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Passend zur Jahreszeit hat sich Buchhändlerin Eva-Maria Graß diesmal für ein „witziges, bissiges, sarkastisches Weihnachtsbuch“ entschieden, wie sie es selbst beschreibt.
Es handelt sich um die Erzählung „Kein guter Mann“, ein Buch von Andreas Izquierdo, das die bewegende Geschichte des eigenwilligen Postboten Walter erzählt, der es seinen Mitmenschen mit seinen schrulligen Eigenheiten schwer macht, ihn zu mögen. Sein unkonventionelles Verhalten führt zu Konflikten mit Kollegen und Vorgesetzten und schließlich zur Strafversetzung in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen. Hier landen Briefe, die an den Weihnachtsmann oder gar an Gott adressiert sind.
Wenig qualifiziert und von der Monotonie gelangweilt, stößt Walter auf einen Brief von Ben, einem zehnjährigen Jungen, der untypischerweise nicht nach Spielzeugen, sondern nach alltäglicher Hilfe fragt. Walter antwortet vage auf Bens Brief, und so beginnt ein ungewöhnlicher Briefwechsel zwischen dem eigenwilligen Postboten und dem einsamen Jungen. Walter gibt sich dabei als Gott aus, um Ben auf seine ganz eigene Weise zu helfen.
Während Weihnachten näher rückt, wird Walter mit seinem eigenen Familiendrama konfrontiert, und wie in einem Puzzle setzt sich für den Leser nach und nach die Lebensgeschichte von Walter zusammen: Hinter seiner rauen Fassade verbergen sich schwierige Beziehungen zu seinen Kindern, eine lange zurückliegende Scheidung und eine schwere Schuld aus seiner Vergangenheit, die ihn nicht loslässt. Die Puzzleteile fügen sich zusammen und Walter wird für den Leser immer greifbarer und menschlicher. Die Frage bleibt, ob Walter Ben helfen kann und ob Ben vielleicht auch Walter helfen kann.
Das Buch zeigt auf berührende Weise, dass viele Menschen, die auf den ersten Blick unsympathisch und unnahbar erscheinen, oft eine bewegende Lebensgeschichte haben, die ihr Verhalten erklärt. Gerade in der besinnlichen Weihnachtszeit erinnert die Geschichte den Leser daran, Vorurteile abzulegen, sich auf das Wesentliche zu besinnen und öfter hinter die Fassade zu blicken, um die Menschlichkeit in jedem Einzelnen zu erkennen.
„Es ist ein leichtes Buch, das dennoch Tiefgang hat“, fasst Buchhändlerin Eva-Maria Graß ihren Lesetipp für die Weihnachtszeit zusammen.