartenschere für den Herbstschnitt
Handschuhe und eine scharfe Gartenschere erleichtern die Arbeit. Bild by Andrea Rothenberger

Werkzeuge werden für den Herbstschnitt

Für einen professionell ausgeführten Herbstschnitt benötigen Sie selbstverständlich das richtige Schneidewerkzeug. Dies sollte scharf sein, um einen sauberen Schnitt durchführen können. Hier die wichtigsten und gebräuchlichsten Schnittwerkzeuge:

  • Baum- oder Gartenschere: Zum Abschneiden von verwelkten Blüten oder dünnen Zweigen von 1.5 – 2 cm geeignet.
  • Heckenschere: Für alle Hecken und dichtes Gehölz.
  • Astschere: Für alle sehr hoch hängenden Äste. Durch die langen Griffe entsteht eine grosse Hebelkraft. Somit können Äste bis zu 5 cm mühelos durchschnitten werden.
  • Baumschere mit Seilzug: Beim Auslichten von Bäumen werden auch Äste an schwer erreichbaren Stellen entfernt. Hier hilft eine spezielle Baumschere mit Seilzug an einem ausziehbaren Stab.

Was wird bei Bäumen und Sträuchern im Herbst geschnitten?

Je nach Bedarf werden Hecken oder einzeln stehende Gehölze wieder in Form gebracht, und/oder:

  • alte und abgestorbene Äste und Zweige
  • zu gross gewordene Austriebe oder
  • zu hochgewordene Stämme von Sträuchern und Bäumen
  • von Krankheiten oder Schädlingen befallene Teile
  • zu dichte gewordene Pflanzenteile welche sich gegenseitig keinen Raum mehr lassen
  • Schwache Austriebe oder verkümmerte Äste in Bodennähe ganz entfernt
Die Hecke im Garten ist geschnitten
In Form geschnittene Hecke und Baum. Bild by Andrea Rothenberger

Beachten Sie dass jede Schnittstelle, sei es an einem Baum, Strauch oder Hecke, immer auch ein Eintrittstor für Krankheitserreger sein kann. Grössere Schnittstellen sollten mit einer Wundverschluss-Paste verschlossen werden, damit der Baum gegen Krankheitserreger geschützt ist.

Wie schneiden Sie Ihre Hecke

  • Der letzte Rückschnitt für Hecken erfolgt spätestens im Oktober bis November. Es sind jedoch Form- und Pflegeschnitte während des Sommers möglich. In diesem Fall auf die Brutzeit der Vögel vom März bis September Rücksicht nehmen. Radikale Rückschnitte auf Mitte Oktober bis November legen.
  • Achten Sie darauf, dass die Temperaturen über 5 Grad Celsius liegen. Die Hecke treibt so nicht mehr neu aus und die jungen Triebe erfrieren dadurch nicht.
  • Wenn möglich erst nachmittags schneiden, damit das Sonnenlicht die Schnittstellen nicht austrocknet. Früh blühende Gehölze sind davon ausgeschlossen. Diese werden erst im Februar oder März geschnitten.
  • Buchs und andere immergrüne Laubgehölze und Koniferen können das ganze Jahr in die gewünschte Form geschnitten werden. Der Herbst ist der letzte Zeitpunkt, um dies vor dem nächsten Frühling zu tun.
  • Dicht gewachsene Hecken müssen kräftiger zurückgeschnitten werden als weniger kompakte Hecken. Im ersten Arbeitsschritt geknickte und gebrochene Äste und Zweige entfernen. In einem zweiten Arbeitsschritt überhängende Zweige einkürzen. Die Hecke sollte nach dem Schneiden im unteren Bereich breiter als im oberen Bereich sein. Auf diese Weise erhalten die Blätter in Bodennähe ebenfalls genügend Licht und die Form der Hecke wird kompakter.
Eine Buchsbaum-Hecke vor dem zurückschneiden.
Eine Buchsbaum-Hecke vor dem Herbstschnitt. Bild by Andrea Rothenberger

