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Betroffene fühlen sich ausgebrannt, antriebslos, dauerhaft überfordert. Diagnose: Burn-out! Dabei kommt diese Volkskrankheit nicht nur bei Karrieristen vor.

Starke Erschöpfung ohne Erholungsmöglichkeit

Wer müde ist, legt sich hin und schläft. Oder nimmt sich eine Auszeit, die der Erholung dient und dem Körper Zeit zur Regeneration geht. Danach sind die Speicher wieder voll und es kann mit neuer Kraft gearbeitet werden. Wer unter Burn-out leidet, hat diese Möglichkeit jedoch nicht. Er ist nicht nur körperlich erschöpft, sondern auch innerlich ausgebrannt, leidet gleichzeitig psychisch unter diesem Zustand und verstärkt ihn damit unbewusst.
Der Begriff «Burn-out» stammt vom US-Psychologen Herbert Freudenberger, der in den 1970er Jahren stetig über seine Kräfte arbeitete und bei dem mit einem Male gar nichts mehr ging.

Wer unter Burn-out leidet, ist nicht nur körperlich erschöpft, sondern auch innerlich ausgebrannt.
Wer unter Burn-out leidet, ist nicht nur körperlich erschöpft, sondern auch innerlich ausgebrannt. Photo by Pixabay

Die Krankheitsanzeichen sind verschieden und nicht bei jedem Menschen in gleichem Umfang ausgeprägt. Teilweise überschneiden sich die Symptome mit denen einer Depression, wobei Burn-out auch in einer solchen gipfeln kann.

Burn-out oder Bore-out?

Es gibt auch Menschen, die ähnliche Symptome wie bei einem Burn-out zeigen, dennoch sind sie nicht von der gleichen Krankheit betroffen. Sie leiden unter Bore-out, was das Gegenteil von Burn-out darstellt. Diese Menschen fühlen sich dauerhaft unterfordert, leiden dadurch unter Kopfschmerzen, Schwindel, Niedergeschlagenheit, Problemen mit dem Verdauungssystem und Schlaflosigkeit. Der Grund für die Erkrankung liegt in der chronischen Unterforderung, die meist durch eine nicht ausreichend fordernde Arbeitsstelle auftritt. Die Aufgaben liegen unter der eigenen Qualifikation und dem eigentlich möglichen Leistungsvermögen, wobei überdurchschnittlich häufig Beamte und Menschen in der Verwaltung von den Symptomen betroffen sind. Selbstständige hingegen leiden eher unter dem Burn-out, denn sie arbeiten, wie der Volksmund weiß, selbst und ständig.

Menschen mit Bore-out fühlen sich dauerhaft unterfordert, leiden dadurch unter Kopfschmerzen, Schwindel, Niedergeschlagenheit, Problemen mit dem Verdauungssystem und Schlaflosigkeit.
Menschen mit Bore-out fühlen sich dauerhaft unterfordert. Photo by Pixabay

Interessanterweise sind Frauen besonders oft vom Bore-out als Gegenteil des Burn-outs betroffen. Warum das so ist, darüber sind sich die Experten noch nicht einig, möglich ist aber, dass sie oft aus familiären Verpflichtungen schlechtere Arbeitsplätze annehmen. Einen Weg aus der Krise finden Betroffene in der Regel nur durch die Hilfe von Psychologen und Psychotherapeuten, die einen Maßnahmenplan erstellen, mit dem sich der Alltag besser meistern lässt. Wichtig ist aber auch, den Vorgesetzten anzusprechen, damit dieser beim Finden von Lösungen hilft.

Burn-out: Symptome der Erkrankung

Allgemein ist davon auszugehen, dass ein Burn-out durch Überforderung entsteht. Diese muss aber nicht immer durch den Arbeitsplatz begründet sein, denn auch Menschen, die am Arbeitsplatz nur wenig mit Stress zu tun haben, können Anzeichen eines Burn-outs zeigen.

Auch Menschen, die am Arbeitsplatz nur wenig mit Stress zu tun haben, können Anzeichen eines Burn-outs zeigen.
Auch Menschen, die am Arbeitsplatz nur wenig mit Stress zu tun haben, können Anzeichen eines Burn-outs zeigen. Photo by Abigail Keenan on Unsplash

Die Symptome selbst sind individuell verschieden, treten nicht alle zusammen auf und können auch bezogen auf ihre Intensität unterschiedlich ausgeprägt sein. Folgende Anzeichen sind besonders häufig zu beobachten:

  • Anhaltende Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Erschöpfung
  • Gefühl der Überforderung
  • Geringe Leistungsfähigkeit mit Nervosität und schlechter Konzentration
  • Geringe emotionale Belastbarkeit
  • Rückzug aus dem sozialen Leben
  • Vernachlässigung von Partner und Familie
  • Zweifel am Sinn allen Tuns und Hoffnungslosigkeit

Teilweise geht der Burn-out so weit, dass nicht nur die Psyche, sondern auch der Körper reagiert. Dann treten Schlafstörungen und Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme auf. Auch das Herz-Kreislauf-System kann reagieren, was sich in Schwindel und Herzrasen zeigt.

