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Wir leben in einer Zeit, in der es durch moderne Technik möglich geworden ist, alles in kleinste Bestandteile zu zerlegen, genau zu untersuchen, Wirkstoffe zu isolieren und künstlich nachzubauen. Wir waren der Meinung, wir können alles besser als die Natur, wir haben für jedes Symptom einen einzelnen Wirkstoff parat. Leider haben wir dadurch das große Ganze aus den Augen verloren. Warum wir wieder mehr auf die Natur zurückgreifen und beispielsweise Heilpflanzen wieder selber sammeln sollten, erfahren Sie in den nachfolgenden Zeilen.
Die Natur bietet uns für die meisten Krankheiten gute Heilpflanzen. Wir müssen jedoch auch bereit sein, bei Krankheiten beispielsweise auch unseren Lebensstil in Frage zu stellen und gegebenenfalls zu korrigieren. Wir leben in einer Zeit, in der es nicht mehr selbstverständlich ist, sich gesund zu ernähren, wir bewegen uns zu wenig, wir arbeiten in Schichten entgegen unserem Biorhythmus, wir sind durch moderne Kommunikationstechnik 24 Std. täglich erreichbar. Sie wissen, wovon ich rede.
Haben wir ein Zipperlein, haben wir keine Zeit, krank zu sein. Also Schranktür auf, Tablette raus und morgen geht es weiter. Eine Zeit lang steckt dies unser Körper weg, danach können wir aber ernsthaft krank werden.
Natürlich gesund werden
Natürliche Pflanzenstoffe überdecken nicht nur Symptome, sondern können eine echte Heilung herbeiführen. Sie setzen, richtig angewandt, am Ursprung des Übels an. Es dauert meist etwas länger, aber die Gesundung ist nachhaltiger, da das Übel tatsächlich ausgemerzt ist. Nehmen Sie auch alle körpereigenen Hilfen mit in Anspruch. Unser Körper ist für eindringende Keime gut gerüstet und geht sehr effektiv gegen diese vor, unterbrechen Sie ihn nicht in seiner Arbeit! Unterstützen Sie ihn! Auch mit geeigneten Pflanzen.
Achtsamkeit lernen
Dazu muss man sehr genau in seinen Körper hineinhören, denn wie überall gibt es natürlich ganz klare Grenzen. Dieser Artikel soll auch kein Aufruf sein, dass Sie keinen Arzt mehr aufsuchen sollen und alles nur mit Pflanzen selbst behandeln. Es soll nur ein Aufruf sein, mit seinem eigenen Körper sorgsam umzugehen und nicht bei jeder Kleinigkeit mit Medikamente wie z.B. Antibiotika zu agieren. Antibiotika ist ein wunderbares Heilmittel für die Menschen, nur sind wir gerade dabei, diese Waffe abzustumpfen, weil wir sie viel zu häufig anwenden.
Also, entscheiden Sie beim nächsten Fieber ganz bewusst, ab wann Sie eingreifen. Lassen Sie ihre Körperabwehr auch mal arbeiten. Fieber, wenn es nicht zu hoch steigt, ist ein Anzeichen dafür, dass ihre Körperabwehr eingedrungene Erreger erkannt hat und diese mit erhöhter Temperatur abtöten möchte. Wenn Sie jetzt nur das Symptom Fieber behandeln, geht es Ihnen nach außen erst mal besser, Sie können wahrscheinlich auch gleich wieder arbeiten. Aber die verbliebenen, nicht abgetöteten Erregen können sich wieder vermehren, die Krankheit später erneut ausbrechen.
Es ist ihr Körper. Sie haben nur den einen. Entscheiden Sie wieder mehr selbst!
Die Säulen unserer Gesundheit
Schon Pfarrer Sebastian Kneipp lehrte in seinen Schriften, dass die Gesundheit auf 5 Säulen steht, keine neue Erfindung von ihm, nur das Wissen zusammengetragen und neu bewusst gemacht, denn dieses Wissen ist uralt.
Diese 5 Säulen sind Gesunde Ernährung, Bewegung, Wasser/Wasseranwendungen, Heilpflanzen und Gesunde Lebensordnung. Es gibt keine Reihenfolge, alle Säulen sind gleichrangig. Das Dach darüber soll ja gerade sein.
Wenn nun eine odere mehrere Säulen zu wenig beachtet werden, kommt es zum Ungleichgewicht. Wird das Ungleichgewicht zu groß, kommt es zu Krankheiten.
