Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Erstmals von Hildegard von Bingen als medizinisch wirksam erwähnt, erfreut sich der Lavendel seitdem großer Beliebtheit und ist in fast jedem Kräuterbuch zu finden.
Hieronymus Bock beschreibt schon vielseitige Anwendungen wie z.B. als herzberuhigendes und blähungstreibendes Mittel sowie als Mittel gegen Schlag und Sprachverlust, Zahnschmerzen, Schwindel und Gliederschmerzen. Andere Kräuterkundige erweitern die Anwendungsmöglichkeiten noch. Später entdeckte man, dass Lavendelöl wie ein Narkotikum wirkt und die Sensibilität betäubt und die Reflexerregbarkeit vermindert. Daraus leitete man den Einsatz als Entkrampfer bei Hustenanfällen, Asthma bronchiale oder Keuchhusten ab – mit gutem Erfolg.
Abgesehen von seiner medizinischen Bedeutung wurden Lavendelblüten gerne dazu verwendet, um Motten oder anderes Ungeziefer aus Wäscheschränken fern zu halten.
Kein entspanntes Bad ohne Lavendel
Lavendel (Lavendula angustifolia) ist ein Lippenblütler, der ursprünglich im westlichen Mittelmeer auf sonnigen, kalkhaltigen Gebirgshängen vorkommt. Der bis zu einem halben Meter hohe Halbstrauch trägt graugrüne, gegenständig angeordnete, lineare bis lanzettliche Blätter. Die violetten kleinen Blüten sitzen auf langen Stengeln in dichten Quirlen. Sie bilden eine Scheinähre.
Der Name «Lavendel» kommt aus dem Lateinischen von «lavare» und bedeutet waschen (kein entspanntes Bad ohne Lavendel). «Angustifolia» ist aus den lateinischen Wörtern «angustus = eng» und «folius = schmal» zusammengesetzt und bezieht sich auf die Form der Blätter.
Verwendet werden die Lavendelblüten und das Lavendelöl
Zur Ernte schneidet man die Blütentriebe mit den sich gerade entfaltenden Blüten ab. Lavendel blüht von Juli bis August. Der Geruch der Blüten ist angenehm aromatisch, im Geschmack sind sie bitter.
Zur Teezubereitung nehmen Sie 1-2 TL auf 150g Wasser (mehrmals täglich eine Tasse trinken). Vom Lavendelöl werden 1-4 Tropfen auf einem Stück Würfelzucker eingenommen. Für einen Badezusatz gibt man 20-100g Droge auf 20 Liter Wasser.
Lavendelblüten wirken beruhigend und entspannend
Lavendelblüten enthalten 1-3% ätherisches Öl, Cumarine, Gerbstoffe, Flavonoide, Phytosterole und weitere Inhaltsstoffe.
Die Blüten wirken als leichtes Sedativum auf das Zentralnervensystem beruhigend und entspannend. Das ätherische Öl wirkt nachweislich antimikrobiell, antiphlogistisch, fungizid und insektizid. Außerdem wird der Gallefluss gefördert, die enthaltenen Gerbstoffe wirken stopfend.
Daraus ergeben sich die Anwendungsgebiete der Blüten: Die Droge erweist sich bei vegetativer Dystonie als hilfreich. Sie wird bei Unruhe, nervöser Erschöpfung, Reizbarkeit, nervösem Herzklopfen, als Antidepressivum und bei Schlafstörungen genutzt. Außerdem kommen Lavendelblüten bei funktionellen Oberbauchbeschwerden, wie z.B. Reizmagen-Syndrom, Appetitlosigkeit, Meteorismus, Roemheld-Syndrom und nervösen Darmbeschwerden zum Einsatz. Auch bei Durchfall kann man an Lavendel denken. Äußerlich angewendet, zum Beispiel in Form von Bädern, hilft die Droge bei funktionellen Kreislaufstörungen.
In der Volksheilkunde wird die Droge innerlich zudem auch bei Migräne, Krämpfen und Asthma bronchiale verwendet. Beliebt und bewährt sind auch Lavendelsträußchen oder Kissen an der Wiege von Säuglingen zum Beruhigen und bei Schlafstörungen. Das funktioniert natürlich bei uns Erwachsenen ebenso gut.
Lavendelöl wirkt bei schlecht heilenden Wunden
Lavendelöl hilft bei verschiedenen Hauterkrankungen und wird zur Wundbehandlung eingesetzt. Die antimykotische und antimikrobielle Wirkung des Öls zeigt sich u.a. bei der erfolgreichen Behandlung bei Escherichia coli, Candida albicans, Staphylococcus aureus oder Bacillus subtilis. Auch bei Akne und Hautpilz wird Lavendelöl eingesetzt. Bereits in der Volksmedizin wurden bei schlecht heilenden Wunden Lavendelbäder empfohlen. Nebenwirkungen sind keine bekannt.
Lavendel besticht durch seinen betörenden Duft
Der wundervoll blau blühende Lavendel besticht durch seinen betörenden Duft. Dieser Wohlgeruch ist wohl sein hervorstechendstes Merkmal. Der Duft besitzt die seltene Eigenschaft zu beruhigen und zu beleben zugleich, was harmonisierend auf Geist und Körper wirkt.
Darüber hinaus wurde der Lavendel als hilfreich gegen Liebeskummer angesehen. Auch eine Schutzwirkung gegen Hexen und Teufel wurde ihm zugesprochen.
Seine medizinische Anwendung ist erst ab dem Mittelalter belegt, aber im religiösen Bereich reicht die Anwendung weit zurück. Schon vor Jahrtausenden wurden bei den Griechen Jungfrauen, die blutig den Gottheiten der Unterwelt geopfert wurden, vorher mit Lavendel bedeckt. In späteren christlichen Zeiten wurde der kleine Lavendelstrauch ein Symbol der Unberührtheit der Jungfrau Maria. Im «Gart der Gesundheit» (Mainz 1485) wird ihm als «Muttergottespflanze» die Eigenschaft zugesprochen, die «unkeuschen Gelüste» abzutöten.
Sie sehen, die Anwendung ist unheimlich breit. Wer Lavendel im Garten hat, weiß ihn sicherlich sehr zu schätzen. Zieht er doch eine Menge Insekten an, ein Schauspiel von Bienen, Hummel, Faltern und wunderschönen Schmetterlingen. Und natürlich der Duft! Einfach nach Feierabend kurz mit den Händen durch den Strauch fahren und genießen!
Einen wunderschönen, entspannten Tag wünscht Ihnen
Katrin Seemann