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Der Walnussbaum (Juglans regia) kam wohl mit den Römern nach Germanien und ist heute von Südosteuropa bis nach Nordindien, China und Zentralasien heimisch. Er wird bis zu 20m hoch, besitzt eine breite Krone und trägt unpaarig gefiederte, bis 40cm lange Blätter.
Schon in der Landgüterverordnung «Capitulare de villis» von Karl dem Großen wird der Walnussbaum erwähnt, was seine große Bedeutung auch zu dieser Zeit bestätigt. Man sah ich nicht nur als blutstillend und entzündungshemmend an, sondern auch als ein Prophylaxemittel gegen die Pest.
Der «göttliche» Wallnussbaum
Der lateinische Gattungsname «Juglans» ist abgeleitet von «Jovis glans: Jupiters Eichel» und «regia: göttlich», wahrscheinlich, weil die Griechen die Walnuss für eine göttliche Frucht hielten.
Die Droge
Genutzt werden die Walnussblätter, welche im Juni bei schönem Wetter gesammelt werden. Sie riechen schwach aromatisch und haben einen etwas bitteren und kratzenden Geschmack.
Inhaltsstoffe, Wirkungen und Indikationen
Walnussblätter enthalten ca. 10% Gerbstoffe, 3-4% Flavonoide, Bitterstoffe, Juglon, ätherische Öle u.a. Inhaltsstoffe. Die Frucht ist zudem reich an B-Vitaminen (B1, B2, B5) sowie an Vitamin C.
Walnussblätter wirken adstringierend, entzündungshemmend, juckreizstillend und mild oberflächenanästhesierend. Weitere Wirkungen sind sekretionshemmend, gewebeverdichtend und mild lymphabflussfördernd. Jüngste Forschungen brachten Hinweise auf pilztötende und bakterienhemmende Eigenschaften.
Die Droge wird äußerlich bei verschiedenen Hauterkrankungen eingesetzt, wie z.B. chronischen Ekzemen, kindlichen Dermatosen, oberflächlichen Entzündungen, Milchschorf, Akne, Lidrand- und Augenentzündungen oder Mundschleimhauterkrankungen. Eine weitere Indikation ist eine übermäßige Schweißabsonderung, besonders an den Füßen.
Dazu bereitet man einen Tee wie folgt zu: 2-3g Droge mit 100ml kaltem Wasser aufkochen, 10-15 min. ziehen lassen und abgießen. Diesen Tee dann zur äußerlichen Anwendung für Waschungen, Umschläge oder Teilbäder nutzen. Als Tee zur inneren Anwendung verwendet man nur 1TL Droge und übergießt diese mit 150ml kochendem Wasser, 5-10 min. ziehen lassen.
In der Volksmedizin verwendet man Walnussblätter auch in Kombination mit Stiefmütterchenkraut, Gänseblümchenkraut und Ringelblumenblüten (zu gleichen Teilen) als stoffwechselfördernde Teemischung.
Nebenwirkungen
Bei empfindlichen Personen kann es aufgrund des hohen Gerbstoffgehalts gelegentlich zu Übelkeit oder Erbrechen kommen. Vorsicht auch bei Mundspülungen oder Bädern, manchmal kann es zu Verfärbungen der Haut oder Schleimhaut kommen.
Lebensbaum und Totenbaum zugleich – Geschichte und Mythologie
Im deutschen Volksglauben erscheint der Walnussbaum als Lebensbaum, oft wurde er bei der Geburt eines Kindes gepflanzt. Doch größer ist seine Tradition als Totenbaum.
In der Antike nahm man an, dass es in seinem Schatten schädlich sei zu schlafen, da böse Mächte ihn als Versammlungsplatz nutzten. Es sollen Teufel in ihm wohnen und Verstorbene unter ihm. Heute noch findet man viele Walnussbäume als Totenbaum auf Friedhöfen.
Im Christentum wurden die Früchte des Baumes, die Walnüsse hoch geschätzt. Sie galten mir Ihrer grünen Farbe, der harten Schale und dem wohlschmeckenden Kern als Zeichen der Dreieinigkeit.
Um den Walnussbaum ranken sich viele Bräuche
Um den Walnussbaum ranken sich viele Bräuche im Volksglauben, viele beziehen sich auf die Fruchtbarkeit und die Erotik. Man nahm an, dass die Nüsse die Manneskraft steigern. Symbolisch wurden die Nüsse besonders mit der Weiblichkeit in Verbindung gebracht. Unter der Schale einer, Nuss, welche mit Mühe und Nachdruck geöffnet werden muss, findet man eine köstliche, süße Frucht. Bei Hochzeiten wurde den Frischvermählten Walnüsse vor die Füße geworfen. Bauern mischten an bestimmten Tagen auch dem Vieh Nüsse ins Futter, um für reichlich Nachwuchs zu sorgen. Man begutachtete die Nussernte jedes Jahr und meinte, wenn es viele Nüsse gab, würde es auch viele uneheliche Kinder geben. Daher stammt auch eine alte Redensart, wenn man über ein uneheliches Kind sprach «es ist vom Nussbaum gefallen».
Der Walnussbaum wurde sehr vielfältig eingesetzt, sein qualitativ hochwertiges Holz war in der Möbelindustrie hoch geschätzt. Außerdem konnte man Teile des Baumes zum Färben einsetzen, die grünen Schalen ergeben einen gelben Farbton, die Blätter einen braunen, den man auch zum Haare färben nutzte.
Im Mittelalter wurde der Geruch der Blätter als reinigend angesehen und so nutzte man diese genau wie Weihrauch oder Wacholder zum Ausräuchern von Krankenzimmern.
Ein Tipp zum Schluss: Insekten mögen den Geruch der Blätter nicht. Wenn Sie also Blätter des Baumes mit den Händen verreiben können Sie ein Abwehrmittel gegen Insekten ganz einfach selbst herstellen.