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Die Wegwarte (Cichorium intybus) gehört zu den Korbblütlern und liebt den eher schweren, lehmigen Boden. Wir finden sie Europa, Vorderasien, Nord- und Südafrika, Amerika, Australien und Neuseeland. Bevorzugt wächst sie auf Böschungen, Wegrändern und auf Brach- und Ödland.

Sie wird bis ein Meter hoch, besitzt einen kantigen, rauhaarigen, verästelten Stengel, die Blätter sind im unteren Bereich noch fiederspaltig, im oberen Bereich einfacher bis lanzettförmig. In den Blattachsen sitzen die vereinzelten Blüten, meistens blau, ganz selten auch rosefarben bis weiß.

Wenn die Wegwarte nicht blüht, läuft man schnell an ihr vorüber, entweder sie wird in der Wiese übersehen oder sie sieht aus wie ein vertrockneter Strauch am Wegesrand. Wenn sie aber blüht, kann man sie einfach nicht übersehen mit ihren wunderschönen Blüten. Man sagt, ihr Blau sei eines der schönsten Blautöne, welch die Natur hervorgebracht hat.

Die Wegwarte wurde bereits im Altertum als Heilpflanze verwendet, schon Diuskurides und Plinius berichteten von ihr.

Die Wegwarte: eine Wunderwaffe der Natur

Von der Wegwarte kann man alles nutzen. Von der Wurzel angefangen über die Blätter (das Kraut) bis hin zu den Blüten. Das Kraut wird zur Zeit der Blüte im Juli geerntet, die Wurzel dann im Spätherbst.

Detailansicht der Wegwarte
Detailansicht ©Fotolia

Die Blüten werden gern als sogenannte Schmuckdroge in Teemischungen genommen oder man  verwendet die Blüten auch als essbare Dekoration.

Inhaltsstoffe, Wirkungen und Indikationen

Wegwarte enthält Bitterstoffe, Kaffeesäurederivate, Flavonoide, Gerbstoffe, Inulin, Pentosane und viele weitere Inhaltsstoffe. Sie wirkt appetitanregend und galleflussfördernd, außerdem wird ein cholesterinsenkender Effekt beschrieben. Daraus ergibt sich die Anwendung bei Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, gestörtem Galleabfluss, Leberstörungen und Pankreasschwäche. Wegwarte bindet Schwermetalle und wird deshalb auch gern bei Entgiftungen und zusammen mit Löwenzahn auch zu Frühjahrskuren empfohlen. Außerdem setzt man sie bei Hautunreinheiten ein, und zwar sowohl innerlich als Tee sowie auch äußerlich für Waschungen oder als feuchte Verbände. In der Volksheilkunde ist Wegwarte als Pflanzensaft auch bekannt als Mittel gegen Verstopfungen bei Kindern.

Wegwarte am Wegesrand
Nebenwirkungen gibt es selten, nur wer gegen Korbblütler allergisch ist, sollte aufpassen. ©Katrin Seemann

Wegwartenwurzel war in Kriegszeiten als «Muckefuck» oder «Zichorienkaffee» bekannt. Die getrockneten Wurzeln wurden geröstet, gemahlen und als Kaffeeersatz verwendet. Noch heute ist der Zichorienkaffee als koffeinfreies Genussgetränk beliebt.

Jede Menge Mythen und Geschichten

Das strahlende Blau ihrer Blüten ist wunderschön. Die Wegwarte wurde als Sinnbild treuer Liebe, die aber oft mit vergeblichem Warten verbunden war, bezeichnet. In vielen Märchenvarianten steht die Wegwarte als verzauberte Jungfrau am Wegesrand und wartet vergeblich auf ihren Liebsten. Junge Mädchen pflückten die Knospen der Wegwarte und steckten sich diese ins Mieder. Ging die Knospe auf, so konnte man darauf hoffen, dass einem das Glück hold ist.

Auch im Zauberglauben hatte die Pflanze einen hohen Stellenwert. Selbst Paracelsus schreibt noch, dass sich die Wurzel der Wegwarte nach sieben Jahren in einen Vogel verwandelt und dass die Blüten, welche morgens blau, mittags hellblau und abends weiß sind, verwunschene Menschen seien.

Wegwarte-augenschmauss
Als «Sonnenbraut» macht sie ihrem Namen alle Ehre. ©Katrin Seemann

Auch als Sympathiemittel gab es reichlich Anwendungen. Den Schwangeren auf den Bauch gelegt, sollte sie die Geburt erleichtern. Heimlich in pulverisierter Form ins Essen gegeben, sollte sie den Ehemann vor Fehltritten schützen, oder wenn schon passiert, dann zurückholen.

Ein weiterer Name der Wegwarte ist auch «Arme-Sünder-Blume», weil sie gern an Scheidewegen blüht, wo man früher Selbstmörder begrub. Ihr schönster Name ist sicherlich «Sonnenbraut», da sich ihre Blüten am Vormittag öffnen und immer der Sonne zugeneigt bleiben, so wie die Wegwarte ihrem Liebsten.

Die Pflanze ist heute eine eher selten gebrauchte Heilpflanze, verdient es aber, dass man sie etwas genauer anschaut. Dabei wünsche ich Ihnen viel Vergnügen.

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