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Wenn jemanden der Hafer sticht, meint man umgangssprachlich damit, jemand ist besonders lebhaft und übermütig. Woher kommt das? Hafer ist ein wichtiges Nahrungsmittel für Pferde und Ponys. Fressen Sie zu viel davon, sticht sie der Hafer, sie werden übermütig. Die Behauptung, dass Hafer zu besonderer Agilität bei den Tieren führt, ist jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

Andere Eigenschaften des Hafers schon. Einerseits als Lebensmittel hochgeschätzt, kannte man auch frühzeitig seine heilenden Wirkungen.

Hafer ist anspruchslos

Hafer (Avena sativa) ist ein Süßgrasgewächs, das ursprünglich aus Kleinasien stammt. Heute wird er als Kulturpflanze überall in den nördlichen Breitengraden angebaut Hafer ist eine genügsame Pflanze. Dies verdankt er seinem umfangreichen, weit verzweigten Wurzelnetz, das es ihm ermöglicht, auch auf schlechten Böden oder ungünstigen klimatischen Verhältnissen noch ausreichend Nährstoffe und Wasser aufzunehmen. Typisch sind die Ährchen, welche in lockeren Rispen am oberen Ende des Stengels angeordnet sind.

Eine handvoll Haver direkt vom Feld
Hafer stammt ursprünglich aus Kleinasien. Quelle: pixabay

Der Gattungsname «Avena» ist vermutlich von dem Sanskritwort «avasa» abgeleitet, was so viel wie «Nahrung» heißt. «Sativa» stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie «angebaut», was auf die Bedeutung des Hafers als Kulturpflanze hinweist.

Schon in der Bronzezeit genutzt

Die Geschichte des Hafers reicht weit in die Vergangenheit zurück. Wie Funde belegen wurde diese Getreideart bereits in der Bronzezeit als Nahrungsmittel verwendet. Wie Plinius berichtet, war er auch bei den Germanen sehr beliebt. Bis ins späte Mittelalter diente vor allem in der armen Bevölkerung als Hauptnahrungsmittel.

Bei den Griechen und Römern hingegen hatte Hafer keinen besonders guten Ruf, sie benutzen ihn hauptsächlich als Viehfutter. Überliefert ist allerdings eine medizinische Nutzung. Dioskurides verwendete die Haferkörner in Form von Umschlägen sowie als Brei gegen Durchfall. Haferschleim wurde auch bei Husten eingesetzt. In der Volksheilkunde wurde Hafer zudem gerne als Getränk zur Nervenstärkung und zur Kühlung verabreicht. Aufgrund seiner vitalisierenden und kräftigenden Wirkung wird Hafer auch gerne zur Fütterung der Pferde eingesetzt.

Haferstroh

Hierbei handelt es sich um die kurz vor der Vollblüte geernteten, getrockneten und gedroschenen Laubblätter und Stengel.

Haferstroh auf den Feld
Haferstroh kann vielseitig eingesetzt werden. Quelle: pixabay

Neben einem hohen Kieselsäuregehalt finden sich in den Blütenständen reichlich Flavonoide, Triterpensaponine, Aminosäuren, Carotinoide, Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine (besonders B, E und K). Keine Heilpflanze enthält soviel Zink wie Hafer. Die Droge wirkt antiphlogistisch (entzündungshemmend) und adstringierend (zusammenziehend). Haferstroh bzw. Haferstrohbäder kommen zur Anwendung bei entzündlichen und nässenden Hauterkrankungen, die mit Juckreiz einhergehen. Auch bei Neurodermitis helfen Bäder mit Haferstroh. In der Volksheilkunde wird Haferstroh außerdem bei Hautflechten und Frostbeulen, Gicht und anderen Stoffwechselerkrankungen eingesetzt.

Haferkraut oder Grüner Hafer

Hierbei handelt es sich um die kurz vor der Vollblüte geernteten, schnell getrockneten, noch grünen, oberirdischen Teile der Haferpflanze.

Ein Feld mit Haferkraut bzw. Grüner Hafer
Haferkraut bzw. Grüner Hafer wird vor der Vollblüte geernteten und schnell getrocknetet. Quelle: pixabay

Grüner Hafer soll bei Stoffwechselstörungen, z.B. der Hyperurikämie (Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut), hilfreich sein und den Harnsäurespiegel senken. Adjuvant wird er in der Kneipp-Therapie bei Rheuma und Gicht eingesetzt. Bei nervöser Erschöpfung und Schlaflosigkeit sowie bei Angst- und Erregungszuständen soll er beruhigend wirken. Ferner soll Grüner Hafer bei Blasenschwäche wirksam sein und wird als Diuretikum zur Durchspülungstherapie eingesetzt.

Haferflocken

Haferflocken zählen zur Vollkornkost und enthalten immer die Randschichten und den Keimling des Haferkorns.

Haferflocken mit Blaubeeren in einer weissen Schale
Haferflocken mit Blaubeeren ist ein beliebtes Frühstück. Quelle: pixabay

Haferflocken werden meist als Haferbrei (Porridge) oder Müsli zum Frühstück gegessen oder als gesunde Zutat für viele Backwaren genutzt.  Haferflockenenthalten extra viele Ballaststoffe, Mineralstoffe (besonders Magnesium, Phosphor, Eisen und Zink) und wertvolle Vitamine – von allen Getreiden hat Hafer sogar den höchsten Vitamin B1- und B6-Gehalt und liefert viel pflanzliches Eisen. Für Getreide enthalten die Flöckchen zudem recht viel Protein und wenig Fett, sodass die Zusammensetzung von Haferflocken gesund ist.

Man kann es so zusammenfassen: Haferflocken punkten mit Proteinen (in 100g Haferflocken stecken 12g Eiweiß), liefern wertvolle Nährstoffe, senken den Blutfettspiegel, bieten viele Ballaststoffe und sind eine perfekte Schonkost (nach Erkrankungen oder auch zum Beruhigen des Magens).

Haferkleie

Die Haferkleie ist ein Abfallprodukt bei der Haferflockengewinnung (Randschicht, Keimling und äußere Schichten des Haferkorns). Sie erhöht als Ballaststoff das Stuhlvolumen und beschleunigt die Verdauung.

Haferkleie auf einem Holzbrett
Die Haferkleie ist ein Abfallprodukt bei der Haferflockengewinnung. Quelle: pixabay

Weil Giftstoffe dadurch weniger lang auf den Darm einwirken, gilt Haferkleie auch als Lebensmittel, das Krebs vorbeugen hilft. Studien haben ergeben, dass bei täglicher Gabe von 50-100g Haferkleie Triglycerin, Gesamtcholesterin und das LDL-Cholesterin signifikant gesenkt werden. Die hochwirksame Schlüsselsubstanz der Haferkleie ist beta-Glukan, eine lösliche Ballaststoffkomponente, die den enterohepatischen Kreislauf unterbricht, indem es Gallensäuren bindet und damit einer vermehrten Ausscheidung zuführt. Daraufhin ist der Organismus gezwungen, eigene Cholesterinreserven zur Neusynthese von Gallensäuren zu mobilisieren, worauf der Cholesterinspiegel im Blut sinkt. Außerdem senkt sie auch den Blutzuckerspiegel und soll bei der Therapie von Diabetes gute Dienste leisten.

Wow! Was Hafer alles kann. Und das ohne Nebenwirkungen und Kontraindikationen. Also, wir sehen uns am Haferregal!

Bis dahin, Ihre Katrin Seemann

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