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Kaum eine andere Pflanze genoss ein so großes Ansehen im Volk und wurde so vollständig eingesetzt wie der Holunder. Alle Pflanzenteile (Blüten, Blätter, Holz, Rinde, Wurzeln) wurden medizinisch genutzt. Seine Verwendung lässt sich bis zur Steinzeit zurückverfolgen. In der Antike galt er als Universalmedizin. Zahlreiche Mythen ranken sich um ihn, so wurde er beispielsweise als Sitz von guten Hausgeistern angesehen.
Der Holunder (Sambucus nigra) kommt in ganz Europa, West- und Mittelasien und Nordamerika vor und wächst bevorzugt in Wäldern, an Flussufern sowie in Gärten und Anlagen. „Holunder“ ist vom alhochdeutschen „holatar= hohler Baum“ abgeleitet.
Heute werden hauptsächlich die Holunderblüten und die Holunderfrüchte verwendet.
Holunderblüten
Die Erntezeit der Blüten ist von Mai bis Juli, geerntet werden die gesamten Blütenstände. Sie gelten als schweißtreibend. Neben den schweißtreibend wirkenden Glykosiden beinhalten die Blüten Flavonoide, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Phytosterine, Schleimstoffe und weitere Stoffe. Nachgewiesen ist außerdem eine Verbesserung der Bronchialsekretion und eine schwach harntreibende Wirkung, zudem wird die unspezifische Körperabwehr mobilisiert. Holunderblüten werden bei fieberhaften Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten angewendet. Am besten als Tee (gleich zu Beginn einer Erkältung) oder als Schwitzkur (1/2 Liter Tee und gleichzeitig ein Holunderblütenbad, anschließend Bettruhe) anwenden.
Holunderbeeren
Die schwarzen Beeren des Holunders enthalten ebenfalls Flavonoide und Glykoside sowie Zucker, organische Säuren, Bitterstoffe, Vitamine (A, B1, B2, C) und weitere Stoffe. Auf 100g frischen Beeren liegen etwa 65mg Vitamin B2, 18mg Vitamin C und 17mg Folsäure vor. Der Saft, Mus oder die Beerensuppe werden ebenfalls gegen Erkältungen eingesetzt, aber auch begleitend bei Krebserkrankungen, zur Schmerzlinderung bei Nervenschmerzen (Vitamin B) und als mildes Abführmittel (Saft). Die Beeren müssen immer kurz gekocht werden, im rohen Zustand können sie Übelkeit und Erbrechen auslösen.
Wer wohnt denn da im Hollerbusch?
Wie schon angedeutet, hat der Holunder einen großen Stellenwert im Volksbrauchtum. Er war in alten Zeiten den Menschen heilig und galt als Lebens- und Sippenbaum und als Sitz des guten Hausgeistes, der holden Göttin Holda bzw. Frau Holle (von hold, huld: heilen). „Vor dem Holunder zieh ich meinen Hut herunter!“ – solche Redensarten zeugen von der Wertschätzung des Strauches. Die Männer zogen ihre Hüte, die Frauen machten einen Knicks – fast jeder kleine Garten hatte seine „Hollerecke“. Der Hollerstrauch war ein Schutzbaum für junge Eheleute, Witwen und Weisen, das Fällen brachte Unheil. Bei den Germanen (dort der Holla oder Freia, der höchsten der germanischen Göttinnen geweiht)wurde er als Baum des Heils verehrt, der vor Feuer, Seuchen, Hexerei und anderem Bösen schützte.
Doch der Holunder war nicht nur Lebensbaum, sondern er galt auch als Baum des Todes. Mit dem Hollerstab nahm der Bestatter Maß für den Sarg und der Fuhrmann schwang anstelle einer Peitsche einen Hollerzweig. In frische Gräber steckte man einen Ast des Holunders, wenn dieser ausschlug wusste man, der Verstorbene ist gut auf der anderen Seite angekommen. Noch heute wird der Holunder als Zugang zur Anderswelt angesehen, über seinen Stamm und die Wurzeln haben Elfen, Kobolde und andere wunderlichen Gesellen die Möglichkeit zwischen den Welten hin und her zu wechseln. Wollen Sie sich also einmal zur Ruhe legen, tun Sie das bitte nie unter einem Holunder, Sie finden dort einfach keine Ruhe. Legen Sie sich statt dessen lieber unter eine Eiche oder Linde, dort können Sie neue Kraft schöpfen.
Auch wenn man nicht an seine Zauber glaubt, so sollte doch jeder Gartenbesitzer einen Holunder besitzen, schon wegen seiner heilenden Blüten und Beeren. Und da Sie bestimmt nicht alle Blüten für einen Erkältungstee trocknen müssen, bleiben ja auch noch ein paar übrig, wo Sie sich eine leckere Hollerbowle (Weißwein nach Geschmack, 6 Dolden Holunderblüten, ein paar Erdbeeren, ein paar Scheiben Orange, das ganze zwei/drei Stunden ziehen lassen, mit etwas Sekt aufgießen und genießen) oder einen Holunderblütensirup herstellen können (Rezept siehe unten). Viel Spaß dabei!
Rezept Holunderblütensirup:
1 kg Zucker
in einen Topf geben
1 l Wasser
hinzufügen, das ganze aufkochen, bis sich der ganze Zucker aufgelöst hat, abkühlen lassen
35g Zitronensäure
hinzufügen
1,5 Zitronen
schneiden und hinzufügen
30 Holunderblüten
ausschütteln, von den groben Stielen zupfen und in einen Steinguttopf geben. Den Sirup darübergießen, vermischen, abdecken und drei Tage stehen lassen
Feines Sieb/ Mulltuch
über einen Topf legen und Sirup durchgießen. In heiß ausgespülte Flaschen füllen und verschließen. Als Getränk mit Wasser verdünnt servieren.
Weitere Informationen finden Sie unter www.naturzentrum-freital.de