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Wer einmal Malvenblüten zwischen den Fingern zerrieben hat, spürt den weichen Pflanzenschleim. Der hohe Schleimstoffgehalt dieser alten Heilpflanze «Wilde Malve» macht sie für Haut- und Schleimhauerkrankungen so wertvoll.
Die Wilde Malve (Malva silvestris) kommt in ganz Europa, Westasien und Nordafrika an Hecken, unbebauten Stellen, Waldrändern, Wegrändern und Zäunen vor. Aus einer spindelförmigen Wurzel wachsen mehrere ästige, rauhaarige Stengel, welche bis zu 1,50m hoch werden können.
Die Blätter sind lang gestielt, meist fünflappig, beidseits behaart und am Rand gekerbt. Aus den Blattachseln entspringen behaarte Blütenstiele mit rosa, rotvioletten bis bläulichen Blüten.
Genutzt werden die Malvenblätter und -blüten
Die Blüten und Blätter werden von Juni bis August geerntet. Der Geruch der Blätter ist schwach eigenartig. Die Blüten sind geruchlos. Der Geschmack von beiden ist fade schleimig.
Wilde Malve hat einen hohen Anteil an Schleimstoffen
Die Wilde Malve enthält einen hohen Anteil an Schleimstoffen (Blüten 10%, Blätter 8%), etwas Gerbstoffe, Flavonoide und in den Blüten zusätzlich Malvin (ein Flavonoid) und Spuren ätherischer Öle. In der Anwendung zeigt sich ein schleimhautschützender Effekt und eine reizlindernde Wirkung bei Schleimhautentzündungen.
Vielseitige Anwendung
Diese Droge wird angewendet bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, bei trockenem, entzündlichem Husten, bei Heiserkeit und Kehlkopfkatarrh. Bei Halsschmerzen kann auch mit Malve gegurgelt werden. Im Magen-Darm-Trakt hilft sie ebenfalls bei Schleimhautentzündungen, auch wenn die Entzündungen im Mund- und Rachenraum oder in der Speiseröhre aufgetreten sind. Weitere Indikationen sind Sodbrennen, Reizmagen und Magen-Darm-Geschwüre.
Äußerlich hilft Wilde Malve auch bei vielen Hauterkrankungen wie trockener, entzündeter Haut, bei Ekzemen, Neurodermitis oder Psoriasis. Hier sind beruhigende, lindernde Kompressen, Umschläge oder Waschungen zu empfehlen. Als Badezusatz wirkt die Pflanze auch bei Wunden, trockenen Hauterkrankungen, Insektenstichen, Furunkeln oder Hämorrhoiden.
Die Teezubereitung ist etwas anders als bei anderen Tees. Damit die Schleimstoffe erhalten bleiben übergießt man 1EL der Droge mit kaltem Wasser und lässt das ganze 2 Stunden ziehen, gelegentlich umrühren.
In Südeuropa zählt die Wilde Malve zu den ältesten Nutzpflanzen
Die Wilde Malve wird bereits im 8. bzw. 7. Jh. V.Chr. vom griechischem Dichter Hesiod erwähnt. In Südeuropa zählt sie zu den ältesten Nutzpflanzen. In der antiken Zeit sah man sie als große Heilpflanze an. Die Einsatzgebiete damals reichten von Gebärmutterleiden über Brandwunden bis hin zu Erkrankungen der Gedärme. Ihr Absud sollte sogar ein Gegenmittel gegen alle tödlichen Gifte sein, so sollte sogar ein Skorpion erstarren, wenn man nur ein Malvenblatt auch ihn lege.
Der Aberglaube, welche sich um die Wilde Malve rankte, war sehr groß. Wenn man erfahren wollte, ob eine Frau Kinder bekommen würde, goss man ihren Harn über eine Malvenpflanze. Verdorrte die Pflanze, würde die Frau kinderlos bleiben, behielt sie jedoch ihre grüne Farbe, so stand dem Kindersegen nichts im Wege. Diese Methode wurde in verschiedenen Landstrichen auch zum Erkennen einer bestehenden Jungfräulichkeit genutzt.
Der Glaube und Aberglaube um diese Pflanze ist stark zurück gegangen, ihre Heilkraft ist aber weiter unbestritten.