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Das Schöllkraut (Chelidonium majus) zählt zu den Mohngewächsen und wächst in ganz Europa sowie in Mittel- und Nordasien. Man findet es nur in der Nähe von menschlichen Behausungen z.B. an Mauern, Zäunen, Wegrändern oder als Gartenunkraut. Die Pflanze wird 30-100cm hoch, besitzt leicht behaarte Stengel mit doldenartigen Blütenständen. Die Blüten sind leuchtend goldgelb mit vier Kronenblättern, die Blütezeit ist von Mai bis September.
Medizinisch wurde die Pflanze schon in der Antike genutzt und geschätzt. Dioskurides und Plinius beschreiben die Anwendung bei Gelbsucht und Leberleiden. Im Mittelalter wurde die Pflanze ebenfalls angewendet und beschrieben gegen Leber- und Gallenbeschwerden und als schmerzlindernde und zentral sedierende Pflanze.
Was ist drin im Schöllkraut und wie wirkt es?
Schöllkraut enthält Alkaloide wie Coptisin, Chelidonin u.a. (papaverinähnlich), Flavonoide, Saponine, Carotinoide und wenig ätherisches Öl. Die Alkaloide zeigen eine dem Papaverin ähnliche spasmolytische Wirkung auf die glatte Muskulatur, dort vor allem auf die Gallenwege und die Bronchien. Diese Wirkung hat man nur bei der Frischpflanze, beim Trocknen gehen diese Eigenschaften verloren. Neben der cholagogen (galleflussfördernden) Eigenschaften wirkt Schöllkraut schmerzlindernd und zentral sedierend.
Die Anwendungen ergeben sich daraus: Man nutzt diese Droge bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Traktes sowie zur Nachbehandlung von Hepatitiden. Schöllkraut wird auch zur Ausleitung und Regeneration genutzt. So kann die Ausscheidung von Toxinen über die Galle gefördert werden. Die zentral-sedative Wirkung nutzt man bei Patienten mit Zittern.
Aber Achtung! Alkaloide sind eben auch giftige Substanzen, die, wenn sie zu hoch dosiert sind, negative Folgen haben können. Diese Pflanze ist nicht für den Rohverzehr geeignet und bei Teemischungen darf ihr Anteil nur 10% betragen. Außerdem darf Schöllkraut innerlich maximal 4 Wochen lang angewendet werden und die Tagesdosis von 2-5 g Droge darf nicht überschritten werden. Wenn man sich hier unsicher ist, darf man auch gern auf Fertigpräparate zurückgreifen.
Schon Paracelsus sagte: «Nichts ist Gift auf dieser Welt und alles ist Gift, allein die Dosis entscheidet, ob ein Ding Gift ist oder nicht.» So auch hier.
Zu aller Sicherheit empfiehlt man daher die Pflanze nicht bei Schwangeren, Kindern unter 12 Jahren und auch nicht bei akut entzündlichen Lebererkrankungen und bei Verschluss der Gallenwege.
Von außen gegen Warzen
Schöllkraut ist zur Warzenbehandlung so bekannt, dass es im Volksmund auch Warzenkraut genannt wird. Der frische Milchsaft wirkt virenabtötend und hemmt das Zellwachstum. Wenn man einen frischen Stengel der Pflanze abbricht, quillt der gelbe Milchsaft heraus und kann dann direkt mit dem Stengel auf die Warze aufgebracht werden. Der Milchsaft wirkt ätzend, deshalb bitte nur auf die Warze aufbringen und nicht auf das Hautareal darum.
Das ganze muss 2-4 Wochen mehrmals täglich aufgetragen werden. Schön ist, wenn an die Pflanze dazu im Garten hat und sich täglich an ihr bedienen kann. Da die Wirkung im frischen Milchsaft ist, kann ich also auch nur von Frühjahr bis in den Herbst Warzen so behandeln, danach muss man auf eine Tinktur zurückgreifen oder stellt sich bei Bedarf für den Winter eine Salbe aus dem frischen Kraut und auf Schweine- oder Butterschmalzbasis her.
Signatur des Schöllkrauts
Das Schöllkraut folgt genau wie die Brennnessel, der Holunder oder der Wegerich den menschlichen Kulturstätten und begleitet den Menschen so schon seit Jahrtausenden. In fast ganz Europa ist diese Pflanze als klassische Ruderalpflanze fast ausschließlich in der Nähe von menschlichen Behausungen zu finden.
Gemäß der Signaturenlehre sah Paracelsus aufgrund des gelben Safts in dieser Pflanze ein Heilmittel gegen Gelbsucht. Durch die Zeiten durch stellten die Behandlung der Leber und der Gallenblase eine Indikation für das Schöllkraut dar, was sich in der neuesten Zeit dann ja auch wissenschaftlich bestätigte.
Nur die Anwendungsweisen veränderten sich. In früheren Zeiten beispielsweise goss man den Urin des Kranken an drei Freitagen über das Schöllkraut und sprach: «Schöllkraut, ich tränke dich, Gelbsucht ich senke dich in den Boden.» Und hoffte auf Heilung.
Der Glaube soll ja bekanntlich Berge versetzen können. Und vielleicht nutzen wir die Fähigkeit unseres Geistes heute viel zu wenig.
Egal wie, wenn man es richtig anwendet und ein paar Sachen beachtet, ist das Schöllkraut ein guter pflanzliche Helfer. Vielleicht entdecken Sie diese Pflanze beim nächsten Spaziergang ganz neu. Viel Spaß dabei!
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Ein sehr guter und informativer Bericht