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Die Brennnessel (Urtica dioica oder Urtica urens) ist eine seit Urzeiten bekannte Heilpflanze, welche schon unsere Vorfahren schätzten. Dieses Kraut wurde schon im Altertum ausführlich beschrieben und vielfältig angewendet. So gibt es Aufzeichnungen von Dioskurides, welcher die Behandlung bei Wunden, Harnwegserkrankungen, Nasenbluten, Atemwegserkrankungen oder Verrenkungen beschreibt. Auch andere große Gelehrte wie Plinius, Paracelsus, Hippokrates oder Hildegard von Bingen erwähnen in ihren Schriften die Brennnessel als Heilkraut. Was damals noch Erfahrungsmedizin war ist heute wissenschaftlich belegt.

Die Brennnessel bietet uns einen unheimlich hohen Mineralstoffanteil. Bis zu 20% Mineralstoffe (Si, K, Ca, Fe), Chlorophyll, Acetylcholin, ungesättigte Fettsäuren, Cumarine, Vitamine und weitere Inhaltsstoffe finden wir in der Pflanze. In den Brennhaaren, mit denen sicher jeder schon einmal Bekanntschaft gemacht hat, verbergen sich biogene Amine wie Histamin und Serotonin und beispielsweise Ameisensäure.

Die harntreibende Wirkung, die bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege genutzt wird, beruht auf einer osmotischen Wirkung durch den hohen Mineralgehalt (K) und kommt nur in Verbindung mit reichlich Flüssigkeit zur Wirkung. Das heißt, möchte man die Pflanze zum Entwässern und Entgiften nutzen, sollte man die gleiche Menge an Wasser zuführen. Es kommt zu einer deutlich vermehrten Harnsäureausscheidung, der Körperstoffwechsel wird angeregt.

Die Brennnessel hilft bei Harnwegserkrankungen oder Nasenbluten
Die Brennnessel hilft bei Harnwegserkrankungen oder Nasenbluten. Bild: Katrin Seemann

Die Brennnessel hat ein breites Wirkspektrum

Neben der eben erwähnten harntreibenden Wirkung, wirkt Brennnessel noch entzündungshemmend und antiarthrotisch. Bei Langzeitstudien nahm die Gelenksteifigkeit nach Einnahme von Brennnesselmus bzw. –extrakt deutlich ab. Eine bessere Beweglichkeit und eine deutliche Schmerzlinderung können herbeigeführt werden. Diese Pflanze wird deswegen auch unterstützend bei rheumatischen Beschwerden und neuralgischen Leiden eingesetzt. In der Volksmedizin nutzt man das Kraut auch als «blutbildendes» Mittel, ich empfehle es deshalb auch gern auch als Frühjahrskur (als Wildgemüse).

Auch das Schlagen mit Brennnesselkraut auf schmerzende Regionen wird heute noch angewendet: 1x täglich an 2-3 aufeinanderfolgenden Tagen wird das frische Kraut auf die entsprechende Stelle geschlagen, danach 2-3 Tage aussetzen. Dieses intensive wohltuende Wärmegefühl wird von Arthrose-Patienten noch immer geschätzt.

Brennnessel bei Beschwerden
Die Brennnessel wird auch unterstützend bei rheumatischen Beschwerden und neuralgischen Leiden eingesetzt. Bild: Katrin Seemann

Wer Probleme mit seinen Haaren und/oder Nägeln hat, diese ausfallen oder brüchig sind, der sollte im Spätsommer die Brennnesselfrüchte (oft als Samen bezeichnet) ernten und trocknen. Mit einem Teelöffel täglich über das Müsli oder den Yoghurt gestreut, kann man auch dieses Problem lösen. Der hohe Gehalt an Kieselsäure macht es möglich.

Dass sich Brennnessel auch als Naturdünger (grün oder als Jauche) oder zum natürlichen Behandeln gegen Gartenschädlingen eignet, möchte ich nur kurz am Rande mit erwähnen. Dort hätte sie ein eigenes Kapitel verdient, denn sie ist ein guter Humusbildner und verbessert die Qualität des Bodens.

Eine göttliche Pflanze mit vielen Facetten

Die Brennnessel, auch Donnernessel genannt, ist in der germanischen Mythologie dem Gewittergott Donar, auch Thor genannt, gewidmet – wie dessen Blitzstrahl sengt und brennt sie.

In der Astrologie wurde sie seit dem Altertum als eine Verkörperung des Planeten und Gottes Mars angesehen. Mars war der Krieger unter den Göttern und in der Brennnessel mit ihren brennenden Haaren, die solchen Schmerz und Pein verursachen können, ist seine Signatur zu erkennen. Marsische Energie bedeutet aber auch Sexualität, Potenz und feurige Liebe, da der Kriegsgott auch eine heftige Liebschaft mit Aphrodite, der Göttin der Liebe, unterhielt. So wurde die Brennnessel in früheren Zeiten bei Potenzstörungen des Mannes als Lenz- und Liebesmittel eingesetzt.

Auch in der Sympathiemedizin wurde sie früher oft dazu eingesetzt, die Krankheiten der Betroffenen zu übernehmen.

Brennnessel hat immer noch eine grosse Bedeutung
Die Brennnessel ist eine der wenigen Pflanzen unserer heutigen Zeit, die eine größere Bedeutung beibehalten hat. Bild: Katrin Seemann

Was jetzt genau nehmen?

Die Brennnessel ist eine der wenigen Pflanzen unserer heutigen Zeit, die eine größere Bedeutung beibehalten hat. Auch wenn sie heute weniger als fruchtbarkeitsstiftende Pflanze verwendet wird, so hat doch ihre Bedeutung bei Nieren-und Blasenerkrankungen, Prostataproblemen, bei Rheuma, Arthrose oder einfach zum Stoffwechsel anregen noch immer einen hohen Stellenwert.

Eine Kuranwendung als Tee (1TL Droge mit 150ml heißem Wasser übergießen und 5-10 min. ziehen lassen) sollte nicht länger als 4 Wochen andauern. Die Pflanze selbst, frisch oder als Zubereitung, kann bedenkenlos das ganze Jahr über genutzt werden. Wenn Sie die Blätter kurz in heißes Wasser eintauchen, brennen sie auch nicht mehr und Sie können diese frisch in die Salate arbeiten. Auch in grünen Smoothies sind Brennnesseln wahre Mineralstoffbomben, lecker! Mein eigener Favourit ist die Verarbeitung in einer Brennnesselsuppe, schnell und einfach zuzubereiten, sehr schmackhaft und so viel drin…

Zu guter letzt

Wird man doch einmal (hoffentlich demnächst beim Ernten) von einer Brennnessel gebrannt, so sollte man sich in der Umgebung umschauen, ob nicht irgendwo auch der Ampfer (Rumex) wächst. Oftmals findet man in der direkten Umgebung einer schadenzufügenden Ursache auch deren Abhilfe. Die Natur hat immer eine Hilfe bereit.

In diesem Sinne, bleiben Sie gesund und huldigen Sie der Königin! Diese hat es verdient.

Brennnessel-Suppe

Rezept Brennnessel-Suppe:

Eine große Handvoll Brennnesseln (obere Triebspitzen) waschen und in etwas Fett andünsten, mit Brühe aufgießen, würzen und 15min köcheln lassen. Das ganze fein pürieren, etwas Sahne zugeben und kurz weiterkochen. Abschmecken und ausgeben, mit einer Brennnessel garnieren.

Guten Appetit!

Weitere Informationen finden Sie unter www.naturakademie-freital.de

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