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Essen ohne Hunger, allzu gut bekannt! Doch wo sind die Grenzen zwischen zuviel Essen und schädlichem emotionalen Essen? Maria Sanchez, die Autorin von «Sehnsucht und Hunger» und Expertin zu diesem Thema, bringt dies in der Sendung DAS! auf den Punkt: «Ein Genussmittel können wir nehmen oder sein lassen. Bei Menschen, die ein Essproblem haben, da ist es nicht Genuss, da ist es eine Notwendigkeit.»
Fast jeder kennt dies: Essen aus Frust, Stress oder Traurigkeit. Kommt dies nur sporadisch vor, ist dies nicht weiter schlimm. Geschieht es jedoch häufiger, beeinflusst es dauerhaft das Leben der Betroffenen und führt zu Leidensdruck. Gerade wenn jemand nachhaltig abnehmen will, verhindert nicht erkanntes emotionales Essen den Erfolg. Stellen sich Betroffene dem Thema nicht bewusst, fallen sie bei Stress oder bei seelischer Instabilität immer wieder in ihr altes Verhalten zurück. Durch das unkontrollierte Essen nehmen sie dann schnell die verlorenen Pfunde wieder zu.
Emotionales Essen wirkt bei Betroffenen als ein pseudo-psychologischer Helfer
Maria Sanchez, die ursprünglich selbst eine Betroffene war und heute in ihrer Praxis Menschen behandelt, erklärt in der Sendung Das! emotionales Essen wie folgt: «(…) für manche Menschen kommt es im Laufe der Zeit zu einer Funktion, dass sie beginnen das Essen zu nutzen als eine Art psychologischer Helfer. Sie essen nicht mehr um den Körper zu sättigen, sie essen um die Emotionen, die sie haben, aushaltbarer zu machen.» Sie hat in ihrer Praxis die Erfahrung gemacht, dass hinter dem übermässigen Essen der Betroffenen oft verdrängte Traumata liegen. Indem sie mit ihren Patienten diese sucht und auflöst, können ihre Patienten von dem destruktiven Essen «befreit» werden.
Bis heute gibt es weder eine offizielle Definition, noch ist emotionales Essen als Krankheit anerkannt. Kristina Herber von der Universität Würzburg beschreibt im Bericht der WELT «Die Sucht nach dem Essen beginnt im Kopf» so: «Es gibt noch keine wissenschaftliche Definition des emotionalen Essens etwa als psychische Störung.» (…) «Aber wir bezeichnen damit Personen, die im Zusammenhang mit dem Essen einen erhöhten Leidensdruck haben. Sie essen nicht wegen eines aufkommenden Hungergefühls, sondern aus anderen Gründen.»
Auslöser der emotionalen Ess-Attacken sind negative Gefühle wie Ärger, Wut, Trauer, Einsamkeit, Langeweile, Frust oder Stress. Ziel des Essens ist, das negative Gefühl «wegzufressen» und sich wieder gut zu fühlen. Dieses Verhalten wurde in der Kindheit oder im Laufe des Lebens «erlernt» und automatisiert. Häufig ist es den Betroffenen nicht einmal bewusst.
Die Binge-Eating-Störung ist eine Form von emotionalem Essen
Bei der Binge-Eating-Störung leiden die Betroffenen stark darunter, dass sie immer wieder die bewusste Kontrolle über ihr Essverhalten verlieren. Dabei nehmen sie riesige Mengen an kalorienreichem Essen zu sich. Im Nachhinein schämen sie sich für ihr Verhalten. Sie unternehmen jedoch nichts, um das vorherige «Zuviel» z.B. durch Bewegung oder gezielt weniger essen zu kompensieren. Die Binge-Eating-Störung wurde als einzige 1994 als Krankheit anerkannt. Bei den Übergewichtigen leiden um die 30% darunter, schreibt M. de Zwaan in ihrer Studie von 2006 zur Binge Eating Disorder.
