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Ist Dicksein selbstverschuldet? Na klar, werden die einen sagen, einfach weniger essen und mehr bewegen, dann gibt sich dies von selbst. Die andern stellen sich auf den Standpunkt, dass die Gene, die schweren Knochen und nicht zuletzt die Umwelt und die Erziehung schuld an ihrem Dicksein sind. Also ist vielleicht doch das Schicksal schuld an unseren übermässigen Pfunden?
Kürzlich unterhielt ich mich an einem Seminar mit einer augenscheinlich deutlich untergewichtigen Teilnehmerin über das «richtige» Gewicht und den BMI (Body-Mass-Index). Sie sagte voller Überzeugung: «Für mich macht der BMI keinen Sinn, da ich leichte Knochen habe. Ich war schon immer fünf bis acht Kilo leichter als empfohlen und fühle mich so gut. Auch bin ich infolge meiner Gene so schlank, egal was und wieviel ich esse.»
Sind wirklich die Knochen und die Gene verantwortlich für unser Gewicht? Stimmt dies im Umkehrschluss auch für die Dicken unter uns? Ist Übergewicht wirklich Schicksal oder liegt es an jedem Einzelnen von uns, etwas zu ändern? Schauen wir uns dies genauer an.
Die Mär von den schweren und leichten Knochen
Sicherlich haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis Menschen, die schmal und zierlich gebaut sind. Ich weiss noch, wie ich in der Schule eine Kollegin hatte, wo ich gefühlt, meine Finger gleich zweimal um ihr Handgelenk wickeln konnte. Mit meinem «robusten» Körperbau fühlte ich mich damals benachteiligt. Es schien mir nur logisch, dass ich, verglich man unsere beiden Skelette, deutlich mehr wog.
Tatsache ist: Aufgrund des Geschlechts, Knochenbaus und Lebensweise gibt es Unterschiede beim Gewicht unserer Knochen. Nur muss ich all jene gleich wieder enttäuschen, die nun rufen, «ich habe es gewusst!». Der durch unseren Knochenbau ausgewiesene Gewichtsunterschied bewegt sich in einem Bereich von rund ein bis maximal drei Kilo. Sie geben mir sicherlich recht, dass dieser Unterschied bezüglich unseres Gesamtgewichts bei den meisten von uns zu vernachlässigen ist, nicht?
Liegt «Dicksein» in den Genen?
Bei unseren Genen ist die Sachlage nicht so eindeutig. Für unsere Vorfahren war es ein Überlebensvorteil, sogenannte «Dickmacher-Gene» zu besitzen: Dadurch hatten sie eine Vorliebe für süsse und fette Speisen, die ein Maximum an Energie lieferten. Der Überschuss wurde effizient als Vorrat für Notzeiten im Körper eingelagert. War dies früher von Vorteil, führt es heute dazu, dass schnell zu viele Pfunde auf den Rippen landen.
Die Schlanken unter uns, die die Nahrungsenergie viel schlechter verwerten können, sind in der heutigen Zeit im Vorteil. Dennoch sind Menschen, die Dickmacher-Gene besitzen, nicht automatisch dazu verurteilt, übergewichtig zu werden. Der Ernährungspsychologe Joachim Westenhöfer bemerkt dazu: «Die Gene legen zwar fest, wie anfällig jemand für Übergewicht ist – aber die Umwelt bestimmt, ob er tatsächlich dick wird.»
Ein anderes Beispiel, wie Gene unser Essverhalten mitbestimmen können, ist das ob-Gen. Bei einer Mutation dieses Gens können die Fettzellen kein Leptin bilden. Leptin signalisiert dem Gehirn, dass wir satt sind. Fehlt diese Information, essen wir ungehemmt weiter. Bekommen Menschen mit dieser Gen-Mutation das Leptin von aussen zugeführt, normalisiert sich ihr Essverhalten.
Als dieser Zusammenhang 1994 erkannt wurde, glaubten viele Wissenschaftler, endlich einen Durchbruch bei der Erforschung von Übergewicht geschafft zu haben. Leider ist jedoch nur bei sehr wenigen Übergewichtigen die fehlende Leptin-Bildung die Ursache. Vielmehr scheint eine sogenannte Leptin-Resistenz weiter verbreitet zu sein: Der Botenstoff Leptin wird zwar gebildet, wird im Gehirn jedoch nur ungenügend oder gar nicht erkannt. Die Folge: Die Betroffenen werden nicht satt und essen weiter. Doch auch hier schafft meist eine langfristige Umstellung in der Ernährung Abhilfe.
Liegt Dicksein in der Familie?
Dies sind zwei Beispiele von Genen, die unser Gewicht beeinflussen können. Sollten Sie nun denken, «ich habs ja gewusst!», muss ich Sie enttäuschen. Sogar Genetiker sind der Überzeugung, dass nicht alle übergewichtigen Menschen ihren Genen hilflos ausgeliefert sind. Es gibt Menschen, bei denen eine Gen-Mutation für ihre Gewichtszunahme verantwortlich ist, allerdings trifft dies auf die meisten von uns nicht zu.
Meistens ist es die Kombination von Veranlagung sowie Umwelteinflüsse, die zum Dicksein führen. Daraus folgt, dass wir unseren Genen nicht hilflos ausgeliefert sind. Es liegt an uns, unsere Umwelt so zu gestalten, dass wir unserer Veranlagungen entgegenwirken wie z.B. durch einen gesunden Lebensstil, gesunde Ernährung, Bewegung, wenig Stress, etc.).
