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Heute wissen viele, dass Zucker in Lebensmitteln vorkommt, von denen man es nicht erwarten würde. Und dennoch sind die Menschen immer wieder überrascht, wenn man ihnen bildlich aufzeigt, in welchen Lebensmittel wieviel drin ist.
Kürzlich ließ ich anschließend an einen Vortrag über Zucker Zuhörer mit Würfelzucker den Gehalt an Zucker in Nahrungsmittel nachbauen. Obwohl dies alles Menschen waren, denen sehr wohl bewusst war, dass Zucker überall vorkommt, reagierten dennoch viele mit einer gewissen Betroffenheit. Die Meisten hatten die Mengen an Zucker in Lebensmitteln unterschätzt.
Die Lebensmittelindustrie macht es uns auch nicht einfach auf einen Blick den Zuckergehalt zu erkennen. Oft stehen anstelle von «Zucker» andere Namen. So ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, dass es sich dabei um Zucker handelt. Genau hier möchte ich ansetzen und Ihnen zeigen, wie Sie schnell erkennen können, ob Zucker in Lebensmitteln enthalten ist. An Beispielen können Sie sehen, wie dies im konkreten Fall aussieht.
Wie erkennen Sie schnell die Menge Zucker in Lebensmitteln?
Die schnellste Möglichkeit den Zuckergehalt in einem Nahrungsmittel zu erkennen, ist ein Blick auf die Nährwerttabelle der Verpackung. Diese finden Sie auf den meisten Lebensmitteln in Form einer Tabelle. Dazu ist leider noch zu bemerken, dass es immer noch Hersteller gibt, die es uns schon rein optisch nicht einfach machen. Sei es, dass die Schrift nur mit der Lupe lesbar ist, die Farben suboptimal gewählt (Bsp. hellorange auf weiss) oder der Hintergrund silbern oder dunkel ist. Alle diese Punkte erschweren das Entziffern.
Bei den Nährwerten ist zu beachten, auf welche Menge sich die Angaben beziehen. Gewiefte Hersteller geben gerne die Nährwerte bezüglich einer Portion an.
Zusätzlich ist es wichtig zu wissen, dass in der Nährwerttabelle nur Einfach- und Zweifachzucker (Mono- und Disaccharide) unter «Zucker» aufgeführt werden müssen. Alle Mehr- und Vielfachzucker (Oligo- und Polysaccharide) müssen nicht aufgeführt werden. Darunter fällt zum Beispiel auch der immer häufiger verwendete Maissirup, auch unter den Namen Glucose-Fructose- oder Fructose-Glucose-Sirup bekannt. Dieser wird sehr häufig von der Industrie eingesetzt, da dieser günstig herzustellen ist. Daraus folgt, dass wir Verbraucher auch immer noch einen zweiten Blick auf die Zutatenliste werfen sollten.
Was sagt uns die Zutatenliste?
Die Zutaten müssen ab einer bestimmten Menge in der Zutatenliste aufgeführt werden. An erster Stelle steht die Zutat von der das Nahrungsmittel am meisten enthält. Danach folgen in absteigender Folge die weiteren Zutaten. Schön, werden Sie sich denken, dann sehe ich ja ziemlich schnell, ob ein Lebensmittel viel Zucker enthält. Wenn Zucker ganz vorne weg steht, stimmt dies. Nur gibt es auch hier einige Tricks, wie die Menge von Zucker in Lebensmitteln verschleiert werden kann.
Ein Beispiel der Zutatenliste eines «süssen» Nahrungsmittels, bei dem im vornherein schon klar ist, dass es viel Zucker enthält: Walnuss-Sahneeis mit karamellisierten Walnussstückchen an Ahornsirup. Hier steht Zucker gleich an zweiter Stelle. Der Verbraucher kann davon ausgehen, dass es viel Zucker in der Eiscreme hat. Zusätzlich hat es jedoch noch diverse weiteren Zuckerquellen, im Bild rot markiert.
Zucker in Lebensmitteln hat viele Namen
Zuerst einmal hat Zucker viele Namen. Hersteller führen Zucker oft unter unterschiedlichen Namen auf. Dies mag zum Teil aus lebensmitteltechnologischen Zusammenhängen Sinn machen. Immer wieder ist es jedoch auch eine Masche, um die wahren Mengen von Zucker in Lebensmitteln zu verschleiern.
Von den unterschiedlichen Begriffen für Zucker sind einige für jeden leicht als Zucker erkennbar, andere wiederum nicht. Oder hätten Sie gewusst, dass z.B. Dextrose, Polydextrose oder Maltodextrin nichts anderes als eine Form von Zucker ist? Für uns erschwert das Aufteilen in verschiedene Zucker eine Übersicht zu gewinnen. Im Folgenden habe ich Ihnen eine Tabelle über die gebräuchlichsten Namen von Zucker in unseren Nahrungsmitteln gemacht.
Zusätzlich zu allen Namen in der Tabelle können weitere Zutaten zum Gehalt von Zucker in Lebensmitteln beitragen: Dies sind zum Beispiel auch Trockenfrüchte, Fruchtsaftkonzentrate, Fruchtextrakte, Honig und Inulin. Kommen nun noch diverse andere zuckerhaltige Quellen in einer Zutatenliste vor, können wir davon ausgehen, dass der Zuckergehalt dieses Nahrungsmittels beträchtlich ist.
