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Die Ursorte von Weißkohl wurde vermutlich schon in der Steinzeit gegessen. Diese Urform wächst an den Küsten Europas. In der Antike war Kohl ein überaus geschätztes Heil- und Nahrungsmittel. Doch schon Plinius beklagte sich über die Genusssucht der Menschen, die sich nicht mehr mit dem einfachen Kohl zufrieden geben wollten und lieber nach Austern im Meer tauchen zur reinen Schlemmerei. Im Mittelalter wurde der Kohl wieder über alle Maßen gelobt und durfte in keinem Garten fehlen. Und heute ist Kohl wieder wie damals Nahrung und Heilmittel zugleich.
Weil die Menschen den Kohl brauchten und auch liebten, wurde er in Laufe der Jahrtausende zu verschiedenen Formen gezüchtet, eine dieser Formen ist der Weißkohl, um den es hier geht.
Was ist dran am Weißkohl?
Weißkohl ist ein großer runder Kohl mit imposanten dunkelgrünen Blättern, die den Kohlkopf fest umschließen. Die inneren Blätter sind hellgrün bis fast weiß, denn die Sonne gelangt nur an die äußeren Blätter und kann nur hier zur Bildung des Blattgrüns führen. Beim Weißkohl wachsen die Blätter nach und nach so dicht zusammen, dass sich ein fester Kopf bildet.
Im Frühling keimt der Kohl mit kleinen Blättern, die im Laufe der Monate immer grösser werden, im Laufe des Spätsommers und Herbstes bildet sich der Kopf, der über ein Kilo schwer werden kann.
Den Weißkohl gibt es als preiswertes Gemüse fast überall auf der Welt, und das meist das ganze Jahr über, weil er sich extrem gut lagern lässt. Besonders gut schmeckt und wirkt er jedoch in seiner Haupterntezeit, dem späten Herbst und in den Wintermonaten bis hinein in den März.
Frischen Kohl erkennen Sie an den grünen Umblättern, diese sind Garant für einen ganz frischen Kohl. Wenn diese Blätter fehlen, handelt es sich wahrscheinlich um Lagerware, wo die äußeren welken Blätter entfernt wurden. Je heller die Kohlköpfe dann im Verkauf sind, umso öfter wurde die äußere Blattschicht entfernt (jahreszeitlich natürlich irgendwann normal).
Was ist drin im Weißkohl?
Im Weißkohl finden wir viele Vitamine, besonders hoch ist der Vitamin-C-Gehalt, aber auch Proteine, pflanzliche Fette, Harze, Mineralien (z.B. Klaium, Eisen, Schwefel), Spurenelemente und Senfölglykoside. Damit ist die Pflanze eines der gesündesten Gemüse überhaupt, da sie fast alle lebenswichtigen Nährstoffe und Vitamine in sich birgt. Weißkohl, auch in Form von Sauerkraut, hat die Menschen schon früher durch harte Winter gerettet und war auch z.B. bei Seefahrern ein haltbares Lebensmittel mit hohem Nährwert.
Was bewirkt es?
Neben den eben gezeigten wertvollen Inhaltsstoffen als hochwertiges Nahrungsmittel kann Weißkohl noch so viel mehr:
Er wirkt blutreinigend und entzündungshemmend und wird eingesetzt bei schlecht heilenden Wunden (von den Blättern die mittlere Blattrippe herausschneiden, mit einem Nudelholz oder einer Flasche saftig walzen und auflegen). Bei neuralgischen Beschwerden, Rheuma oder Gicht kann man ebenfalls entsprechend mit Auflagen arbeiten, verbindet das aber auch mit einer innerlichen Anwendung. Außerdem helfen der rohe Saft oder rohe Blätter auch bei Geschwüren, besonders sind hier Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre zu nennen. Weißkohl wirkt stoffwechselfördernd, hilft Übergewicht zu regulieren und hilft gegen Verstopfung.
Aber auch der gekochte Kohl verfügt über erstaunliche Heilwirkungen, er soll bei manchen Indikationen sogar besser wirken als die rohe Variante, z.B. bei der Cholesterinsenkung.
Wenn Weißkohl gekocht oder gedünstet wird, können sich spezielle Ballaststoffe im Darm besser an die Gallensäuren binden (welche mit Cholesterin beladen sind) und werden über den Stuhl ausgeschieden. Dadurch sinkt der Cholesterinspiegel. Die Leber fängt an, neue Gallensäure herzustellen, dazu braucht sie Cholesterin, welches sie aus körpereigenen Vorräten nimmt, dadurch sinkt der Cholesterinspiegel weiter. Eine weitere Spezialität des Weißkohls ist außerdem die Krebsprävention und Krebstherapie.