Ich zeige Ihnen dies nur deshalb mit auf, damit Sie die Pflanzenheilkunde im rechten Verhältnis sehen. Heilpflanzen sind keine Allheilmittel und Sie werden keinen Erfolg damit haben, wenn die anderen Säulen im Ungleichgewicht sind. Aber es ist eben eine der Säulen, und von vielen viel zu wenig beachtet.
Wenn Sie das nächste mal spazieren gehen, schauen Sie sich die Pflanzen rechts und links des Weges doch einmal genauer an. Sie werden so viele Heilpflanzen entdecken!
Die Natur lässt uns krank werden, damit wir merken, dass etwas nicht in Ordnung ist und wir die Möglichkeit haben, es zu reparieren. Sie stellt uns aber auch die passenden Kräuter zur Verfügung, um wieder zu gesunden. Versuchen Sie, soweit möglich, immer die einheimischen Heilpflanzen zu bevorzugen. Heilpflanzen wachsen immer dort, wo sie gebraucht werden.
Ein paar Tipps zum Sammeln
Natürlich sammeln Sie immer nur die Pflanzen, die Sie sicher kennen. Bei einigen Pflanzen besteht Verwechslungsgefahr mit giftigen Doppelgängern, andere haben Verwandte mit geringem oder keinen Wirkstoffgehalt an den Stoffen, die Sie brauchen. Ein gutes Pflanzenbestimmungsbuch sollte Ihr Begleiter sein, bei «könnte sein…» oder «sieht so aus…» Finger weg, dann kaufen Sie sich diese Heilpflanze in der Apotheke. Auch geschützte Pflanzen sind natürlich tabu.
Bei geführten Kräuterwanderungen können Sie Ihr Wissen um Pflanzen überprüfen und neue Pflanzen kennen lernen.
Schauen Sie, dass Sie nicht in der Nähe von dicht befahrenen Straßen, in Einflugschneisen von Flughäfen, auf Hundetobewiesen oder an Feldrändern sammeln, die landwirtschaftlich intensiv genutzt werden.
Nach Regentagen warten Sie noch ein, zwei Sonnentage ab, bevor Sie ernten, ansonsten ist der Wassergehalt in der Heilpflanze zu hoch, bzw. der Wirkstoffgehalt dementsprechend zu gering. Optimal zum Sammeln sind blauer Himmel und Sonnenschein. Warten Sie immer, bis der Morgentau getrocknet ist und beenden Sie Ihre Ernte, bevor der Abendtau sich auf die Wiesen legt. Sie haben mehr Freude bei der Trocknung. Nicht so wichtig ist dieser Hinweis, wenn Sie frisch für Salate oder andere Zubereitungen aus frischen Pflanzen sammeln.
Erkundigen Sie sich, wann entsprechend der Pflanze im Kreis der Jahreszeiten der günstigste Erntezeitpunkt ist.
Alles im Rhythmus des Mondes
Nicht zuletzt sollten Sie auch immer einen Blick auf den Mond gerichtet haben, um den optimalen Erntezeitpunkt herauszufinden. Ein Mondzyklus dauert immer 28 Tage und diesem Zyklus sind auch Mensch, Tier und Pflanze unterworfen. Kennen die Frauen diesen 28 Tage Zyklus von irgendwo her? Wir sind uns meist nur der Zusammenhänge nicht mehr bewusst.
Auch innerhalb der Pflanzen verändert sich der Wirkstoffgehalt in diesem Rhythmus, in Vollmondzeiten haben Sie einen höheren Gehalt in allen oberirdischen Pflanzenteilen, besonders in den Triebspitzen und Blüten, also Erntezeit für Blattkräuter und Blüten. In Neumondzeiten konzentrieren sich die Wirkstoffe eher in den unterirdischen Pflanzenteilen, Erntezeit für Wurzeln.
Der industrielle Anbau und die Ernte von Kräutern wird sich danach selten richten, es ist aber erwiesen, dass die Wirkstoffkonzentration eine höhere ist. Es ist sehr einfach, etwas besser zu machen, wenn man sich am Rhythmus der Natur orientiert. Finden wir einfach ein Stück weit wieder dahin zurück, was unseren Vorfahren so selbstverständlich war.
Wer Heilpflanzen besser kennen lernen möchte, ist bei einer meiner Kräuterwanderungen herzlich willkommen.
Ihre Katrin Seemann