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Die Weide gehört zu den Weidengewächsen, die bevorzugt an feuchten Standorten in Europa, Asien und z.T. auch in Nordamerika wachsen. Die Pflanze ist zweihäusig, wächst als Strauch oder Baum, hat längliche, lanzettförmige und je nach Art behaarte oder unbehaarte Blätter. Die Blüten, die sogenannten Weidenkätzchen, stehen aufrecht. Die männlichen Blüten erkennt man an den gelben Staubblättern, die weiblichen an den grünen Blüten. Die Weide ist eine der ersten Frühlingsblüher und damit eine wichtige Bienenweide und wurde 1999 zum «Baum des Jahres» gekürt.
Als Droge wird die Weidenrinde verwendet. Zur Drogengewinnung werden verschiedene Weidenarten verwendet, wie zum Beispiel die Silberweide (Salix alba), die Reifweide (Salix daphnoides), die Knackweide (Salix fragilis) oder die Purpurweide (Salix purpurea). Es werden aber auch andere Srten zugelassen, wenn der geforderte Gesamt-Salicin Gehalt mindestens 1,5% beträgt.
Der lateinische Begriff «Salix» soll aus dem griechischem «Helix= Windung» abgeleitet sein, weil die biegsamen Weidenruten zu Flechtwerk gewunden worden.
Der älteste Beleg für die Anwendung der Weide findet sich schon aus der Zeit von 700 v.Chr. auf einer alten babylonischen Tontafel.
Da man früher immer auch davon ausging, dass das Heilmittel auch dort wächst wo die Krankheit entsteht, wurde im Mittelalter der sumpfige, nasse Standort der Weide analogisiert mit Sumpf- und Wechselfieber und die biegsamen Äste des Baumes verwendete man gegen steife Gelenke und Rheuma.
Inhaltsstoffe und Wirkungen
Die Weidenrinde enthält 1,5 – 11% als Salicylate bezeichnete Salicylalkoholderivate, die sich unterschiedlich zusammensetzten, z.B. aus Salicin, Salicortin, Fragilin u.a. Salicin wird als sog. Prodrug im Darm und in der Leber zu Salicylsäure metabolisiert. Dadurch setzt die Wirkung erst nach 2-3 Stunden ein, hält dafür aber bis zu 12 Stunden an. Weitere Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe, Kaffeesäurederivate und Flavonoide.
Weide wirkt in der Hauptsache fiebersenkend, entzündungshemmend, schmerzlindernd und antirheumatisch und wird deshalb bei Erkältungen und anderen Atemwegserkrankungen, bei rheumatischen Erkrankungen, Arthrose und bei chronischen Kopfschmerzen angewendet.
Die Wirksamkeit von Acetylsalicysäure und Salicylsäure ist gleich stark, beide unterbinden die körpereigene Bildung von schmerz-, fieber- und entzündungsauslösenden Stoffen (Prostaglandinen). Als Folge lassen Schmerzen nach und Fieber wird gesenkt. Bei der Anwendung von Weidenrinde muss die Wirkung allerdings nicht mit Nebenwirkungen erkauft werden. Aus diesem Grund sind Weidenrindenpräparate auch bestens für eine Langzeittherapie geeignet (vor allem bei chronischem Geschehen).
Die Anwendung erfolgt als Tee (1TL fein geschnittene Droge mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen und 10min. ziehen lassen), als Tinktur, Extrakt, Pulver oder Fertigarzneimittel.
Geschichte und Mythologie der Weide
Die Weide wächst an Bächen, Seen und sumpfigen Gegenden. Diese enge Verbindung mit dem Wasser zeigt sich auch symbolisch. Wasser steht für den Kreislauf des Lebens und in ihm zeigen sich positive und negative Aspekte, lebensspendende und vernichtende Eigenschaften. Alles Leben wird erst durch Wasser möglich, Wasser kann aber auch vernichten und zerstören. Und so hat auch die Weide zwei Gesichter.
Einerseits wurde mit der Weide die Lebenserneuerung verbunden. In der griechischen Mythologie war der Baum Demeter geweiht, der griechischen Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin. Aus geschnittenen Weiden treibt es im Frühjahr immer wieder frisch aus, selbst wenn Sie Zweige in die Erde stecken können diese wieder neu austreiben.
Andererseits wurden auch immer negative Themen wie Tod, Hexen oder Strafgericht mit dem Baum in Verbindung gebracht. Wenn die Trauerweiden an den nebligen Seen ihre Äste im Wind wehen ließen, kann das schon unheimlich aussehen und erinnert an Hexen, deren Haare im Wind wehen. Die Weide galt deshalb als Hexenbaum, auch Hexenbesen bestanden meist aus Weidenruten. Böse Weiber konnten damit Hagelschlag herbei zaubern und der Teufel bevorzugte alte Weiden als Behausung. Diese unheimlichen Orte wurden gemieden. Viele schauerliche Geschichten von Geistern, Unholden, Umgekommenen und gerichteten Verbrechern umgaben die Weiden. Es war nicht ungewöhnlich, dass an einem der Weiden eine Leiche schaurig im Wind baumelte, Verbrecher wurden in früheren Zeiten oft an Weiden gehängt. Ein so schaurig und negativ belegter Baum stand natürlich auch im Mittelpunkt von vielen magischen Bräuchen. Egal, ob man eine Hexe erkennen oder sich vor bösen Mächten schützen wollte, es gab immer Riten mit der Weide.
Ein weit verbreiteter Glaube war, dass dieser Baum «die Weiber unfruchtbar mache». Wahrscheinlich kam es zu dem Glauben, weil die Pflanze zweihäusig ist.
Symbol weiblicher Schönheit und Anmut
Im chinesischen Kulturraum allerdings galt die Weide als Symbol weiblicher Schönheit und Anmut, sie repräsentierte aber auch eine moralisch-sittliche Leichtigkeit. Insbesondere die Weidenkätzchen hatten einen anzüglichen Ruf und standen für fehlende Sittsamkeit. Suchte man in früheren Zeiten ein Freudenhaus auf, so umschrieb man es auch mit «Blumen suchen und Weiden kaufen».
Im europäischen Raum wurde der Weidenbaum mit einer unglücklichen Liebe in Verbindung gebracht. Wenn sich zwei Menschen trennten, setzten sie einen Kranz aus Weidenzweigen auf.
Die Weide, ein Baum mit heilenden Eigenschaften und viel Symbolik. Bevor Sie zu Aspirin und Co. greifen, erinnern Sie sich an die Weidenrinde.
Schauen Sie sich doch beim nächsten Spaziergang eine Weide mal genauer an. Ob Sie dann in dem Spiel der Zweige die weibliche Schönheit entdecken oder eher die Hexenhaare, das liegt ganz bei Ihnen. Mein Mann würde jetzt sagen, das liegt eh ganz dicht beieinander.
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