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In kaum einer anderen Region gibt es so zahlreiche Schmankerl-Originale. Bier, Stölla, Blau G’suudna, G’stopfte Rumm, Schwätzela, Bumbersgraut – oder Hofer Rindfleischwurst? Der Frankenwald bietet eine ungeahnte kulinarische Vielfalt.

In der Stadt Hof werden «Wienerla», «Bauernwärscht», «Gnagger» und «Weisa» bei der Instanz für schnellen Genuss schlechthin, dem «Hofer Wärschtlamo» konsumiert. Die Tradition dieser Spezies geht übrigens auf das Jahr 1881 zurück. In manchen Familien wurde die Ausübung des Berufs von Generation zu Generation weitergegeben. Und noch heute findet man die hochangesehenen, mobilen Imbissverkäufer mit dem typischen, mit Holzkohle befeuerten Hofer Wurstkessel aus Messing an festen Plätzen in der Innenstadt.

Die besten Wurstsorten aus Hof

Hof ist nicht nur bekannt für seinen «Wärschtlamo», sondern auch für seine Wurstsorten, allen voran die Hofer Rindfleischwurst mit ihrer über 50-jährigen Tradition, die inzwischen in das europäische Register regionaltypischer Spezialitäten aufgenommen worden ist.

Die Hofer Rindfleischwurst gilt nicht nur als außergewöhnlich delikat, sondern ist auch besonders fettarm. Das Rezept bleibt ein gut gehütetes Geheimnis der Hofer Traditionsmetzger.
Hofer Rindfleischwurst. Photo by Frankenwald Tourismus Service Center

Die streichfähige Rohwurst besteht aus magerem Rindfleisch und wird über Buchenholz kalt geräuchert. Auch die Hofer Bratwürste besitzen eine lange Tradition. Sie sind vergleichsweise lang und dünn und besonders fettarm. Die genaue Mischung bleibt ein Geheimnis der Hofer Metzger.

König des Kartoffelsalats

Vor Kurzem fand in der Saalestadt ein Wettbewerb der ganz besonderen Art statt: Der Inhaber und Küchenchef der Gaststätte Wolfsschlucht, Wolfgang Schwager, suchte den ersten Hofer Kartoffelsalat-König. «Es wurde zu der Gaudi, die wir uns erhofft hatten und Papa’s Wunsch wurde vollends erfüllt. Unser Wolf hatte endlich die Möglichkeit, die besten Salate aus Hof zu probieren!» so Nicole Schwager, die Tochter des innovativen Initiators.

Nach 26 Kartoffelsalaten stand der Gewinner fest! Jan Riemann ist 1. Hofer Kartoffelsalat-König! Wolfsschlucht-Wirt Wolfgang und den Rest der Jury
Nach 26 Kartoffelsalaten stand der Gewinner fest! Jan Riemann ist 1. Hofer Kartoffelsalat-König! Wolfsschlucht-Wirt Wolfgang (rechts im Bild) und der Rest der Jury von der fränkischen Volksfestwirt GmbH. Photo by Nicole Schwager

Die Zutaten von 1. Hofer Kartoffelsalat-König, Jan Riemann, möchten wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten. Der Wettbewerb findet im Spätherbst 2019 wieder statt.

Zutaten:

  • Kartoffeln aus dem Fichtelgebirge
  • Ruccola aus Bamberg
  • Mozzarella di Bufala Campana
  • Kirschtomaten
  • geröstete Pinienkerne
  • rosa Schalotten in Weißweinessig angeschwitzt

Dressing:

  • Olivenöl Extra Vergine aus Bardolino
  • Weißweinessig
  • Kalbsfond
  • Imkerhonig
  • Orangensaft

Hofer Schlappenbier

Eine Rarität, die lediglich einmal im Jahr gebraut wird, ist das Hofer Schlappenbier. Es wird aus ausgesuchtem Hopfen sowie Malz aus heimischer Braugerste nach einem geheimen Rezept gebraut. Das Hofer Traditionsbier ist eine Rarität und wird alljährlich schon Monate vor dem Hofer Schlappentag – ein wichtiges Fest mit einem Umzug der Zünfte – nach dem überlieferten Rezept gebraut.