Stress ist oft Auslöser emotionalen Essens
Wer belohnt sich nach einem stressigen Tag mit einer Fertig-Pizza oder etwas Süssem um endlich abschalten zu können? Auch wenn es sich niemand eingestehen will, eigentlich weiss jeder, dass es keine sinnvolle Taktik zur Stressbewältigung ist. Bei rund 40% der Gestressten führt Stress dazu mehr zu essen – meistens süsse und fetthaltige Speisen. Sind Menschen unter Druck, schwindet ihre Widerstandskraft und es fällt ihnen deutlich schwerer, einem Schoko-Riegel oder Fastfood quasi als Belohnung oder zum Druckausgleich zu widerstehen.
Emotionales Essen – eine Art Sucht
Bis heute wehren sich viele Mediziner Übergewicht und «Esszwang» mit andern Abhängigkeiten wie Alkohol-, Tabak- oder Drogensucht gleichzusetzen. Tatsache ist jedoch, dass trotz den vielen verschiedenen Angeboten zum Abnehmen, der langfristige Erfolg bei vielen Übergewichtigen auf sich warten lässt. Wissenschaftler haben zudem festgestellt, dass sich die Gehirnstrukturen von Süchtigen und stark Übergewichtigen ähnlich sehen.
Die Neurobiologin Dr. Annette Horstmann führte am Max-Planck-Institut in Leipzig verschiedene Studien durch. Diese Studien sind für sie ein Beleg, dass es sich beim Verhalten stark Übergewichtiger um typisches Suchtverhalten handeln kann. Soweit geht der renommierte Suchtexperte des Universitätsklinikum Tübingen, Prof. Anil Batra, nicht. Er sieht jedoch zumindest ähnliche Symptome.
So bekomme ich emotionales Essen in den Griff
In einem ersten Schritt empfehle ich jedem, der bei sich emotionales Essen vermutet, sich zu fragen, wieso er isst. Ist es wirklich physischer Hunger, knurrt zum Beispiel der Bauch oder ist es mehr ein Drang oder Zwang. Bei mir zeigte sich das emotionale Essen als ein Druck im Brustbereich, gekoppelt mit einem unheimlich starken Drang nach süsser Schokolade. Als ich lernte, in mich hineinzuhören, merkte ich, dass ich meinen Frust oder meine Traurigkeit mit der Schokolade zudecken wollte. Durch meine Bereitschaft das Gefühl zuzulassen, verlor es zusehends an Macht und ich fühlte mich schon etwas besser.
Darum: Hören Sie in sich hinein und lassen Sie das dahinterstehende Gefühl zu. Sollten Sie dies jedoch nicht ertragen oder selbst nicht weiterkommen, kann die Inanspruchnahme von therapeutischer Hilfe sinnvoll sein.
Bewusstes Auseinandersetzen hilft
Wenn Menschen ohne körperliches Hungergefühl aufgrund starker, schwer ertragbarer Emotionen wie Stress, Wut, Einsamkeit, Frust, Traurigkeit essen, sprechen wir von emotionalem Essen. Je nach Ausprägung dieses Verhaltens kann es notwendig sein, die dahinter liegenden Traumata mit therapeutischer Hilfe zu erkennen und aufzulösen. In weniger schweren Fällen kann auch die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen Hilfe bringen, wie dies aussehen kann, können Sie hier nachlesen.
Ist gesundes und genussvolles Abnehmen für Sie ein Thema? Benötigen Sie Unterstützung? Gerne helfe ich Ihnen dabei. Ich bin regelmässig in Memmingen (Bayern) und in Altstätten SG (Bodenseegebiet). Schreiben Sie mir einfach eine kurze Notiz oder rufen Sie mich an, ich freue mich, Sie kennenzulernen!
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Bis dahin wünsche ich Ihnen «bewussten Genuss»,
Ihre Susan Rothenberger