Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Johannisbeeren zählen zu den bekanntesten und beliebtesten Beerensträuchern im Hausgarten. Schon im 16. Jahrhundert wurde das vitaminreiche und gesunde Beerenobst in Klostergärten kultiviert und bekannt. Heute sind die süß-säuerlichen Beeren nicht mehr aus unseren Gärten und unserer Küche wegzudenken.
Der Name Johannisbeere bezieht sich auf die Reifezeit der Früchte um den 24. Juni, den Namenstag von Johannes dem Täufer. Die holländische Sorte «Jonkheer van Tets» reift ziemlich genau auf dieses Datum. 1941wurde sie am Markt eingeführt und ist immer noch unwahrscheinlich beliebt.
Die Vielfalt ist gross
Seitdem sind viele verschiedene Neuzüchtungen im Handel erhältlich, die im Juli oder sogar erst ab Mitte August reifen. Für den Hausgarten besonders attraktiv sind Sorten mit einer langen Ernteperiode. Unterdessen gibt es auch Sorten, welche nicht gleich gepflückt werden müssen und am Strauch hängen gelassen werden können. So wird die Ernte um ein vielfaches verlängert und es kann immer wieder eine Portion für den Frischverzehr gepflückt werden.
Was gibt es Schöneres als seine Beerenportion für das Müsli oder eine Schale voll köstlicher Beeren für die Nachspeise direkt vom Strauch zu ernten!
Rote und Weisse Johannisbeeren
Es wird zwischen Roten, Weissen und Schwarzen Johannisbeeren unterschieden. Die roten Beeren sind leicht säuerlich und wie die Schwarzen Johannisbeeren sehr gesund.
Weisse Johannisbeeren sind milder und um einiges süsser als ihre roten Verwandten. Eine sehr bekannte und schmackhafte Sorte ist die „Weisse Versailler“. Im Anbau sind sie etwas anspruchsvoller und je nach Standort auch nicht so ertragreich wie die roten Beeren. Mit ihren hübschen fast transparenten Beeren sind sie aber eine willkommene Abwechslung und ein echter Hingucker in der Küche.
Die Schwarzen Johannisbeeren (Ribes nigrum) sind vor allem unter dem Namen Cassis-Beeren bekannt. Ihrer Blätter haben einen intensiven Geschmack, woraus sich auch der Name «Wanzenbeeren» ableitet.
Aufgrund ihrer unterstützenden Wirkung bei Stoffwechselkrankheiten heissen sie auch mancherorts «Gichtbeeren».
Kraftpakete der Natur
Die roten Früchte strotzen nur so vor gesunden Inhaltsstoffen. Mit 36 mg je 100 g ist der Vitamin-C-Gehalt in den roten Johannisbeeren beachtlich. Im Vergleich zu den schwarzen Johannisbeeren mit 177 mg jedoch trotzdem bescheiden. Auch bei anderen Inhaltsstoffen sind die schwarzen Beeren kaum zu übertreffen. 310 mg Kalium (238 mg Rote), 46 mg Calcium (Rote 29 mg), 40 mg Phosphor (Rote 27 mg) und 17 mg Magnesium (Rote13 mg). Sie enthalten viel Natrium und Eisen und fast die ganze Vitaminpalette und viele wertvolle Flavonoide.
Zu erwähnen ist, das die Power-Beeren im Verhältnis zu anderem Beeren und Obst fast kein Zucker enthalten. 100 Gramm rote Johannisbeeren schlagen gerade nur mit 45 kcal (Cassisbeeren mit 57 kcal) zu Buch. Es darf also ausgiebig genascht werden.
Gesundheitliche Wirkung
Sauer macht nicht nur lustig, sondern auch gesund – Johannisbeeren sind das beste Beispiel dafür. Schon im Mittelalter wurden die roten und schwarzen Johannisbeeren bei akuten Krankheiten der Verdauungsorgane von Ärzten verschrieben. Ebenfalls wird den Cassis-Beeren nachgesagt, dass sie das Sehvermögen in der Dunkelheit fördern und positiv auf die Elastizität der Blutkapillaren wirken. Sie können den Herzmuskel stärken und eine Normalisierung des Blutdruckes herbeiführen.
Ebenfalls wird ihnen, wie oben schon erwähnt, eine unterstützende Funktion beim Heilungsprozess verschiedener Stoffwechsel-Krankheiten, wie Gicht, Rheuma, Diabetes und Fettsucht nachgesagt.
Einige Tipps für eine optimale Haltung und Pflege der Johannisbeeren im Hausgarten
Die Johannisbeeren sind leicht zu kultivieren und gedeihen überall. Allerdings muss bei einem schattigen Standort mit einem etwas höheren Gehalt an Säure gerechnet werden. Die Beeren benötigen somit etwas länger, bis sie ihren unverwechselbaren Geschmack entwickelt haben. Je sonniger der Standort – um so süsser werden die erfrischend säuerlichen Beeren. Trotzdem sind einige Dinge zu beachten, dass es eine gute Ernte gibt.
Optimal ist ein tiefgründiger, mittelschwerer, nährstoffreicher, leicht saurer Boden im ph-Wert von 5,5 – 6, welcher frei von Problemunkraut, wie zum Beispiel die Quecke ist. Nur hier entwickeln sich kräftige und ertragsreiche Beerensträucher.