Weißkohl gegen Krebs
Mehr als 475 überzeugende Studien zeigten bereits die vor Krebs schützende Wirkung des Weißkohls und anderer Kohlgemüse. Drei entscheidende Eigenschaften lassen ihn zu einem Feind von Krebszellen werden. Zum ersten ist er reich an Antioxidantien. Ohne diese Antioxidantien leidet unser Organismus unter oxidativen Stress, das heißt freie Radikale können unsere Zellwände und Zellstrukturen angreifen. Chronischer oxidativer Stress ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Krebs, Antioxidantien können freie Radikale und damit den oxidativen Stress blockieren und damit die Zelle schützen.
Zum zweiten wirkt Weißkohl stark entzündungshemmend. Chronische Entzündungen stehen genau wie oxidativer Stress (oft gemeinsam) am Anfang von chronischen Erkrankungen, zu denen auch Krebserkrankungen gehören. Diese beiden Eigenschaften sind an sich schon enorm wirkungsvoll, gesteigert wird die Wirkung noch durch eine dritte Komponente, die Glucosinolate, oder auch Senfölglykoside. Dabei handelt es sich um eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, die aus schwefelhaltigen Verbindungen bestehen. Sie unterstützen die körpereigene Entgiftung, Toxine können sich nicht in den Zellen festsetzen und damit sinkt die Krebsanfälligkeit.
Diese Wirkungen werden aber nur bei rohem Verzehr erreicht (max. ganz kurz garen). Beim Kochvorgang reduziert sich die Menge an sekundären Pflanzenstoffen extrem und die gewünschte Wirkung wird verringert oder bleibt ganz aus.
Tipps zur Zubereitung
Da Weißkohl sehr eng gewachsen ist, muss er meist nicht besonders sorgfältig gewaschen werden – vor allem dann nicht, wenn Ihnen die Herkunft bekannt ist. Nur wenn Sie Befall von Insekten (Maden o.ä.) sehen, dann die einzelnen Blätter gut abspülen.
Den Weißkohl immer frisch unmittelbar vor dem Verzehr zubereiten, dann darf er aber 5-10min. stehen. Durch das Hobeln oder Schneiden werden die Zellwände aufgebrochen und über Enzyme werden die Glucinolate in krebswirksame Isothiocyanate umgewandelt. Die Begriffe können Sie gleich wieder vergessen, wichtig ist, ein kurzes Stehen nach dem Zerkleinern erhöht die Wirkung gegen Krebs.
Vierteln Sie vor dem Hobeln Ihren Weißkohl, dann können Sie bequem den Stielansatz herausschneiden. Wenn Sie nur einen Teil Ihres Kohlkopfes verwenden, wickeln Sie Frischhaltefolie um die Schnittflächen, packen den Kohl in eine Tüte und legen ihn in den Kühlschrank. Dann kann er bis zu zwei Wochen dort lagern.
Für Weißkohl gibt es viele leckere Rezepte, schauen Sie sich im Internet einfach mal um und lassen Sie sich inspirieren, die Möglichkeiten der Zubereitung sind schier endlos. Ich selbst bevorzuge in der rohen Variante einen Weißkrautsalat mit gehackten Walnüssen:
Weisskohl-Rezept:
- 200g Weißkohl
- 2 Möhren
- 150ml Sahne
- 4EL Weinessig (oder Kräuteressig)
- 1 Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 50g Walnüsse
Die zwei Mohrrüben schälen, bzw. säubern und in mittlerer Größe reiben. Den Weißkohl in feine Streifen schneiden und diese Streifen noch einmal zerkleinern. Eine Knoblauchzehe durch die Presse quetschen und die Zwiebel in feine Würfel schneiden.
Alles in eine Schüssel geben, Weinessig und Zucker hinzugeben und alles mischen.
Die Walnüsse hacken, sie müssen nicht zu fein sein, und auch zur Mischung geben. Die Sahne dazu geben, alles noch einmal gut durchmischen und nochmal abschmecken.
Oder in gekochter Form ein wunderbarer Krauteintopf, auch hier gibt es tolle Rezepte, von Langeweile im Topf keine Spur! Ich setze mir hier erst einmal eine kräftige Rinderbrühe an. Der Weißkohl wird zusammen mit Karotten, Lauch und Zwiebel angedünstet, die Brühe aufgegossen, das Ganze kurz durchköcheln lassen, mit etwas Salz, Pfeffer, Lorbeer, Kümmel und Majoran würzen und zum Schluss noch etwas Crème fraiche unterziehen. Eine von vielen Varianten, aber sehr lecker!
Wohl bekomms!