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Die alten Alchimisten hatten erkannt, dass die schillernden Tropfen an den Blättern des Frauenkrauts ein ganz besonderes Geheimnis der Natur sind, und sie versuchten daraus den Stein der Weisen herzustellen. Nach ihnen wurde der Frauenmantel benannt.
Es sind keine gewöhnlichen Tautropfen, sondern reiner Pflanzensaft, welche der Frauenmantel aus den Spitzen der Blattzähnchen ausscheidet. Wasser, welches durch die Erde aufgesogen wird, durch das Pflanzengewebe filtriert und am Morgen als «Guttationstropfen» wieder ausgeschwitzt wird, soll schön machen. Dieses einst hochbegehrte „Alchemistenkraut“ kann aber mehr als nur schön machen.
Wie sieht Frauenmantel aus und wo kommt die Heilpflanze vor?
Frauenantel (Alchemilla vulgaris) ist ein Rosengewächs, welches in Gebüschen, lichten Wäldern und Wiesen in Europa, Nordamerika und Asien wächst. Die Pflanze treibt in Form einer Staude 10-50 cm lange, teils behaarte und verzweigte Blühtriebe aus. An diesen Trieben sitzen lang gestielte, runde, sieben- bis elflappige Blätter mit einer handförmigen Nervatur und gesägt-gezähnten Rand. In verzweigten Blütenständen stehen die kleinen grüngelben, nur wenige Millimeter großen Blüten.
Der deutsche Name «Frauenmantel» zeigt eine Beziehung zur Jungfrau Maria, der die Pflanze in früheren Jahren zugeordnet war. Die Form der Blätter wurde mit dem Umhang Mariens verglichen. Der lateinische Gattungsname «Alchemilla» bezieht sich auf die Alchemisten, die sich des Taus der Blätter bedienten.
Welche Pflanzenteile und Inhaltsstoffe werden verwendet?
Genutzt wird das Frauenmantelkraut, welches vom Frühjahr bis zum Juli geerntet werden kann. Frauenmantelkraut schmeckt bitter und wirkt leicht adstringierend.
Neben 6-8% Gerbstoffen findet man außerdem Bitterstoffe, Flavonoide und wenig ätherisches Öl vor. Die Gerbstoffe wirken adstringierend (zusammenziehend). Evtl. liegt auch ein spasmolytischer Effekt vor. Wässrige Drogenauszüge zeigen stark antioxidative Eigenschaften. Außerdem wirkt Frauenmantel noch entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Wogegen hilft Frauenmantel?
Aufgrund der adstringierenden Eigenschaften wird Frauenmantel vor allem bei leichten unspezifischen Durchfallerkrankungen sowie Magen-Darm-Störungen eingesetzt. Auch als Gurgelmittel bei Schleimhauerkrankungen im Mund- und Rachenraum wird die Droge geschätzt. Zur Beseitigung von Hautunreinheiten bei jungen Mädchen verwendet man den Frauenmantel zusammen mit Stiefmütterchen (Viola tricoloris) als Bestandteile eines Blutreinigungstees.
In der Volksmedizin nutzt man die Pflanze außerdem bei Blutungen und äußerlich zur Behandlung von Ekzemen und Geschwüren. Als Waschungen und Spülungen wird der Tee bei Fluor albus angewendet. Überhaupt erstreckt sich die Verwendung zum großen Teil auf Frauenkrankheiten, wie Menorrhagie, «Erschlaffung des Unterleibs» sowie klimakterische Beschwerden. Dabei wird in der Volksheilkunde auch das Alpen-Frauenmantelkraut (Alchemilla alpina) eingesetzt, dem außerdem noch eine harntreibende, krampfstillende und herzstützende Wirkung nachgesagt wird. Nebenwirkungen sind keine bekannt.
Frauenmantel gilt als Wetterpflanze
Die Alchemisten des Mittelalters sammelten den sich auf den Blättern der Pflanze bildenden Tau, bei dem es sich um das aus den Poren ausgeschiedene Wasser handelt. Dieser wurde in alchemistischen Prozessen zur Herstellung des Steins der Weisen genutzt. Bereits die Druiden schätzen diesen Tau für rituellen Reinigungsprozesse bei kultische Handlungen. Diese Tautropfen machen zum großen Teil den Charme dieser Pflanze aus.
Frauenmantel gilt als Wetterpflanze. An dem Tau, der sich auf der Pflanze bildet, konnte man sich ankündigenden Regen erkennen. Zum Teil hängte man sich Kränze dieser Pflanze an die Haustür, an Fenster und Dachfirsten, um sich vor Blitzschlag zu schützen.
Der Frauenmantel hat einen großen Bezug zum Weiblichen, was sich nicht nur in seinem deutschen Namen zeigt, sondern auch in seiner Zugehörigkeit zu Freya, der germanischen Göttin der Liebe. Die Pflanze galt als «Liebespflanze» und wird auch heute noch vereinzelt in diesem Sinne eingesetzt. Im Alpenraum verzehren die Alten noch heute den Frauenmantel, um sich die Potenz zu bewahren.
«Aller Frauen Heil» wird die Pflanze im Volksmund genannt, was die besondere Bedeutung aufzeigt, welche der Frauenmantel bei der Behandlung von Frauenleiden hat. Dies schloss Blutungen und auch Geburtswunden mit ein.
Der deutsche Name Frauenmantel zeigt eine Beziehung zur Jungfrau Maria. Aufgrund der eingeschlechtlichen Fortpflanzung der Pflanze eignet sie sich im Sinne des Postulates der «unbefleckten Empfängnis» ideal als Marienblume.
Es lohnt sich also durchaus, sich diese außergewöhnliche Pflanze etwas näher anzusehen. Viel Spaß dabei!