Wieviel Zucker kommt in welchem Nahrungsmittel vor?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO gibt als sinnvolle Zuckermenge bezogen auf einen durchschnittlichen Kalorienverbrauch eines Erwachsenen von 2000 Kalorien folgende Menge an: rund 8 deutsche, bzw. 6 schweizerische Würfelzucker (1 Würfelzucker entspricht dabei rund 3, bzw. 4 Gramm). Nun, wieviel Zucker sind den so in unseren Lebensmitteln drin?
Auch die als gesund geltenden Smoothies sind vom Zuckergehalt her nicht zu unterschätzen. Eine Flasche enthält rund 25 g Zucker. Oder schauen wir uns ein mögliches Frühstück an. Nehmen wir an, wir essen ein Crunchy-Müsli am Morgen. Und gehen wir davon aus, dass wir nur die empfohlene, ziemlich kleine Portion essen.
Dazu nehmen wir rund 180 Gramm eines Naturjoghurts. Damit hätten wir bereits 5,5 Stück deutsche Würfelzucker konsumiert. Kommt dazu noch ein Glas Orangensaft von 250 ml (8 deutsche Würfelzucker) sind wir bereits über der als sinnvoll erachteten Menge, nämlich bei 13,5 deutschen Würfelzuckern, bzw. 40,5 Gramm Zucker. Wer hätte dies gedacht? Dabei haben wir noch keinen Schokoriegel, Dessert oder Speiseeis gegessen, sondern nur «normale» Nahrungsmittel.
Warum verwenden Hersteller soviel Zucker?
Der Eine oder Andere von Ihnen fragt sich nun vielleicht, wieso die Nahrungsmittelhersteller überhaupt so viel Zucker bei der Produktion verwenden. Einerseits ist Zucker ein Geschmacksverstärker, der Speisen für uns schmackhafter macht. Da Fett verteufelt wurde, wird deshalb oft Zucker an seine Stelle gesetzt. Dazu kommt, dass wir Menschen mit wenigen Ausnahmen von Natur aus eine Vorliebe für süsse Speisen haben. Dies ist sicherlich einer der Gründe, wieso heutzutage in fast allen Nahrungsmittel so viel Zucker vorkommt wie noch nie. Schliesslich will der Produzent seine Produkte möglichst gut verkaufen.
Die Hersteller nutzen jedoch auch die lebensmitteltechnologischen Eigenschaften der verschiedenen Zucker. Sie können als Stabilisatoren, Füllstoffe, zur Farbgebung und für viele weitere Funktionen verwendet werden. Alle diese Stoffe können günstig industriell produziert werden. Sie sind für die Hersteller als leicht erhältliche, günstige Hilfsmaterialen von Nutzen. Schliesslich wollen die Produzenten mit ihren Produkten einen möglichst hohen Gewinn einfahren.
Nicht zu vergessen ist dabei: Für viele von uns gilt immer noch «Geiz ist geil». Wenn wir immer weniger Geld für mehr Produkte zahlen wollen, bleibt schlussendlich die Qualität auf der Strecke: Statt Lebensmittel mit hochwertigen und natürlichen Zutaten bekommen wir vielmehr industriell gefertigte Massenwaren.
Warum ist keine bessere Kennzeichnung zum Schutz der Verbraucher möglich?
Seit einigen Jahren versuchen Verbraucherschützer eine leicht sichtbare Kennzeichnung der Nahrungs- und Lebensmittel durchzusetzen. Vorschläge, wie so etwas aussehen könnte, gibt es verschiedene. Das Ziel dabei ist, dem Konsumenten auf einen Blick zu zeigen, ob etwas viel oder wenig Zucker enthält. Ein Beispiel einer solchen Kennzeichnung zeigt das nachfolgende Bild.
Die Bestrebungen, eine einfache Kennzeichnung einzuführen, scheiterten bis heute an der Politik und der Industrie. So müssen diejenige unter uns, denen eine bewusste Ernährung am Herzen liegt, sich weiterhin mit den Nährwerttabellen und Zutatenlisten herumschlagen.
Was lernen wir daraus?
Nicht zuletzt wegen möglichen Zivilisationskrankheiten warnen Fachpersonen uns vor zu viel Zucker. Es lohnt sich deshalb einen näheren Blick auf die Herstellerangaben auf den Verpackungen zu werfen, wenn uns unsere Gesundheit am Herzen liegt. Zucker kann einen nicht unerheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit haben. Darüber schrieb ich unter: Zucker – eine süsse Droge, die uns alle krank und fett macht?
Als ich mich mit diesem Thema näher beschäftigte, fragt ich mich, was mein täglicher Zuckerkonsum ist. Deshalb schaute ich mir während eines normalen Tages alle meine Nahrungsmittel bezüglich Zuckergehalt an und rechnete das Total aus. Ich verwende sehr wenig Fertignahrungsmittel und nehme weder Süssgetränke noch Zucker in den Kaffee. Dennoch kam ich auf erstaunliche 30 g an diesem Tag. Dabei hatte ich mir nicht einmal eine Nachspeise gegönnt.
Darum empfehle ich Ihnen: Schauen Sie während eines Tages oder schon nur während einer Mahlzeit, wieviel Zucker Sie essen. Sie werden sehen, es lohnt sich. Ich möchte Zucker nicht einfach verteufeln. Wie bei allem, macht jedoch die Dosis das Gift. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall, sich seines Verbrauches bewusst zu werden. Gezielt und genussvoll geniessen macht gerade bezüglich des Zuckers Sinn.
Ich wünsche Ihnen viel Spass und einen «erhellenden» Genuss,
Ihre Susan Rothenberger