Entstehung eines Burn-outs

Ein Burn-out entsteht nicht nur durch hohe Anforderungen oder aufgrund eines enormen Arbeitspensums. Es müssen verschiedene Dinge zusammentreffen, um eine solch hohe Belastung zu bewirken, dass der Betroffene darunter «einknickt». Meist wirken bestimmte Situationen (zum Beispiel hohe Anforderungen im Job) und persönliche Auslöser (unter anderem Verzicht auf bewusste Entspannung) zusammen.

Schmerzen am Arbeitsplatz
Teilweise geht der Burn-out so weit, dass nicht nur die Psyche, sondern auch der Körper reagiert. Photo by Pixabay

Menschen, die viel von sich und ihrer Umwelt erwarten, setzen ihre Anforderungen oft zu hoch und scheitern dann. Auch dann, wenn das zu erreichende Ziel unklar, aber eine hohe Motivation, etwas zu erreichen, vorhanden ist, droht das Burn-out. Weitere Faktoren, die die Erkrankung begünstigen, sind:

  • Vorgaben von Chef oder Familie, die nicht erfüllbar sind
  • Große Verantwortung
  • Zeitdruck
  • Langeweile
  • Mangelnder Einfluss auf Situationen und Entwicklungen
  • Unterbrechungen des Arbeitsablaufs
  • Schlechtes Betriebsklima
  • Konflikte
  • Verlustängste

Allerdings endet nicht jeder, der hohe Erwartungen an sich selbst stellt, im Burn-out, denn viele Menschen sind auf Herausforderungen aus, lieben diese und wachsen an ihnen. Somit kann Burn-out als Volkskrankheit bezeichnet werden, doch längst nicht alle sind betroffen, obwohl sie vielleicht die gleichen Voraussetzungen mitbringen.

Vielmehr spielt die Persönlichkeit des Menschen mit hinein, denn der Anspruch auf Perfektion und ein geringes Selbstwertgefühl führen zwangsläufig zu inneren Konflikten. Wer mit Enttäuschungen und Frust nicht umgehen kann, belastet sich ebenfalls sehr stark und findet häufig keinen Weg aus der Krise, die dann im Burn-out endet.

Hilfe bei Burn-out ist wichtig

Wird Burn-out nicht behandelt, kann die Erkrankung zu einer handfesten Depression werden und all ihre negativen Erscheinungsformen auf den Plan treten. Wichtig ist es daher, dass Betroffene zum Arzt gehen und eine fundierte Diagnose stellen lassen. Diese sieht von außen betrachtet oft anders als die Einschätzung des Patienten aus. Der Arzt wird zudem körperliche Ursachen ausschließen, die zu einer dauerhaften Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen führen können. Blutuntersuchungen und gegebenenfalls bildgebende Verfahren helfen bei der Diagnosestellung.

Wichtig ist, dass Betroffene zum Arzt gehen und eine fundierte Diagnose stellen lassen.
Wichtig ist, dass Betroffene zum Arzt gehen und eine fundierte Diagnose stellen lassen. Photo by Jesper Aggergaard on Unsplash

Steht die Erkenntnis dann im Raum, muss eine individuelle Therapie gefunden werden, denn für Burn-out gibt es kein Allheilmittel. Diese Therapie muss nicht nur auf den Menschen selbst, sondern auch auf seine Lebenssituation passen, sich in den Alltag einfügen lassen. Es gilt, die aktuelle Situation so zu verändern, dass sie sich leichter bewältigen lässt, dass Probleme aus der Welt geschaffen werden. Ein Austausch mit Kollegen und anderen Betroffenen ist oft hilfreich, auch eine zusätzliche Hilfe im Alltag, die verschiedene Aufgaben übernimmt und somit für Freiraum sorgt, ist sinnvoll.

Betroffene müssen lernen, eine Strategie zur Stressbewältigung zu finden und diese für sich selbst anwenden können, womit alte Verhaltensmuster durchbrochen und abgebaut werden. Hilfreich sind regelmäßige (geplante) Pausen, die auch mit bewussten Entspannungstechniken verbracht werden können. Der Kopf schaltet dann ab, der Körper tankt Kraft.

Betroffene müssen lernen, eine Strategie zur Stressbewältigung zu finden
Betroffene müssen lernen, eine Strategie zur Stressbewältigung zu finden. Photo by Artem Bali on Unsplash

Ebenfalls sollte das soziale Netz mit einbezogen werden, Freunde, Verwandte und Kollegen müssen wissen, was mit dem Betreffenden los ist. Gemeinsam lassen sich eher Wege aus der Erkrankung finden als allein! Viele Patienten führen überdies ein Tagebuch, um sich über ihre Situation klar zu werden und zu erkennen, welche Probleme die Auslöser sind.

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