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Wer mag sie nicht, dieses köstliche rote, blaue oder schwarze Beerenobst. Zuckersüss und voll aromatischer Inhaltsstoffe bereichern sie uns von Juni – Oktober mit leckeren Beeren. Direkt ab Beerenstrauch genascht schmecken sie uns am besten.
Beerenobst hat eine lange Tradition und wurden schon im Mittelalter in den Klostergärten und später in den ersten Bauerngärten angepflanzt. Die zuckersüssen Früchte, sei es als Beerennachspeise oder als feiner Beerenkuchen, erinnern uns an warme Sommertage und viel Sonne.
Eine der vielen Möglichkeiten diese Sonnenstrahlen in Form von Beerenobst für kalte Wintertage einzufangen ist die Verarbeitung zu fruchtiger Marmelade oder zu feinem Beerensaft, welcher uns im Winter mit vielen gesunden Vitaminen und Mineralstoffen versorgt. Sozusagen ein Konzentrat von erfrischenden Vitalstoffen. Beerenobst ist wertvolles einheimisches Superfood, welches erst noch im eigenen Garten oder Balkon kultiviert werden kann.
Beerenobst hält uns über die kalte Jahreszeit fit und gesund
Beerenobst ist eine kostbare Bereicherung und sollte wenn immer möglich in keinem Hausgarten oder Balkon fehlen. Wie Sie Heidelbeeren oder Blaubeeren in einem Topf urban anbauen, habe ich Ihnen ja schon in einem früheren Artikel im September gezeigt.
Im heutigen Artikel möchte ich Ihnen einige Tipps für den Anbau von Beerenpflanzen im Garten im Generellen geben. Natürlich unterscheiden sich die einzelnen Beerenarten im Geschmack und Form zum Teil beträchtlich voneinander. Die Standortansprüche und Bedürfnisse sind aber beim meisten Beerenobst dieselben. Richtig angepflanzt und gepflegt werden die Beerenfrüchte Ihnen prächtig gedeihen und Sie mit einer reichen Ernte belohnen. Probieren Sie es doch einfach aus!
Wieso Beerenobst erst im Herbst pflanzen?
Sie haben sich sicher gefragt, wieso Sie Ihr Beerenobst im Herbst und nicht im Frühling anpflanzen sollen? Der Herbst ist die beste Zeit um Beerenobst zu pflanzen.
In den Monaten September und Oktober können die Pflanzenstauden noch vor dem ersten Wintereinbruch gut anwachsen und neue Wurzeln bilden. Das bedeutet, dass die Pflanzen sich im Frühling nicht mehr aufs Anwachsen konzentrieren müssen sondern die ganze Kraft in die Entwicklung der Früchte geht. Wer also nächstes Jahr leckeres Beerenobst in seinem Hausgarten ernten möchte, sollte Beerensträucher jetzt pflanzen.
Eine Ausnahme bilden dabei die Erdbeeren, welche schon im Sommer (Juli/August) gepflanzt werden. Die frühzeitige Pflanzung bewirkt, dass die Beerenpflanzen gut und krankheitsfrei anwachsen und im kommenden Jahr schon reichlich Früchte tragen.
Der richtige Standort und Gartenboden
Beerenobst ist anspruchslos und gedeiht in jedem Garten. Trotzdem sollte auf Folgendes geachtet werden:
- Möglichst einen warmen und sonnigen Standort im Garten wählen
- Für Spaliergerüste an einer Hauswand eine West- oder Südwand wählen
- In durchlässige, humose und nährstoffreiche Gartenerde pflanzen
- Staunässe und verdichtete Lehmböden meiden (das mögen Beeren gar nicht!)
- Bei zu sandigen oder lehmigen Böden, die Erde mit regelmässigen Kompostgabe aufbessern (zu sandig mit Laub aufbessern, zu lehmig mit Sand durchlässiger machen)
- Beerenpflanzen regelmässig mulchen (eine Schicht mit Mulchmaterial bewirkt, dass Feuchtigkeit länger gehalten wird und Fläche nicht verunkrautet)
- Idealer pH-Wert des Bodens liegt bei 5,5 – 6,0, was im leicht sauren Bereich liegt (Ausnahme Heidelbeere)
Beerenobst richtig pflanzen und düngen
Die meisten Beerensorten sind Flachwurzler. Darum beim Pflanzen darauf achten dass Sie den Wurzelballen nicht tiefer einpflanzen, als dass die Pflanze im Container stand. Bei der Pflanzung am besten gleich etwas gut ausgereifte Komposterde und einen speziellen mineralisch ausgewogenen Beerendünger mit ins Pflanzloch hineingeben. Dies stärkt die Pflanze und fördert den Fruchtansatz. Allerdings dürfen Beerensträucher nur sparsam gedüngt werden, da zu viel Stickstoff das Auftreten von Pilzkrankheiten begünstigt. Sollten Sie selber einen Kaminofen oder Kaminfeuer besitzen, sind Ihnen Himbeeren und Stachelbeeren für eine leichte Kaliumdüngung mit etwas Holzasche dankbar.
Der richtige Schnitt
Am besten schneiden Sie Beerensträucher bis auf wenige Ausnahmen direkt nach der Ernte also im Sommer. Da die meisten am jungen Holz die schönsten und grössten Früchte tragen sollten die tragenden Triebe nicht älter als drei oder vier Jahre sein. Aus diesem Grund werden vor allem ältere und kahle Triebe entfernt. Junge Triebe werden stehen gelassen. Diese erkennen Sie an der helleren Farbe. Eine Faustregel besagt, dass ein gut aufgebauter Strauch nicht mehr als acht bis zehn gleichmässig verteilte Haupttriebe besitzt.