In Hof an der Saale findet traditionsgemäß alljährlich am Montag nach Trinitatis – also genau eine Woche nach Pfingstmontag, der Schlappentag statt. Speziell für diesen Tag wird ein eigenes Starkbier, das Schlappenbier, gebraut.
In Hof an der Saale findet traditionsgemäß alljährlich am Montag nach Trinitatis – also genau eine Woche nach Pfingstmontag, der Schlappentag statt. Speziell für diesen Tag wird ein eigenes Starkbier, das Schlappenbier, gebraut. Photo by Instagram

Bier und Bratwurst gehören im ganzen Frankenwald zum kulturellen Erbe – allerdings hat nahezu jeder Ort seine spezielle Variante – auch die Stadt Kulmbach. Die Kulmbacher Bratwurst ist lang und dünn und besteht aus einem sehr feinen Mett aus Kalbfleisch.

Kulmbacher Bratwürste isst man vorzugsweise im «Stölla», dem typischen, mit Anis gewürzten Bratwurststollen, eine Spezialität, die es nur in der Stadt Kulmbach gibt. Wer mag, genießt seine Bratwürste auch gerne als «Blau G’suudna» oder als «Ausgstraafta» frisch aus der Wursthaut mit etwas Zwiebeln und Paprikapulver auf frischem Sauerteigbrot.

«Schwatzela» aus der ältesten Bäckerei der Stadt

Der Genuss wird abgerundet durch ein frisch gezapftes «Seidla» Bier. Kulmbacher Bier genießt Weltruf. Der erfolgreiche Export in alle Welt hat der Stadt sogar den Qualitätsbegriff «die heimliche Hauptstadt des Bieres» eingebracht. Im Sommer ist sie Anziehungspunkt für über 120.000 Besucher der Kulmbacher Bierwoche, auf der gemütlich fränkisch gefeiert und getanzt wird.

Die kleinen, runden Gebäckstücke haben «Suchtpotenzial». «Schwatzela» müssen vor allem süß sein.
Die kleinen, runden Gebäckstücke haben «Suchtpotenzial». «Schwatzela» müssen vor allem süß sein. Photo by Frankenwald Tourismus Service Center

In der Lucas-Cranach-Stadt Kronach zählen «Blöchla», «Seelenspitzen» und die einzigartigen «Schwatzela» aus der ältesten Bäckerei der Stadt, der Bäckerei Oesterlein, zu den begehrten Gaumenfreuden. Die Bäckerei Oesterlein gab es schon zu Zeiten Lucas Cranachs. Gut möglich, dass der berühmteste Sohn der Stadt hier bereits seine «Semmala» eingekauft hat.

«Schwatzela» kamen allerdings erst vor rund 20 Jahren ins Sortiment. Die kleinen, runden Gebäckstücke haben «Suchtpotenzial». «Schwatzela» müssen vor allem süß sein. Sie bestehen aus Makronenmasse und haben einen cremigen Kern, der leicht nach Marzipan schmeckt. Eine Zartbitter-Glasur rundet die Süße perfekt ab.

Typisch für Kronach: «Bierwürmer»

Typisch für Kronach sind außerdem die Original Kronacher «Bierwürmer», ein herzhaftes Wurstschmankerl, sowie die Spezialitätenbiere aus den kleinen Privatbrauereien: Schmäußbräu, Lucas Cranach Bier oder Goldhopfen ergänzen Craftbier-Kreationen.

Rohwurst (Bierwürmer) aus Kronach
Rohwurst (Bierwürmer) aus Kronach. Photo by genussregion.oberfranken.de

Nur wenige Kilometer von der Stadt Kronach entfernt liegt Wallenfels. Die «G’schtopftn Rumm» gehören untrennbar zu Wallenfels und seiner Geschichte. Früher lebten im Tal der Wilden Rodach hart arbeitende Flößer, Holzmacher oder Weber. Es waren arme Leute, die sich zu einem Großteil von dem ernähren mussten, was ihre kleinen Gärten hergaben. Die Böden der Region sind karg – nur robustes Gemüse gedeiht hier.

