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Der «Gemeine Lein» ist schon seit Jahrtausenden eine vielfältig genutzte Kulturpflanze und wird heute noch in vielen Varietäten und Unterarten weltweit angebaut.
Lein (Linum usitatissimum) bewies seine Nützlichkeit schon 5000 Jahre vor Christus, seitdem wurden nämlich die Flachsfasern zur Herstellung von Bekleidung genutzt. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde der Lein sogar vorrangig als Textilrohstoff genutzt.
Aber auch die guten Eigenschaften der Leinsamen und des Leinöls sind schon lange bekannt. Früher zählte Deutschland noch zu den wichtigsten Anbaugebieten von Lein. Er ist immer noch auf der ganzen Welt heimisch, wird heute aber vorwiegend in China, Russland, Ägypten sowie in Frankreich und Belgien angebaut, dort immer noch hauptsächlich das Faserlein zur Textilrohstoffgewinnung.
Kanada ist momentan der Hauptproduzent des sogenannten Ölleins, wo die Ernte der Leinsamen im Vordergrund steht. Einige Anbaugebiete finden wir auch noch in Deutschland, hauptsächlich in Sachsen, dort besonders in der Lausitz und im Spreewald, wo das Leinöl traditionell noch öfter auf der Speisekarte steht.
Lein schmeckt gut – tut gut
Während Acai, Chia und Co bei uns erst seit einigen Jahren in den Fokus gerückt sind, tun es die guten alten Leinsamen in vielen Fällen ebenso gut. Die Samen schmecken etwas nussig und mild ölig. Geerntet werden die Samen im September.
Leinsamen enthalten ca. 30-40% fette Öle, darunter die ungesättigten Fettsäuren Linolensäure, Linolsäure und Ölsäure. Außerdem zählen 25% Proteine, Sterole, Triterpene und Glykoside zu ihren Inhaltsstoffen. Die wichtigsten Komponenten sind die unverdaulichen Ballaststoffe und die in der Epidermis der Samenschalen vorkommenden Schleimstoffe. Beide regen durch ihr Quellvermögen die Darmperistaltik an.
Wirkungen
Die Hauptwirkungen des Leins sind stuhlregulierend, peristaltikanregend und schleimhautschützend. Leinsamen gelangen ungehindert in den Darm und binden dort das (zugeführte!) Wasser in die Polysaccharide der Samen. Dort kommt es zu einer 4-8fachen Volumenzunahme und dadurch zu einem erhöhten Füllungsdruck, der einen Dehnungsreflex an der Darmwand auslöst. Dadurch wird die Darmperistaltik angeregt und Verstopfungen können sich lösen.
Bei Durchfall wiederum binden die Polysaccharide überschüssiges Wasser und Bakterientoxine und führen dadurch zu einer Konsistenzsteigerung des Stuhles und Verlangsamung der Darmpassage. Egal, ob Durchfall oder Verstopfung, Leinsamen kann beides lindern. Die Schleimstoffe des Samens legen sich außerdem wie ein schützender Film über die Magen- und Darmschleimhaut und können so Entzündungen in den Bereichen schneller abklingen lassen.
Zu beachten ist hier, dass durch diesen Schleimhautschutz die Resorption von anderen Stoffen behindert wird. Aus diesem Grund sollten andere Medikamente (auch Antibabypille) erst 30-60 Minuten später eingenommen werden.
Einen ebenso guten Ruf wie der Samen genießt auch das Leinöl. Es enthält 90% ungesättigte Fettsäuren, die man in der Ernährung den gesättigten Fettsäuren vorziehen sollte. Das frühere «Arme-Leute-Essen» Quark mit Pellkartoffeln und Quark kommt in vielen Regionen nicht ohne das Leinöl aus.
Geschichte und Mythologie
Der Lein oder Flachs ist eine Pflanze, die den Menschen seit uralten Zeiten begleitet. Durch Funde belegt, wurde er als Ausgangsmaterial für Stoffe und Gewänder bereits in der jüngeren Steinzeit angebaut, wahrscheinlich entstanden daraus die ersten Gewebe der Menschheit. Nahezu die ganze antike Welt verwendete deren Produkt, das Leinen.
Der Stellenwert des Leins war so hoch, dass er auch im religiösen Leben eine große Rolle spielte. Im alten Ägypten galt die Leinblüte als ein Symbol göttlicher Reinheit und des Lichts und war der Göttin Isis geweiht, der Schutzpatronin des Flachs. Die Skythen setzten den Leinsamendampf zur rituellen Reinigung ein. Den Germanen galt der Lein als heilige Pflanze der Frigg, die den Menschen die Kunst des Anbaus sowie des Spinnens und Webens lehrte.
Die Verwendung als Heilmittel reicht ebenfalls bis in die Antike zurück. Im Mittelalter schwand die Bedeutung des Leins als Heilpflanze etwas. Die Pflanze wurde nur noch als entzündungshemmend, hustenmildernd und leicht aphrodisierend genutzt, äußerlich als schmerzstillend und erweichend. Pfarrer Sebastian Kneipp stellte die Pflanze dann wieder auch als schmerzstillend und zur Linderung entzündlicher Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes in den Vordergrund, also Eigenschaften, die heute immer noch relevant sind.
Also gleich ins Reformhaus gehen und Leinsamen holen, denn auch präventiv können ein bis zwei Esslöffel täglich davon gute Dienste leisten.