So führen Sie Herbstschnitt bei Beerenobst aus

Der Herbst ist unter anderem auch Pflanzenzeit für Beerenobst. Bei Neupflanzungen die jungen Beerenpflanzen wie im Artikel „Beerenobst – leckere Powerfrüchte aus dem eigenen Garten“ pflanzen und schneiden. Anschliessend werden Sie meist je nach Beerensorte direkt nach der Ernte geschnitten. Am wichtigsten ist aber das alte und verdorrte Holz zu entfernen, damit wieder Platz für einen Neuaustrieb entsteht. Je nach Beerenart sieht der Rückschnitt anders aus. Heidelbeeren werden nur sehr schwach wenn überhaupt zurückgeschnitten. Johannisbeeren benötigen ab und zu einen etwas stärkeren Rückschnitt.

Brombeeren

Brombeeren werden im Spätherbst oder im Winter zurückgeschnitten. Da Brombeeren nur am zweijährigen Holz tragen, ist es wichtig nur die Triebe zu entfernen, welche Beeren getragen haben. Dies sieht man sehr gut an den vertrockneten Beerenständen am Ende der Brombeertriebe. Diese Triebe bodeneben abschneiden. Die jungen Triebe lässt werden stehen lassen und an ein Kletter-Gerüst binden. Bei sehr langen  Brombeerruten die Brombeer-Rute am Triebende einkürzen. So entwickeln sich kräftige Seitentriebe, welche im nächsten Sommer reichlich mit Brombeeren behangen sind.

Reife Brommbeeren am Strauch
Reife Brombeeren am zweijährigen Strauch. Bild Andrea Rothenberger

Himbeeren

Bei Himbeeren wird zwischen Sommer- und Herbsthimbeeren – Sorten unterschieden:

Sommer-Himbeeren

  • Sogenannte „Sommer-Himbeeren“ blühen und fruchten am zweijährigen Holz. Die neuen Triebe werden erst im zweiten Jahr fruchten. Da die Anlage für die Blütenknospen schon im Herbst des ersten Jahres ausgebildet wird, blühen und fruchten diese Himbeeren schon sehr früh im Sommer. Ab Juni/Juli dürfen Sie mit den ersten Himbeeren rechnen. Aus diesem Grund werden Sie auch „Sommer-Himbeeren“ genannt. Beim Rückschnitt ist es wichtig, dass nur Triebe geschnitten werden, welche schon Frucht (sprich Himbeeren) getragen haben. Dies erkennt man sehr gut an den Ruten mit den schon geernteten Beeren. Junge, einjährigen Triebe stehen lassen und am besten am gespannten Draht anbinden. Sommer-Himbeeren werden gerne von der Himbeerruten-Krankheit befallen. Die Triebe vertrocknen und verkümmern frühzeitig. Darauf achten, dass nur 6 – 8 starke Triebe pro Laufmeter stehen gelassen werden. So können die einzelnen Triebe bei Regen gut abtrocknen und einem Pilzbefall wird entgegen gewirkt. Sollte es doch soweit kommen befallene Triebe sofort bodeneben abschneiden und über den Hausmüll entsorgen.

    Eine regelmässige Unkrautentfernung kann bei der Vorbeugung der Krankheit ebenfalls helfen. Himbeeren stammen ursprünglich aus dem Wald und lieben einen lichten Schatten und eine Mulchschicht aus verrotteten Blättern. Die leichte Beschattung hilft bei starken Temperaturschwankungen und die Mulchschicht verhindert eine zu starke Austrocknung der Wurzeln. Himbeeren demzufolge an einen nicht zu heissen Standort pflanzen und regelmässig mit abgestorbenem Pflanzenmaterial wie Blätter, Rückschnitt von Sträuchern oder Rasenschnitt mulchen. Himbeeren fühlen sich auch bei einem PH-Wert der etwas saurer ist sehr wohl.

