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Fällt Ihnen das Nein sagen auch so schwer? Sagen Sie oft ja, obwohl Sie nein meinen? Sind Sie dann, so wie ich, unzufrieden mit sich selbst, weil Sie wissen, dass Sie ihr Pensum mal wieder nicht schaffen? Ärgern Sie sich in dem Moment auch über sich selbst und bauen Ihren Frust, genau wie ich, mit Essen ab?
Für den Moment tut Essen ganz gut. Es bringt eine kurze Zufriedenheit mit sich. Doch die Folge von nicht nein sagen, ist häufig mehr Körpergewicht durch den imaginären Mauerbau. Ganz besonders wir Mädels haben sehr oft Schwierigkeiten mit dem Nein sagen und so setzen wir sehr oft «Hüftgold» an oder bilden mehr «erotische Nutzfläche», über die wir uns im Nachhinein ärgern.
Bloß nicht Nein sagen
Bei mir passiert folgendes. Mit jedem innerlich gefühlten «Nein» und doch laut gesagten «Ja» bin ich unzufriedener. Je unzufriedener ich bin, um so mehr esse ich. Das ist dann meistens Schokolade.
Damit hole ich mir die Süße des Lebens zurück. Denn wie heißt es so schön: «Schokolade macht glücklich» und glücklich sein, dass ist es was ich so dringend brauche. Geht es Ihnen auch so?
Warum fällt Nein sagen so schwer?
Wenn ich ja sage, wo ich nein meine, lässt dies mich mit mir selbst unzufrieden sein. Meine Grenzen sind nicht klar definiert. Ich lasse mich ausnutzen und bin stinksauer. Noch nicht einmal auf die Anderen – nein, auf mich. Denn ich habe die Verantwortung für mein Leben und nicht meine Mitmenschen. Also liegt es an mir, da wo ich nein meine auch nein zu sagen.
Warum schaffe ich oft nicht, dieses kleine Wörtchen mit vier Buchstaben auszusprechen? Habe ich Angst vor der Ablehnung oder möchte ich jedem gefallen? Vielleicht kennen Sie die Angst nein zu sagen auch?
Die Angst der Ablehnung ist wahrscheinlich die häufigste Angst von uns Menschen. Ich glaube, dass der Stein für die Angst der Zurückweisung in unserer Kindheit liegt. Wir durften sehr früh feststellen, dass wir zum Beispiel nur akzeptiert werden, wenn unsere Leistungen den Vorstellungen unserer Eltern entsprachen. Oder dass wir nur liebenswert waren, wenn wir lieb waren. So lernten wir schon im Kindesalter, dass wir von unseren Eltern nur gelobt und angenommen werden, wenn wir uns so verhalten, wie unsere Eltern sich das wünschen.
Fazit: Wir werden nur geliebt, wenn wir tun was andere von uns erwarten. Meines Erachtens ist das der häufigste Grund, warum nein sagen so schwer fällt.
Die Folgen, wenn wir mal wieder «Ja» sagen, wo ein «Nein» hingehört?
Wir handeln uns meistens Ärger ein. Warum? Weil wir unser Pensum mal wieder nicht geschafft haben. Dann folgt wieder diese innere Unzufriedenheit. Warum ist das so? Weil wir wissen, wodurch sie entsteht. Das Ja sagen in dem Moment wo wir Nein meinen, kostet uns unsere Zeit und damit auch unsere Kraft.
Der innere Schweinehund auf unserer rechten Schulter bewegt uns dazu, Dinge zu tun, die uns nicht gut tun, nur damit Andere uns lieb haben. Zugleich teilt uns der Affe auf der linken Schulter gnadenlos mit, «mach dich ruhig zum Affen, damit du die Anerkennung, die du suchst, im Außen findest.»
So esse ich vor lauter Frust, obwohl ich gar kein Hunger habe
Oder habe ich emotionalen Hunger? Auf diese Frage können wir, die notorischen Ja-Sager, mit einem eindeutigen Ja antworten. Zufriedenheit will gefüttert werden. Allerdings ist unser Wunsch nach Zufriedenheit ein seelischer Hunger. Jedoch kann Zufriedenheit nicht von außen, durch unser Umfeld unsere Mitmenschen oder gar durchs Essen entstehen. Mit dem Essen bauen wir eine Mauer um uns. Auch wenn wir es ironisch «Hüftgold» oder «erotische Nutzfläche» nennen. Dieser Hunger will durch Veränderung genährt werden. Zufriedenheit können wir nur in uns selber finden. Aber wie soll das gehen?
Sehr oft finden wir uns nicht mehr schön und begehrenswert oder lieben uns selbst nicht mehr. Wir werden noch unzufriedener und das ganze Dilemma geht weiter. Wir praktizieren seelische Grausamkeit mit uns selbst und das vom Feinsten. Dadurch sagen wir Nein zu uns selbst. Wesentlich sinnvoller ist aber doch Ja zu sich und öfters mal Nein zu unseren Mitmenschen zu sagen, wie in folgendem Beispiel:
Eine Freundin ruft an und lädt uns zu einem Treffen ein, zu dem wir gar keine Lust haben. Wir sagen wieder laut Ja, obwohl wir doch innerlich gefühlt Nein meinen. Stopp! Es steht doch eine Veränderung an.
Ohne Veränderung verändert sich doch bei uns nichts und wir bleiben unzufrieden. Wir können doch nicht erwarten, dass sich durch die gleiche Denkweise und die gleichen Handlungen bei uns etwas verändert. Lasst uns nein sagen, wo wir auch nein meinen. Wir brauchen uns nicht gleich zu den «absoluten-Nein-Sager-Typen» entwickeln.
Wie lernen wir «sanft» Nein sagen?
Wir bitten erst einmal um Bedenkzeit, wenn wir uns selbst nicht sicher sind oder auch die passende Antwort (noch) nicht parat haben. Nein sagen ist unser gutes Recht. Doch es gehört auch Mut dazu. Mit etwas Mut kann die Antwort auf die Einladung der Freundin so klingen: «Das ist lieb von dir mich einzuladen. Ich kläre ab, ob ich Zeit habe und gebe dir morgen Bescheid.»
Weiterhin kann sich unsere Antwort auch so anhören: «Vielen Dank für die Einladung. Ich werde nicht kommen können, um diese Zeit bin ich bei …» Oder auch: «Ich würde ja gerne kommen, aber ich habe mir schon was Anderes vorgenommen.»
In einer anderen Situation begegnet uns auf der Straße ein entfernter Bekannter, der viel Zeit hat um mit uns zu quatschen. Hier lautet die Frage, die wir uns selbst stellen müssen: Habe ich Lust und Zeit meine kostbare Zeit mit Quatschen zu vergeuden und mir so meine Zeit zu vertreiben? Wenn deine Antwort auf deine Frage «Nein» lautet, dann fang an Nein zu sagen. In diesem Fall: «Schön, dich nochmal getroffen zu haben, aber ich habe es eilig. Ich wünsche dir eine gute Zeit.»
Endlich mehr Zeit für uns selbst
So entwickeln wir uns zu den «saften» Neinsagern. Die Freundin und der entfernte Bekannte haben Verständnis und wir haben endlich mehr Zeit, für die für uns wichtigen Dinge, wie Familie, Natur, Tiere oder ein von uns geliebtes Hobby.
Eins ist klar, die Zeit die wir durch Nein sagen gewinnen, lässt uns endlich mehr Zeit für uns haben.