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In vielen Ortschaften finden wir im Mittelpunkt des Ortes eine Linde. Warum gerade dieser Baum? Die Linde spielte schon lange eine große Rolle, ob als Heilpflanze oder im Volksglauben, also schauen wir doch mal genauer hin:

Bei den Lindengewächsen, welche wir meinen und nutzen, handelt es sich um die in Europa heimischen Bäume mit herzförmigen, kahlen, am Rand gesägten Blättern, die an der Unterseite in den Nervaturwinkeln Haare besitzen. Diese sind bei der Sommerlinde (Tilia platyphyllos) weiß und bei der Winterlinde (Tilia cordata) braun.

Eine Linde steht in der Mitte des Dorfes
In vielen Ortschaften finden wir im Mittelpunkt des Ortes eine Linde. Quelle: Pixabay

Die medizinische Verwendung der Lind reicht weit bis in die Antike zurück, geriet im Mittelalter etwas in Vergessenheit, um dann im 18.Jahrhundert neu entdeckt zu werden.

Es gibt kaum einen Baum, der von den Menschen so viel Zuneigung erfährt und der so viel Angenehmes in einem wachruft wie die Linde. Schon der Name «Linde», der sich aus dem Germanischen von «linta» oder «lindi» ableitet, das «weich, zart, mild» bedeutet, macht dies deutlich.

Geerntet werden die Lindenblüten

Von der Linde werden die ganzen Blütenstände geerntet, spätestens am 4. Tag nach dem Aufblühen. Die Blüte findet in den Monaten Juni und Juli statt. Der Geruch der Droge ist schwach aromatisch, der Geschmack ist angenehm, leicht süß und schleimig.

Ganze Blütenstände von einer Linde
Von der Linde werden die ganzen Blütenstände geerntet. Quelle: Pixabay

Neben Flavonoiden enthalten Lindenblüten Schleimstoffe, Gerbstoffe, ätherisches Öl und Glykoside. Diese Wirkstoffe sind verantwortlich für die heilenden Eigenschaften der Linde. Wirkungen sind schweißtreibend, reizlindernd, auswurffördernd, schwach krampflösend, leicht beruhigend und abwehrsteigernd. Durch die angeregte Schweißsekretion mobilisiert der Körper seine Entgiftungskräfte, was zu einem verkürzten Krankheitsverlauf führt.

Hilfreich bei Atemwegserkrankungen

Lindenblüten werden eingesetzt bei Katarrhen der Atemwege mit einer Milderung des Reizhustens und bei fieberhaften Erkältungskrankheiten. In der Erfahrungsmedizin wird empfohlen, zu Zeiten besonderer Ansteckungsgefahr regelmäßig Lindenblütentee zu trinken. In der Volksheilkunde wurden Lindenblüten auch als Diuretikum sowie bei Magenbeschwerden und krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt verwendet. Außerdem wird über schlaffördernde Eigenschaften berichtet.

Mythologie und Signatur der Linde

Die Bilder, die mit der Linde verbunden sind, zeigen einen Baum der Sanftmut, Geborgenheit und Milde vermittelt. Zur Zeit der Blüte alles noch in einen betörenden Duft gehüllt. Unter dem duftenden Blätterdach der Linde versammelte sich schon in alten Zeiten das Volk zu Tanz und Spiel, um Feste zu feiern, Geschichten zu erzählen oder Gericht zu halten. Im germanischen und slawischen Raum wurde die Linde als heilig angesehen. Sie war der Mittelpunkt des Ortes, wo man lebte. Diese Dorflinden, die auch heute noch anzutreffen sind, waren das Zentrum des gemeinschaftlichen Lebens.

Ein herbstlicher Lindenbaum vermittelt Geborgenheit
Die Bilder, die mit der Linde verbunden sind, zeigen einen Baum der Sanftmut, Geborgenheit und Milde vermittelt. Quelle: Pixabay

Als Schicksals- und Familienbaum wirkte die Linde bis in das Leben des Einzelnen hinein. Am Tag der Geburt eines Sohnes wurde vom Vater eine Linde gepflanzt.

Eine große Rolle spielte der Baum in der Volkserotik. Geweiht der Freia, der Göttin der Liebe, galt er mit seinen herzförmigen Blättern als Symbol der Zuneigung. Es gab den Brauch, dass ein Hochzeitspaar unter zwei oben zusammen gewachsenen Linden hindurchgehe musste, um eine glückliche Ehe zu führen.

Der Lindenbaum ist nicht nur ein Symbol der Liebe, er ist auch ein schützender Baum. Ähnlich dem Holunder gilt er als ein dem Menschen gut gesinnter Baumgeist. Er schützt vor dem Bösen und vor Zauberei.

Wertvolles Lindenholz

Von allen europäischen, breitblättrigen Bäumen hat die Linde das leichteste Holz. Aus diesem Grund ist ihr Holz als Klangboden für Klaviere und Orgeln sehr beliebt. Lindenholz wurde auch als «lignum sanctum = heiliges Holz» bezeichnet, das weiche Holz gern für Schnitzereien verwendet.

Eine Frau fertigt Schnitzereien mit Lindenholz an
Das weiche Holz der Linde wird gerne für Schnitzereien verwendet. Quelle: pixabay

Viele Meister der alten Zeit, wie Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß, verwendeten es für ihre Werke. Die Linde wurde zudem bereits in sehr früher Zeit als Material für Flechtwerk, Stricke und ähnliches genutzt. Es lohnt sich also wirklich, die Linde insgesamt zu betrachten. Ihre Sanftheit, die Signatur und natürlich ihre Heilkraft.

Gehen Sie hinaus, verweilen Sie unter der nächsten Linde und öffnen Sie Ihr Herz! Und schauen Sie, was passiert.

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