Herbst-Himbeeren

  • „Herbst-Himbeeren“ sind Himbeeren welche im gleichen Jahr neue Triebe bilden, blühen und ab Mitte bis Ende August bis in den September am diesjährigen Trieb fruchten. Bei Herbst-Himbeeren werden im Oktober oder nach der Ernte alle Triebe bodeneben abgeschnitten. Triebe die stehen gelassen werden, fruchten zwar sehr früh im nächsten Jahr, bilden aber nur ganz wenige Beeren aus. Es lohnt sich also die Triebe zurückzuschneiden. Der grosse Vorteil der Herbsthimbeeren ist, dass die Triebe aufgrund des bodenebenen Rückschnittes nicht mit der gefürchteten Rutenkrankheit befallen werden.

    Der Nachteil der „Herbst-Himbeere“ ist, dass die Beeren in Höhenlagen oder bei kaltem und regnerischem Wetter nicht mehr optimal ausreifen können. Grauschimmel und unreife Früchte können die Folge davon sein. Bei Herbsthimbeeren sind spezielle Herbstsorten im Handel erhältlich welche relativ spät im Herbst noch Beeren tragen.Die Sorte wird meist unter dem Namen «Autumn Bliss» angeboten. Sie ist gegen die gefürchtete Rutenkrankheit resistent, da die Krankheit keine Möglichkeit hat die Ruten zu infizieren.

Eine Kombination mit „Sommer- und Herbst-Himbeeren“ ist sehr zu empfehlen und äusserst attraktiv, da die Reifedauer der Himbeeren um einiges verlängert werden kann.

Mehr über Himbeeren erfahren Sie auch im Artikel „Beerenobst – leckere Powerfrüchte aus dem eigenen Garten“. 

Rosen im Herbst zurückschneiden – Ja oder Nein?

Die meisten Rosen brauchen im Herbst keinen Rückschnitt. Je nach Witterung haben die Rosen nicht mehr genügend Zeit, um die verletzten Stellen vor dem kommenden Frost zu verschliessen. Zudem schützen die alten Ranken die jungen und kürzeren Triebe vor Frostschäden. Von Mehltau oder Russtau befallene Triebe müssen jedoch unbedingt entfernt werden, damit die Rose sich weiter gesund entwickeln kann. Bei gesunden Rosengewächsen genügt ein Rückschnitt im Frühling. Vielfach ist es so, dass im Februar die Rosentriebe noch etwas zurück gefrieren. Darum sollten Rosen erst im Februar oder März zurückgeschnitten werden. Eine sehr gute Faustregel zum Rückschnitt im Frühling ist, wenn die Forsythien blühen.

Rose wird mit einer Gartenschere geschnitten
Die meisten Rosen brauchen im Herbst keinen Rückschnitt. Verblühte Rosen werden jedoch abgeschnitten. Bild by Pixabay

Generell werden Pflanzen zurückgeschnitten damit sie eine schöne Form erhalten. Oder sie werden in ihrer natürlichen Wuchsform unterstützt. Manchmal spielt das Optische oder die Platzverhältnisse eine Rolle.  Oder aber wir schneiden Beerenobst damit wir einen höheren Ertrag erhalten.

Bei einigen Gehölzen wird nach einer klaren Vorgabe geschnitten. Andere sind sehr anspruchslos und vertragen jeglichen Schnitt. Darunter gehören Ziergehölze wie Forsythien, Hibiskus aber auch Haselnuss oder Bambus. Wobei beim Bambus zu erwähnen ist, dass es eigentlich gar kein Gehölz ist sondern eine GRASART. Diese Pflanzen können Sie kräftig zurückschneiden und sie werden sich im nächsten Jahr wieder prächtig entwickeln. Je stärker der Rückschnitt umso schöner wird sich der Neu-Austrieb entwickeln. Andere nicht so starkwachsige Pflanzen sollten vorsichtig und bedacht zurückgeschnitten werden. Hier ist weniger mehr.

Im Zweifelsfalle holen Sie sich einen fachlichen Rat eines Gartenspezialisten. Gerne helfe ich Ihnen weiter. Kontaktieren Sie mich einfach unter der Nummer +41 79 213 00 65 oder unter [email protected].

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