Einfluss unserer sozialen Umwelt und Prägungen
Wir alle sind geprägt durch unsere Erziehung und durch die Essgewohnheiten unserer Eltern. Dies schlägt sich auch in unseren Essgewohnheiten nieder. Forscher stellten fest, dass Kinder, deren Eltern einen ungesunden Lebensstil hatten, ein deutlich höheres Risiko für Übergewicht hatten. Auch die Nahrungsvorlieben werden durch die Esskultur des Umfeldes geprägt. Dazu kommt, dass Kinder oft durch Nahrung – speziell durch Süssigkeiten – getröstet oder belohnt werden. Sie verlernen Hunger und Sättigung richtig zu unterscheiden. Zugleich lernen sie frühzeitig, dass sie sich durch Emotionales Essen Erleichterung verschaffen können.
Auch unser Glaube spielt eine wichtige Rolle, wie Forscher feststellten: Glauben Menschen, dass «Dicksein eben in der Familie liegt» und Veranlagung ist, erscheint dies ihnen wie eine höhere Fügung. Wieso sollen sie sich anstrengen, ist doch an einen Erfolg einer Gewichtsabnahme nicht zu denken? Diese Sicht führt dazu, dass sie insgesamt ungesünder leben und noch mehr zunehmen. Man könnte es auch eine selbsterfüllende Prophezeiung nennen.
Sind wir an unserem Dicksein selber schuld?
Bevor ich auf diese Frage eingehe, möchte ich klarstellen, dass ich nur von den Übergewichtigen rede, die ihr Dicksein durch gezielte Ernährungs- und Verhaltensänderung steuern können. Damit meine ich uns – ich zähle mich da durchaus dazu – die wählen können, wie sie durchs Leben gehen. Ich rede nicht von den Menschen, die durch ihr Schicksal – nicht beeinflussbare Gegebenheiten wie Krankheit – übergewichtig wurden.
Seit meiner Kindheit zähle ich zu den Menschen mit massivem Übergewicht. Seit nunmehr gut drei Jahren bin ich auf dem Weg zu meinem Wunschgewicht. Ich habe über 40 Kilo abgenommen und beschäftige mich intensiv mit Themen rund ums Abnehmen. Dies erzähle ich Ihnen nicht, um Lob einzuheimsen, sondern damit klar ist, dass ich mich selbst immer noch zu den stark Übergewichtigen zähle. Ich habe es mir mit dieser Frage also nicht leicht gemacht, da ich selbst betroffen bin. Auch will ich Sie mit dieser Frage sicherlich nicht ärgern, nichts liegt mir ferner. Sondern ich möchte Sie animieren, darüber nachzudenken.
Zurück zur Ausgangsfrage: Sind wir selber schuld, dass wir dick sind? Natürlich wäre ich schon immer gerne schlank gewesen. Nur habe ich, nebst den vielen meist eher kurzfristigen Diätversuchen, auch wirklich etwas dafür gemacht um mein Ziel zu erreichen? Nein. Ich wurde sogar von Jahr zu Jahr noch schwerer. Im Nachhinein betrachtet habe ich durch mein inkonsequentes Verhalten bewusst oder unbewusst in Kauf genommen, dick zu sein. Eine Wahl durch Unterlassung. Ich habe durch mein Verhalten und durch mein Nichtstun gewählt, dass ich weiterhin als Dicke durchs Leben laufen muss. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen, habe ich mein fortdauerndes Dicksein selbst verschuldet.
Wir entscheiden, wie wir durchs Leben gehen
Auch wenn nicht sicher ist, dass das obige Zitat von Albert Einstein stammt, finde ich es wunderschön passend. Wissen Sie warum? Es führt mir vor Augen, dass wenn ich weiter das Gleiche – oder mehr noch – gar nichts tue, ich nicht erwarten kann, dass sich etwas ändert. Ich bin für mein Leben und meine Handlungen verantwortlich. Es gibt mir den Anstoss, nicht einfach nichts zu tun und zu denken, dann ist es halt so. Vielmehr motiviert es mich aufzustehen und Verantwortung für mein Leben zu übernehmen. Es fordert mich auf neue Wege zu suchen, die mich meinem Ziel näherbringen.
Dabei will ich nicht die Schwierigkeiten kleinreden, denen ein Übergewichtiger gegenübersteht, der dauerhaft abnehmen will. Die kenne ich selbst nur allzu gut. Ich bin heute jedoch überzeugt, dass jeder einzelne von uns eine Wahl hat: In seinem Leben nichts zu verändern und Dicksein weiterhin als sein Schicksal anzunehmen. Oder bereit zu sein, sich konsequent und nachhaltig auf Veränderungen einzulassen.
Sich gut fühlen – der Verdienst, wenn Weg, Ausdauer und Konsequenz passt
Schlank sein und sich gut fühlen, ist nicht einfach Glück. Ebensowenig ist Dicksein mein Schicksal – davon bin ich überzeugt. Mein Übergewicht loszuwerden und mein Wunschgewicht zu erreichen ist ein Verdienst meiner Ausdauer und Konsequenz. Natürlich muss auch der Weg dahin passen. Ich habe meinen Weg über eine typgerechte, zu mir passende Ernährung gefunden. Sie befriedigt meinen Wunsch nach genussvollem Essen und verleiht mir die Energie um meine Ziele zu verfolgen. Dies ist mein Weg zu meinem Wunschgewicht.
Und Sie, was ist Ihr Weg, wie entscheiden Sie sich? Weiterhin nichts zu ändern und sich mit Ihrem Übergewicht durchs Leben zu schleppen? Oder gezielt und nachhaltig auf eine leichtere Version von Ihnen hinzuarbeiten? Gerne unterstütze ich Sie aktiv dabei.
Rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir, ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme!
+49 171 430 5610 und +41 76 358 35 60 oder [email protected]
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie den Mut und die Kraft haben, den Weg zu gehen, der Sie zu einem (noch) erfüllteren und glücklicheren Menschen werden lässt.
Ihre Susan Rothenberger