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Was passiert, wenn wir Rot sehen? Was ist geschehen, wenn jemand unsere Knöpfe gedrückt oder Muster angetriggert hat? Was ist damit gemeint, wenn man aus der Haut fährt oder um sich schlägt? Was ist die Ursache, wenn jemand das gemeinsame Spielfeld verlässt und sich in sein Schneckenhaus zurückzieht? Oder …
- … wenn die Decke über den Kopf zieht,
- … andere auflaufen lässt,
- … beleidigte Leberwurst spielt?
Was, wenn wir Rot sehen?
Wenn das Tier in uns aktiv wird und wir Rot sehen, dann ist kein logisches Denken mehr möglich. Hier hat das Stammhirn die Regie übernommen, unser System läuft auf Adrenalin und reagiert automatisch, ohne zu überlegen! Das ist sinnvoll, wenn wir einer echten Gefahr gegenüberstehen. Die Biologie greift dann auf eines von drei Mustern zurück, die sich in der Evolution bewährt und unser Überleben in feindlichem Umfeld gesichert haben.
- Angriff
- Flucht
- Totstellen/ Schockstarre
Unser Körper reagiert und schüttet Adrenalin aus, der Atem wird flach, Magen und Darmtätigkeiten werden gehemmt, der Mensch ist kurzfristig zu körperlichen Höchstleistungen fähig.
Das Problem beim Rot sehen:
Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen realer und gefühlter Gefahr. Wenn also jemand unsere Knöpfe drückt, an unseren wichtigen Themen kratzt, für uns wesentliche Dinge missachtet oder übergeht, dann reagieren wir sozusagen mit unserem Überlebensmodus. Unser Menschsein spiegelt uns eine reale Gefahr vor und veranlasst uns, unreflektiert entweder draufzuschlagen, abzuhauen oder die Sache durch Nichtbeachten, Abwarten und Nichtstun auszusitzen.
Unsere Systeme machen das so perfekt, dass wir in der Situation tatsächlich glauben, fühlen und denken, dass dies jetzt ein notwendiger und wirksamer Schachzug war. Bei späterer Betrachtung müssen wir dann zugeben, dass egal welches der drei Reaktionsmuster bei uns ausgeprägter ist, es hatte nichts mit einer überlegten Handlung zu tun. Vielmehr können wir im Nachhinein anerkennen, dass unsere automatischen Reaktionen in den allermeisten Fällen Schaden angerichtet haben.
Wesentlich ist zu erwähnen: Diese evolutionäre Prägung ist sehr hilfreich, wenn es ums tatsächliche Überleben geht und reagiert im Bruchteil einer Sekunde. Kein Mensch kann sich da herausnehmen und das ist gut so. Doch mit etwas Übung bemerken wir schon im Triggermodus, dass wir nach Rot gerutscht sind, obwohl keine reale Gefahr besteht.
Eine gut verankerte Regel wie:
- Tief durchatmen mit der Betonung auf ausatmen,
- sich an eine Vertrauensperson wenden,
- bis 10 zählen oder
- lachen oder zumindest die Mundwinkel hochziehen,
die wir in guten Zeiten üben, hilft kraftvoll, diesen Mechanismus zu unterbrechen. Die Befolgung dieser Regeln ist so wirksam, weil das Gehirn entspanntes Atmen, ein Gespräch mit einer Vertrauensperson oder Lachen nicht mit einem Gefahrenmodus zusammenbringen kann. Wer zu diesen Dingen fähig ist, unterbricht damit die automatische Adrenalinausschüttung.
Es empfiehlt sich also, sobald man bemerkt, dass man nach Rot gerutscht ist, eine Pause zu machen und jede Diskussion und alle Überzeugungsversuche abzubrechen – denn hier ist kein logisches Denken möglich. Stattdessen kann die Unterbrechung dafür genutzt werden, das restliche Adrenalin durch Schütteln, Laufen, etc., abzubauen. Dies unterstützt eine Art Reanimation, damit man sich (mittels der obigen Vorschläge) im wahrsten Sinne des Wortes zumindest wieder in ein denkendes Individuum zurückverwandeln kann.
Überlebenstipps fürs Gehirn
Welche Möglichkeiten habe ich, wenn mich das Leben konfrontiert, ich Schreckensnachrichten sehe, wenn jemand meine Knöpfchen drückt, wenn ich mir am liebsten die Decke über den Kopf ziehen würde oder Rot sehe?
Was tun, wenn das Stammhirn die Regie übernommen hat, sodass unser System auf Adrenalin läuft und ganz automatisch reagiert, ohne zu überlegen?
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In diesem Online-Workshop werden wir unserer Biologie auf die Schliche kommen und wirksame Tools kennenlernen, die uns helfen, uns wieder in denkende und sinnvoll handelnde Menschen zu verwandeln.