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Manche Gedanken bringen uns Wohlbehagen und andere Gedanken bringen uns Unbehagen. Da macht es doch Sinn, diese Unbehagen stiftende Gedanken zu überlegen, oder? Wie das Wort Überlegen schon sagt. Über legen wir doch die Unbehagen bringenden Gedanken, indem wir diese Gedanken gegen einen neuen Gedanken der uns Wohlbehagen bringt, austauschen.
Doch ist der Gedankenaustausch öfters schwer nachzuvollziehen, da viele Gedanken unbewusst in unseren Köpfen schwirren. Wenn wir das Zitat von Mark Aurel genauer betrachten, findet unser Leben auf zirka fünfzehn Zentimetern statt, nämlich genau zwischen unseren Ohren. Unsere Gedanken sind eine Aneinanderreihung einzelner Buchstaben, die Worte ergeben. So haben wir eine Wortwahl, die nur wir kreieren. So können wir uns doch bewusst machen, ob unsere Gedanken ein Wortschatz ist, der uns Wohlbehagen bringt oder doch eher Wortmüll der uns Unbehagen liefert, ohne dass es uns bewusst ist.
Wie heißt es so schön im Talmud: «Achte auf deine Gedanken, sie werden zu deinen Worten. Achte auf deine Worte, sie werden zu deinen Handlungen. Achte auf deine Handlungen, sie werden irgendwann zu deinen Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten sie werden zu deinem Charakter und achte auf deinen Charakter, er wird irgendwann dein Schicksal sein.» Durchstöbern wir doch mal unsere Gewohnheiten.
Was lesen Sie in der Zeitung?
Sind es Informationen über Ungerechtigkeiten, Grausamkeiten oder auch Not? Wenn ja, wie fühlt sich das Gelesene an? Bringt es Ihnen Wohlbehagen oder Unbehagen?
Wir lassen schnell Gelesenes zu unseren Gedanken werden. Doch das macht doch nur Sinn, wenn wir an dem Gelesenen etwas ändern können, oder? Achten Sie bitte beim Lesen mal genau darauf, was die gelesenen Worte mit Ihrem Gefühl machen. Wenn wir das durchschaut haben, können wir uns selbst überprüfen.
Welche Gedanken denken wir?
Um uns selbst zu überprüfen schreiben wir zweimal am Tag für zwei Minuten auf, was wir gerade gedacht haben oder denken. Denn wir denken über den Tag so viele Gedanken und können uns abends doch nur an ein paar Gedanken erinnern. Oder wissen Sie abends noch genau, was Sie den ganzen Tag gedacht haben?
Wenn ja sind Sie ein Gedankenwunder und haben jeden Gedanken in ihrem Bewusstsein abgespeichert. Doch den meisten Menschen geht es so wie mir. Ich erwische mich oft dabei, dass mir meine Gedanken gar nicht bewusst sind, sondern die Gedanken einfach einen Platz zwischen meinen Ohren einnehmen. Lange Zeit habe ich gedacht, dass ich mich zu gewissen Arbeiten zwingen muss.
Der Zwang etwas tun müssen
Wir wissen doch alle, etwas zu müssen ist doch schon unangenehm und dazu auch noch zwingen? Wie schrecklich ist das denn? Wenn wir uns zwingen, sind wir hart und lieblos mit uns selbst. Mit dieser Denkweise holen wir doch weitere Zwänge und Härten in unser Leben. Zudem, wenn wir etwas tun müssen, geht doch die Leichtigkeit verloren. Wie mir das bewusst wurde, habe ich diesen Gedanken umgewandelt in «Ich nehme die Situation an und begebe mich an die Arbeit». So läuft alles viel leichter und runder.
So sind es viele Gedanken, die ich in eine andere Wortwahl umgewandelt habe. Wie auch die die Worte «Wann müssen wir losfahren?» Heute frage ich lediglich: «Wann fahren wir los?» Ohne Härte, ohne Zwang, nur fahren.
Vor meinen Vorträgen habe ich oft zu meinem Mann gesagt: „Ich muss die Menschen davon überzeugen:“ Als mir jedoch bewusst wurde, dass ich mit dieser Aussage den Standort der Menschen nicht achte und sie gegen ihren Willen auf meine Seite ziehen wollte, was mir überhaupt nicht bewusst war, habe ich diesen Gedanken umgewandelt in eine Herzenssache von mir.
Mit Begeisterung und Freude anstecken
Ohne überzeugen zu müssen, mit Begeisterung und Freude anstecken.So hat jeder die freie Wahl sich anstecken und begeistern zu lassen oder eben nicht.
Apropos nicht, kennen Sie auch die berühmt, berüchtigten Nicht-Sätze, die wir unseren Kindern mit geben? Lauf nicht auf die Straße. Klettere nicht auf den Baum. Iss nicht so viel Süsses. Pack nicht auf die Herdplatte. Was passiert? Genau! Wir haben es alle schon erlebt. Das was nicht passieren soll, passiert.
Wie wirken sich die «Nicht-Sätze» bei uns selbst aus? Mit dem Gedanken wie zum Beispiel: «Niemand regt mich heute auf.» passiert was? Jeder regt mich auf. Wir Frauen gehen ja schon mal gerne in die Stadt zum Bummeln. Hören Sie sich dann auch zu sich selber sagen: «Heute gehe ich in die Stadt zum Bummeln und ich kaufe nichts.»
Ha ha, meistens sind es mehr als eine Tüte. Oder «Heute esse ich keine Schokolade und nichts Süßes.» Was passiert? Die Gedanken kreisen nur noch um Schokolade und Süßes.
Gehirn kennt nur «Ja-Anweisungen»
Unser Gehirn kann «Nichtanweisungen» nicht verarbeiten. Zu den Nichtanweisungen gehören Worte wie: nicht, kein, weder, noch, nichts, niemand. Unser Gehirn ist auf «Ja-Anweisungen» programmiert. So ist es doch verständlich, dass alles was wir in Nichtdenken und -sagen in unserem Gehirn wahr wird. Auch das kennen wir alle.
Denken Sie nicht an den rosaroten Elefanten
So ist es doch verständlich, wenn wir tagein tagaus unserem Trott folgen, ohne uns diesen bewusst zu machen, werden wir mit der Zeit zum «Trottel». Sinnvoller ist es doch bewusst zu leben und freudig unseren Weg zu gehen.
Und wenn man so darüber nachdenkt, dann merkt man das und wenn ich mir das bewusst mache, dann sage ich nur das stimmt. Lassen Sie bitte auch das «man» weg, wenn Sie sich meinen. Mit dem man verstecken wir uns hinter der breiten Masse und signalisieren ein schwaches Selbst-Wert-Gefühl. Stehen Sie zu Ihren Gedanken die zu Worten werden.
Wenn wir unklare Gedanken haben und das mit Schwierigkeiten verbunden ist, diese zu formulieren, dann folgen häufig solche Sätze: «Wie soll ich das nur ausdrücken?» Hier ist zu hören, was wir «raus-drücken», wenn wir uns «aus-drücken» und somit, was in uns ist. Ändern wir unsere Gedanken, ändern wir unsere «Aus-Druck-s-Weise».
Somit verändert sich unser Fühlen und damit unsere Körpersprache, übrigens die wahrste Form der Kommunikation. Wir kennen sie alle, die Körpersprache, die Unsicherheit oder Selbstbewusstsein vermittelt. Selbstbewusst werden wir nur, wenn uns das, was wir denken, bewusst wird. Bewusst lässt es sich leichter leben, da wir unser Leben selbst bewusst gestalten.
Ihre Heike Ochel-Herwig