Wenn Sie schneiden, immer gleich die Rute bis tief in Bodennähe zurückschneiden. Das ist wichtig, damit der Beerenstrauch von der Basis, sprich vom Boden her wieder neue Ruten bildet. So wird auch der Strauch regelmässig „verjüngt“.
Haben Sie einen älteren Strauch, der im Buschaufbau schon etwas kahle Stellen aufweist und nur noch kleinere Früchte trägt? Dann lohnt es sich auch etwas grosszügiger zurückzuschneiden. Einfach darauf achten, dass Sie beim Rückschnitt auf ein Auge ableiten (zurückschneiden) dass gegen aussen und nicht gegen innen gerichtet ist. Augen, sind Knospen, welche im Moment noch schlafen und erst bei einem starken Rückschnitt animiert werden auszutreiben. Dies nennt man den „Verjüngungsschnitt“.
Der grosse Vorteil eines regelmässigen Rückschnittes ist, dass die Sträucher über viele Jahre hinweg Früchte tragen.
Die verschiedenen Beerenobst-Arten
Himbeeren (botanisch Rubus)
Himbeeren sind nicht nur sehr schmackhaft und süss, sondern auch sehr gesund. Sie enthalten viele Vitamine und Mineralstoffe und stärken das Immunsystem. Und obwohl sie so süss sind, sind sie trotzdem kalorienarm; also ideal zum Naschen für Desserts oder als Konfitüre.
Damit Himbeer-Ruten schön aufrecht wachsen, brauchen sie ein Gerüst an dem Sie sie aufbinden können. Am besten schlagen Sie zwei Holz-Pfähle am Anfang und Ende des Beetes ein. An diesen Pfählen werden je drei Drähte in Abständen von 50 cm bis auf eine Höhe von zwei Meter über dem Boden waagrecht bespannt. Die Himbeerruten nun an den waagrechten Drähten fixieren.
Sommer-Himbeeren bilden im ersten Jahr nur junge Triebe mit Blättern. Erst im zweiten Jahr entwickeln sie an den jungen Trieben Blüten und anschliessend Himbeeren. Die fruchttragenden Triebe werden nach der Ernte direkt über dem Boden abgeschnitten.
Herbst-Himbeeren fruchten relativ spät im Herbst. Eine sehr ertragreiche und gegen die Rutenkrankheit wenig anfällige Herbst-Himbeere ist die Sorte «Autumn Bliss». bei welcher nach der Ernte alle Triebe bodeneben abgeschnitten werden. Der Pflanzabstand von 0,40 – 0,50 Meter in der Reihe und 1,20 – 1,50 Meter zur nächsten Reihe sollte unbedingt eingehalten werden. So werden Pilzerkrankungen vorgebeugt.
Brombeeren (Rubus)
Voll ausgereift erfreuen uns Brombeeren mit ihren dunkelroten bis schwarzvioletten Beeren mit ihrer einzigartigen Süsse. Aber nur wenn die Brombeere voll ausgereift ist, löst sie sich der Fruchtzapfen auch mühelos vom Fruchtfleisch. Erntezeit ist von Mitte Juli bis Ende Oktober.
Wir unterscheiden zwischen Brombeeren mit und ohne Dornen. Da Brombeerranken bis zu 3 Meter lang werden können, benötigen sie ebenfalls ein Gerüst an welchem sie fixiert werden können. Bei Reihenpflanzungen ist zwischen den einzelnen Pflanzen ein Abstand von 3 bis 4 Metern einzuhalten.
Stachelbeeren (Ribes uva-crispa)
Bei den Stachelbeeren wird zwischen den grünen, roten und gelben Sorten unterschieden. Stachelbeeren schmecken frisch sehr gut, eignen sich aber auch zum Backen und Einmachen. Sie können als Strauch oder als Hochstämmchen angebaut werden. Auch am Spalier gedeiht die Stachelbeere hervorragend. In der Reihe beträgt der Pflanzabstand beim Stachelbeerstrauch 1,2 bis 2 m.
Stachelbeeren brauchen einen regelmäßigen Schnitt. Nach der Herbstpflanzung im Oktober/November ist der erste Schnitt im Frühjahr fällig. Die kräftigsten Triebe werden hierbei um etwa ein Drittel eingekürzt. Die restlichen Triebe (bis auf ca. 5 oder 6 Triebe) werden entfernt. Altes Holz ist direkt über dem Boden wegzuschneiden.
Johannisbeeren / Cassis-Beeren (Ribes)
Johannisbeeren sind kleine in Trauben angeordnete Beeren. Es gibt sie in rot, weiss und schwarz (Cassis). Alle sind reich an wertvollen Mineralstoffen, Vitamin C, Pektin und wichtigen Ballaststoffen. Ihr herb-säuerliches Aroma wirkt erfrischend.
Heidelbeere (Vaccinium)
Heidelbeeren sind beliebte Beerensträucher für den Obstgarten, stellen aber spezielle Ansprüche an den Boden. In der Natur wachsen sie auf feuchten Moorwiesen und im Unterholz lichter Moorwälder.
Damit eine reiche Ernte vorprogrammiert ist, benötigen Heidelbeeren ein Moorbeet und sollten nicht zu tief gepflanzt werden. Die Pflanze wird nicht in normale Erde gepflanzt sondern in einem Moorbeet kultiviert.
Sie möchten gerne im nächsten Sommer eine vielfältige Beerenobst-Ernte aus Ihrem eigenen Garten? Dann nutzen Sie jetzt die noch verbleibenden warmen und sonnigen Herbsttage und planen Ihren Beerengarten.
Ich wünschen Ihnen dabei viel Muse und gutes Gelingen.
Ihre Andrea Rothenberger