Achten Sie auf eine geschützte Lage. Frostlagen scheiden aufgrund der Gefährdung der Blüte durch Spätfröste aus.
Kultivierung auf dem Balkon
Johannisbeeren eignen sich auch bestens für Balkon und Terrasse, da sie gut in einen Topf gepflanzt werden können. Zur besseren Befruchtung empfehle ich aber unbedingt mindestens zwei verschiedene Sorten zu pflanzen und diese nebeneinander zu platzieren. Achten Sie auch darauf ein genügend grosses Gefäss auszuwählen, damit sich die Pflanze auch gut entwickeln kann.
Pflanzung
Da der Johannisbeerstrauch schon sehr zeitig im Frühjahr austreibt, ist die beste Zeit zum Pflanzen im Herbst. Idealerweise nach dem Blattfall von Oktober bis November. So können die Sträucher gut anwurzeln und treiben im Frühjahr kräftig aus. Wird im Frühjahr gepflanzt, so früh wie möglich pflanzen. Dass kann je nach Witterung schon im Februar/März sein. Da heute die meisten Beeren- und Obstpflanzen in Container-Kulturen angezogen werden, kann aber auch das ganze Jahr über gepflanzt werden. Container sind grosse, blumentopfähnliche Behälter aus Kunststoff oder Folienbeutel, in denen die Sträucher, aber auch Bäume im Fachhandel angeboten werden.
Vor der Bepflanzung den Boden mit einem Spaten tiefgründig lockern und von sämtlichem Unkraut säubern. Das Pflanzloch sollte mindestens zwei, besser drei Mal so gross wie der Erdballen des Beerenstrauches sein. Den Container-Topf in das Pflanzloch stellen, sodass dass der Austrieb nur ganz wenig mit Erde bedeckt ist. Pflanzloch vorsichtig mit Erde füllen, andrücken und mässig angiessen. Idealerweise gleich auch gut verrotteten Kompost, Beerendünger oder ein Spezialpräparat für einen gesunden und kräftigen Wuchs der Pflanze der Erde beimischen. Wichtig ist ebenfalls das Abdecken der Pflanzscheibe, dass heisst des Bodens um die Pflanze herum, mit einer Mulchschicht aus Stroh, Rasenschnitt oder dergleichen. Da Johannisbeeren Flachwurzler sind, hilft dies den Wurzelbereich vor dem Austrocknen zu schützen. Bei sehr heissen und sommerlichen Temperaturen giessen nicht vergessen!
Schnitt
Den regelmässigen Schnitt der Johannisbeeren sollten man auf keinen Fall vernachlässigen, da dieser doch massgeblich daran beteiligt ist ob der Beerenstrauch viel Frucht trägt oder nicht. Wichtig ist vor allem der Schnitt in den ersten paar Jahren um die Krone des Beerenstrauches gleichmässig aufzubauen und einen regelmässigen und lockeren Busch zu erreichen.
Zu diesem Zweck lässt man 5 – 6 starke Triebe, welche regelmässig verteilt sind stehen, kürzt diese jedoch auf etwa einen Drittel ihrer Länge ein. Die einzelnen Triebe sollten sich zu einem lichten und luftigen Strauch entwickeln können. Die übrigen Triebe werden entfernt. Der Zweck dieses Rückschnittes ist, dass sich aus der Endknospe ein kräftiger Verlängerungstrieb für den Aufbau des Strauches entwickelt. Und dass entlang des verbleibenden Triebes möglichst viele Augen zu kurzem Fruchtholz austreiben.
Sollte zu Beginn noch keine 5 – 6 Triebe vorhanden sein, schneidet man die vorhandenen Triebe auf 2 – 3 Knospen zurück um damit den Austrieb der noch fehlenden Triebe aus dem Stock zu fördern. Wichtig immer auf eine Knospe (oder auch auf einen Trieb) gegen aussen gerichtet zurückschneiden.
Weitere Schnittmassnahmen sind nur erforderlich, wenn der Strauch im Lauf der Jahre zu dicht wird und im Inneren zu verkahlen zu droht. Dies nennt man den Auslichtungsschnitt. Bei diesem Rückschnitt werden alle Triebe ausser den 5 – 6 starken Haupttriebe entfernt, damit die einzelnen Triebe wieder mehr Raum erhalten.
Hätten Sie es gewusst?
Bei guter Pflege können Johannisbeersträucher ohne Probleme 20 Jahre und älter werden. Sie tragen jedes Jahr überreich Frucht und die Beeren können zu Marmelade, Beerensaft und köstlichen Nachspeisen verarbeitet werden.
In einem Hausgarten, und immer mehr auch auf dem Balkon sind Johannisbeeren nicht mehr wegzudenken. Kinder lieben es die süss-säuerlichen Beeren direkt vom Strauch zu naschen.
Für die Verwendung der roten Beere sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Ob Sie die Beeren im Kuchen, als leckere Quarkspeise oder im Obstsalat verwenden, das bleibt Ihnen überlassen.
Ich wünsche Ihnen Guten Appetit!
Ihre Andrea Rothenberger