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Längst vorbei sind die Zeiten, als der Bäcker morgens um ein Uhr aufstand, um unsere schwer verdienten Brötchen in Handarbeit zu backen. Heute steht der Bäckermeister nicht mehr allein in der Backstube. Der Chemiker steht ihm hilfreich als Brötchengeber zur Seite: Fertige Backmischungen mit Enzymen, die das gleichmäßige Brötchen garantieren, machen das Bäckerhandwerk zum Nine-to-five-Job.
In nahezu jeder Bäckereifiliale werden die bereits fertigen Brötchen heute wie an Tankstellen lediglich aufgebacken. Das von Lebensmittelingenieuren produzierte und gedopte Hightechbrötchen zwingt das Handwerk in die Knie. Wie immer gilt auch hier: Geschmack egal – Hauptsache, billig. Geiz ist und bleibt geil.
Wird schon passen
Sie gehören zu unserem Alltag wie das täglich Brot: Zusatzstoffe in Lebensmitteln. Längst haben wir es aufgegeben, das Kleingedruckte auf der Rückseite unserer Tütensuppen zu studieren.
Wird schon passen – schließlich wird der Hersteller ja von unabhängigen Instituten im staatlichen Auftrag mit Argusaugen überwacht. Die Enzyme in den Brötchen haben es besser: Sie müssen bis heute nahezu ausnahmslos nicht auf der Verpackung angegeben werden.
Tierliebe hat nun einmal ihre Grenzen
Auch in Sachen Fleisch gibt es immer wieder Neues zu berichten, jedoch in der Regel nicht aus der Rubrik «Appetitliches». Doch wir gewöhnen uns langsam dran. Jeder Gammelfleischskandal ist heute nach zwei Wochen vergessen. Manchmal sogar noch früher, wenn eine andere Katastrophe den Skandal aus den Schlagzeilen verbannt. Bei den Bildern, die uns die Fernsehreportagen über Massentierhaltung servieren, bleibt uns das halbe Hähnchen im Hals stecken – doch einen Euro mehr möchten wir dann doch nicht für das liebe Vieh auf den Tisch legen. Tierliebe hat nun einmal ihre Grenzen.
Jung sterben will keiner, lange alt sein möchte auch niemand
Doch was ist denn nun gesund? Biofleisch oder Tofu? Was sorgt dafür, dass wir im Alter gesund und fit sind und unser Glück in vollen Zügen genießen können? Die Rahmenbedingungen sind gar nicht so schlecht: Säbelzahntiger gibt es nicht mehr – und Problembären haben heutzutage eine äußerst geringe Lebenserwartung. Epidemien werden in unseren Breitengraden immer seltener, und auch die Kindersterblichkeit ist in den Industrienationen weiterhin rückläufig.
Jung sterben will keiner, lange alt sein möchte auch niemand, denn hohes Alter ist das Synonym für Gebrechlichkeit, Siechtum, Demenz und Oberschenkelhalsbruch, für Abhängigkeit von einschränkenden Altersheimregeln und letzten Endes von bitterer Einsamkeit – denn alle Freunde, Bekannten und Verwandten um uns herum sterben lange vor uns. Jeder träumt davon, über 100 Jahre alt zu werden – und das bei bester Gesundheit und im Kreise seiner Liebsten. Doch ist das überhaupt möglich?
Ihr Ralf Wuzel
In losen Abständen publiziere ich Auszüge aus meinem Buch «myPfadfinder – Jetzt bin ich mal dran!». Wer nicht warten will, kann das Buch direkt online bei BoD Buchshop beziehen.