Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Von Andreas Trautner

Grundlage meiner Beratung ist immer die Personalaufwandsquote. Doch was sagt sie konkret aus? Die Kennzahl gibt den Anteil des Personalaufwands am Gesamtumsatz des Unternehmens an. Wie viele Mitarbeiter sind beschäftigt, um einen bestimmten Umsatz zu erwirtschaften? Der Idealwert liegt bei 30 bis 40 Prozent des Gesamtumsatzes. Wenn dieser Bereich eine so wichtige Rolle spielt, warum haben die Bestandsmitarbeitenden dann keinen „Vollkaskoschutz“ im Bereich der Gesundheitsleistungen? Warum sind die Bestandsmitarbeitenden dann fast ausschließlich in der Grundversorgung der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) versichert?

Das Thema HR ist im Bereich der Mitarbeiterbindung oft sehr emotionsgetrieben. Es geht um „moments that matter“, also Momente, die zählen. Diese Momente können in jedem Unternehmen unterschiedlicher Natur sein, so dass die Unternehmen die Bedürfnisse und die zugrundeliegenden Emotionen auch zuerst einmal entsprechend verstehen müssen. Das kann man zum Beispiel als Unternehmen tun, indem man mit den Mitarbeitenden, den Führungskräften und den Bewerbern des Unternehmens redet, um zu verstehen, was genau die Momente sind, die zählen, die auch eine emotionale Bedeutung haben. Aus den Antworten können dann wiederum die gewünschten und erwarteten Momente abgeleitet werden.

Beim Thema Recruiting sollte herausgestellt werden, was das Unternehmen ausmacht. Was ist der „WOW-Moment“, warum sich potenzielle Bewerber gerade hier bewerben sollten. Was macht das Unternehmen anders und damit vielleicht einzigartig in der Region? In jedem Fall muss aktiv kommuniziert werden, was das Unternehmen ausmacht. Aktuelle Arbeitnehmerbefragungen von Ende 2023 zeigen, dass über 70 Prozent der Arbeitnehmer die betriebliche Krankenversicherung als Wunsch Nr. 1 der freiwilligen Zusatzleistungen definieren. Aber warum stellen sich die Unternehmen immer noch gegen diesen Trend, gerade bei jungen Arbeitnehmern?

Andreas Trautner ist Experte für betriebliche Krankenversicherung und zeigt in seinen Beratungen und Vorträgen die Vorteile für Unternehmen auf.

Noch vielschichtiger ist das Thema „Fachkräfte„. Der Fachkräftemangel wird von den Unternehmen sehr häufig als das größte Risiko für den Mittelstand beschrieben. Aber ist es das wirklich? Oder ist nicht das wertvollste Kapital die vorhandene Belegschaft, das Humankapital? Top-Performer wollen in Unternehmen arbeiten, die eine Vision haben, in denen die eigene Arbeit Sinn macht und in denen eine gesunde Führungskultur herrscht. Dazu gehören neben dem Gehalt auch alle Zusatzleistungen als freiwillige Leistungen des Unternehmens. Der Fokus im Bereich der Zusatzleistungen sollte darauf liegen, Emotionen zu wecken, insbesondere im Bereich der Gesundheit. Die anderen äußeren Faktoren müssen auch stimmen, aber ab einem gewissen Punkt geht es um den Faktor Gesundheit.

Mitarbeitergesundheit ist Chefsache

Die richtigen Ansprechpartner bei der Beratung der betrieblichen Krankenversicherung sind am Ende die kaufmännisch Handelnden im Bereich der Personalwirtschaft. Personalwirtschaft wird oft mit reiner Lohn- und Gehaltsberechnung gleichgesetzt. Aus wirtschaftlicher Sicht sind die Aufgaben aber deutlich vielschichtiger. Das Management kann noch so gut sein, wenn es nicht von fähigem Personal unterstützt wird, geraten sämtliche Betriebsabläufe schnell durcheinander. Dieser Satz erklärt schon, warum Personalwirtschaft ein wichtiger Zweig für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens ist. Hierbei gilt es, die Relation zwischen Kosten und Nutzen zu finden.

Personalwirtschaft, was ist das genau?

Oft ist die erste „Einflugschneise“ in die Unternehmen die HR/Personal-Abteilung. Hier spielen eher die nicht-ökonomischen Ziele der Personalwirtschaft eine Rolle. Die sozialen Ziele der Personalwirtschaft umfassen alle Handlungen, die den Mitarbeitenden ein angenehmes Arbeiten ermöglichen.

Bei den ökonomischen Zielen der Personalwirtschaft, also den wirtschaftlichen Zielen, geht es darum, die Produktivität zu steigern, den Umsatz zu erhöhen und eine bessere Position im Markt zu erreichen. Dazu zählt auch die Auswahl qualifizierter Mitarbeiter. Die Gesamtkosten „Personal“ sind meist viel höher als angenommen. Diese Kosten müssen einen „Return on Investment of Human Capital“ haben, will ein Unternehmen erfolgreich sein. Die Auswertungen der von uns erstellten Firmenanalysen zeigen immer eine massive Belastung des Betriebsergebnisses allein durch den Bereich Krankmeldungen (AU-Tage). Die Quote liegt hier bei 16-18 Prozent der Gesamten Lohnsumme und ist in den Jahren 2021 zu 2023 um über 60 Prozent angestiegen, in erster Linie durch psychische Krankheitsbilder. Dass kann und sollte man sich als Unternehmen nicht leisten. Sichtbar sind diese Kosten aber nirgends, da es dafür weder in der Bilanz noch in der Steuererklärung eine Position gibt, was zumindest zu einer Verringerung der Steuerlast führen würde. Dieser Bereich wird als heimliche oder verdeckte Gewinnvernichtung bezeichnet. Kommen dann noch die Fluktuationskosten und die Vakanzkosten dazu, liegt die Quote schnell bei deutlich über 20 Prozent der Gesamtlohnsumme.

Alles hängt ab von gesunden und produktiven Mitarbeitenden. Was wenn die Gesundheit eingeschränkt ist oder zeitweise komplett wegfällt?

Die Lösung ist die betriebliche Krankenversicherung.

Die Servicedienstleistungen der bKV bieten den größten Mehrwert für die Unternehmen (Facharzt-Terminservice, mobile Arztsprechstunde etc.), um in erster Linie die Ausfallzeiten durch die sehr stark steigenden Krankmeldungen zu reduzieren. Ein Großteil der Ausfallzeiten (AU-Tage) entfällt auf Wartezeiten zu Facharztterminen. Das wichtigste und wertvollste Kapital sind die Bestandsmitarbeitenden. Diese gilt es gesund und damit produktiv zu halten.


(C) Titelbild: Leeloo The First/Pexels.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.