Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Den ganzen Sommer über leuchtet die Ringelblume (Calendula officinalis) mit ihren orangen und gelben Blüten aus den Gärten. Deshalb wird sie auch gern «Sponsa solis», die «Sonnenbraut» genannt. Der lateinische Name Calendula kommt von Calendis = Monate. So nennt man sie, weil sie die Sonnenbewegung wie ein Kalender angibt. Sie vollzieht den Lauf der Sonne mit ihren Blüten nach, bei Sonnenaufgang öffnen sich diese und bei Sonnenuntergang schließen sie sich wieder.
Auch auf meteorologische Bedingungen reagiert die Ringelblume und damit ist ein nächster Bezug zum Kalender da. Wenn morgens die Blüten geschlossen sind, ist schlechtes Wetter im Anmarsch. Sind die Blüten weit geöffnet, können wir auf schönes Wetter hoffen. Aber sie kann natürlich weitaus mehr.
Botanik
Die Ringelblume gehört zu den Korbblütlern und kommt in Europa, Westasien und in den USA als Gartenpflanze vor. Sie kann bis 70cm hoch werden, hat einen filzig behaarten Stengel mit lanzettförmigen Blättern und ca. 4-7cm große, leuchtend orangegelbe Blüten. Ist die Ringelblume verblüht, kringeln sich ihre Samen im Blütenkörbchen (man vermutet auch deshalb den deutschen Namen Ringelblume).
Die Blüte dauert von Juni bis Oktober. Ihr Geruch ist schwach, aber charakteristisch, er erinnert etwas an Verwesung. Daher kommt ihr landläufiger Name «Totenblume». Ihr Geschmack ist bitter und etwas salzig.
Inhaltsstoffe und Wirkungen
In der Ringelblume finden wir eine Vielzahl von Inhaltsstoffen vor, die wichtigsten sind sicher die Saponine, ätherisches Öl, Flavonoide, Carotinoide, Cumerine und Polysaccharide (Schleime). Dadurch wirkt die Pflanze entzündungshemmend, wundheilungs- und granulationsfördernd, lymphabflussfördernd, antiödematös, antibakteriell, virustatisch und fungistatisch. Die Ringelblume verstärkt die Fibrinbildung, was zu einem rascheren Wundverschluss führt und die Granulatbildung fördert. Außerdem wirkt sie insgesamt immunstimulierend, sie erhöht die Phagozytose und wirkt zytotoxisch gegen verschiedenste Typen von Tumorzellen.
Indikationen
Die Eigenschaft der Ringelblume, Wunden schnell und komplikationslos abheilen zu lassen, hat sie zu einer der bekanntesten Heilpflanzen werden lassen. Gerade bei schlecht heilenden Wunden wie Quetsch-, Schlag, Schnitt-, Biss und Risswunden kann man die Heilung positiv beeinflussen. Äußerlich nutzt man sie bei Entzündungen der Haut und Schleimhaut, bei Geschwüren, Ekzemen, wunden Kinderpopos, Windeldermatitis, bei aufgeschürften Knien, trockenen oder rissigen Händen oder Lippen oder auch bei Venenentzündungen. Zur Abheilung von Verbrennungen ersten oder zweiten Grades liegen ebenfalls gute Ergebnisse vor. Hier nutzt man die Ringelblume äußerlich in Form von Tee, Öl, Salben oder als Tinktur für Umschläge, Bäder, Verbände, Kompressen oder als Gurgelmittel.
Innerlich als Tee wird sie angewandt bei entzündlichen Erkrankungen von inneren Organen. Außerdem wurde eine lipidsenkende Wirkung festgestellt. Nicht zu vergessen ist auch die komplementäre Behandlung bei Krebserkrankungen (zellgewebsschädigend gegen verschiedene Typen von Tumorzellen).
Die voll erblühten Blütenköpfchen werden am frühen Mittag gesammelt und getrocknet. Die orangeroten Sorten enthalten besonders viele heilkräftige Wirkstoffe. Im Kelch und in den Röhrenblüten sind 10x mehr ätherische Öle als in den reinen Zungenblüten. Apothekerware hält nur reine Blütenblätter bereit, deshalb lohnt es sich, die Blüten selbst zu sammeln, zu trocknen oder anders zu verarbeiten. Zur Herstellung einer Ringelblumensalbe benötigen sie ja sowieso frische Blätter.
Nebenwirkungen sind keine zu befürchten, nur bei Allergikern mit bekannter Allergie gegen Korbblütler ist Vorsicht angeraten.
Geschichte und Mythologie der Ringelblume
Ihren Bezug zum Kalender habe ich anfangs ja schon erwähnt, auch dass sie dem Lauf der Sonne folgt. Der Bezug zur Sonne findet sich in vielen Bräuchen wieder. Auch «Goldblume» oder „Sonnenwendblume genannt, war sie einst den Sonnenbräuten geweiht (erstmalig im 12.Jh. von Albertus Magnus erwähnt). Sie ist der nordischen Göttin Freia und später der heiligen Mutter Maria unterstellt.
Bei den Azteken war die Ringelblume das Symbol der Liebesgöttin Xochiquetzal, der Schutzherrin der Ehe und der Huren. Diese Göttin stand für Veränderung und lehrte ihrem Volk die Botschaft vom ewigen Kreislauf des Lebens anhand der Ringelblume: vom Samen zur Pflanze, hin zur Knospe und zur sich der Sonne öffnenden Blüte und dann von der Blüte zu den vertrockneten Blütenblättern und den sich entwickelnden Samen, das Saatgut für das nächste Jahr. Der Kreis schließt sich. Den Aztekinnen wurde so der Fluss des unendlichen Lebens vermittelt und die Verbundenheit aller Dinge untereinander.
Die Ringelblume war im europäischen Kulturkreis oft mit dem Thema Liebe verbunden. Bock bezeichnete sie als Liebestrank und als ein Mittel, welches zu Liebeskünsten verhelfen konnte. Pflanzte ein Mädchen eine Calendula in die Fußspuren ihres Geliebten, so musste er, ob er wollte oder nicht, für immer zu ihr kommen.
In der christlichen Symbolik gilt die Ringelblume als Sinnbild der Erlösung nach dem Tod und steht als Zeichen ewigen Lebens. So wie die Sonne, die jeden Morgen wieder neu aufgeht. So findet man die Ringelblume auch oft als Totenblume auf Gräbern.
Momentan ist schönste Ringelblumenzeit. Nutzen Sie diese wunderbare Pflanze für sich und ihre Lieben, die Ernte für die Hausapotheke ist einfach und schnell gemacht.
Bleiben Sie schön gesund, wir sehen uns im Garten!