Die «G’schtopftn Rumm» gehören zu Wallenfels

So entstanden die «Rumm» als haltbare Variante einer Mischung aus Erdkohlrabi, Karotten, Wirsing, Kraut und Lauch. Im Herbst werden die Zutaten gewaschen, geputzt und zerkleinert, um dann in Holztrögen gestopft – also gehackt – zu werden. Wenn alles schön klein ist, wird es in Steingut umgefüllt und gesalzen. Gut abgedeckt muss die Mischung anschließend vier bis fünf Wochen ruhen. Fertig sind die «Rumm» im Dezember und damit genau zur rechten Zeit, denn gerade beim Schmaus an den Festtagen sind sie nicht wegzudenken.

Im Herbst werden die Zutaten gewaschen, geputzt und zerkleinert, um dann in Holztrögen gestopft - also gehackt - zu werden.
Im Herbst werden die Zutaten gewaschen, geputzt und zerkleinert, um dann in Holztrögen gestopft – also gehackt – zu werden. Photo by wallenfels.de

Die Wallenfelser lieben ihre «Rumm» süß-sauer zubereitet als Beilage zu Gans, Ente oder Schweinebraten. Sie sind für die Frankenwäldler ein Stück kulinarische Heimat und für viele Gäste ist das «Arme-Leute-Essen» von einst mittlerweile zur unverwechselbaren Delikatesse geworden.

Fischspezialität aus dem Tettauer Tropenhaus

Die Fränkische Rennsteigregion im Norden des Landkreises Kronach verführt Genießer mit den weltberühmten Lauensteiner Pralinen, mit Bratwürsten vom schottischen Hochlandrind oder Tatar aus original Frankenwälder Tilapia – einer Fischspezialität aus dem Tettauer Tropenhaus. Hochwertige Kräuterprodukte gibt es in der Naturmanufaktur Teuschnitz.

Die Rohstoffe für die Naturerzeugnisse liefern der ganzjährig geöffnete Kräuterlehr- und Schaugarten der Arnikastadt Teuschnitz, Biolandwirte aus der Region sowie die umliegende intakte Natur. In traditionellen Verfahren werden hier Teemischungen, Kräutersalze, Kräutersenf-Kreationen und weitere Kräuterspezialitäten hergestellt.

Seit Mai diesen Jahres hat der eigene Laden «Naturmanufaktur-GRÜNerLEBEN” geöffnet. In einer zertifizierten Weiterbildung der Arnika Akademie Teuschnitz kann man das jahrhundertealte Wissen um die Kraft von Kräutern und Gewürzpflanzen auch erlernen.

Zubereiteter Tilapia aus dem Tropenhaus (Tettau-Kleintettau, Frankenwald)
Zubereiteter Tilapia aus dem Tropenhaus (Tettau-Kleintettau, Frankenwald). Photo by frankentourismus.de/Ralf Schmitt

Den Spezialitäten aus dem Frankenwald wurde schon so manches Kochbuch gewidmet – denn schließlich stecken hinter «Schwätzela», «Bumbersgraut», «Krumba„, «Bierwürmern» und den zahllosen Varianten der heiß geliebten und ebenso unvermeidlichen «Glies», «Glees», «Klöß», «Kniedla», «Spoutzn» oder «Klüeß» auch immer erzählenswerte «G’schichtla».

Eine, die sich besonders mit der fränkischen Kulinarik beschäftigt und selbst immer wieder neue Rezepte hinzu kreiert, ist die Kochbuch-Autorin Kerstin Rentsch aus Kleintettau im Landkreis Kronach. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, althergebrachte Rezepte aus der Gegend zu erhalten. Ihre hausgemachten Spezialitäten verkauft sie in ihrem eigenen Hofladen und auf den Märkten der Region. In Koch- und Backkursen gibt die Frankenwäldlerin ihr Wissen weiter.

Genussorte Frankenwald

Kronach, die fränkische Rennsteigregion, Wallenfels, Kleintettau, Kulmbach und Hof dürfen sich ganz offiziell «Genussorte» nennen. Sie zählen zu den Gewinnern im Wettbewerb «100 Genussorte Bayern», der vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgelobt wurde. «Hier ergänzen sich regionale Spezialitäten, handwerkliche Herstellung und gelebter Genuss in besonders vorbildlicher Art und Weise», so die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Die Genussorte seien wichtige Botschafter für die einzigartige Lebensart und Genusskultur in Bayern.

Weitere Information über die die Urlaubsregion Frankenwald erhalten Sie unter www.frankenwald-tourismus.de

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