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„Das größte unzerstörbare Wunder ist der Menschenglaube an Wunder“, „Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind“, „Glaube kann Berge versetzen.“ Auch, wenn hier eher die inneren Berge, die sich uns in den Weg stellen, gemeint sein mögen, fragt man sich: Was ist dran an diesen alten Weisheiten? Muss man nur stark genug glauben und es geschehen Wunder? Was sind Wunder überhaupt? Sind es die Dinge, die zwischen Himmel und Erde passieren, die wir nicht mit Vernunft und Wissenschaft erklären können? Was können wir selbst bewegen und wie stark sind wir beeinflussbar? Können wir gegen unseren Willen gesteuert werden, indem wir etwas glauben, was uns eingeredet wird? Oder ist das alles Humbug?
Es gibt Medikamente, deren Wirkungen durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen sind. In sogenannten Doppelblindstudien wird in zwei zufällig ausgewählte Kontrollgruppen die eine mit dem zu testenden Präparat, die andere Gruppe mit einem wirkstofffreien Scheinmedikament, dem sogenannten Placebo (aus dem Lateinischen: ich werde gefallen bzw. ich werde helfen), versorgt. Nur wenn die Gruppe mit dem „echten“ Medikament signifikant besser abschneidet, kann man davon ausgehen, ein Medikament entwickelt zu haben, das tatsächlich hilft.
Unser Körper wird durch Neben- und Wechselwirkungen belastet
Allein in Deutschland sterben jährlich über 30 000 Menschen an den Nebenwirkungen von Medikamenten. 1,6 Millionen Patienten müssen behandelt werden und den Krankenkassen entstehen Kosten von ca. 2,5 Milliarden Euro. „Ein besonderes Risiko besteht, wenn man mehrere Medikamente zu sich nimmt. Die Wechselwirkungen können kaum abgeschätzt werden“, so Prof. Dr. Dormann, Chefarzt der Notaufnahme im Klinikum Fürth.
Die wenigsten Menschen haben einen bundeseinheitlichen Medikationsplan, den ein Arzt ausstellen sollte, wenn mehr als drei Medikamente eingenommen werden. Der Patient darf nicht versäumen die frei verkäuflichen Mittel zu nennen, da auch diese ein Risiko darstellen, wenn sie mit anderen pharmazeutischen Erzeugnissen eingenommen werden. Prof. Andreas Sönnichsen von der Universität Witten/Herdecke sagt sogar, dass jedes dritte Medikament für den Patienten nicht geeignet ist, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufweist und mehr schadet als nützt. „Hinzu kommt, dass viele Nebenwirkungen als neue Krankheiten interpretiert werden und mit zusätzlichen Medikamenten behandelt werden.“
Auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente, wie Schmerzmittel, können zu lebensgefährlichen Nebenwirkungen führen. Herz-Kreislaufprobleme bis hin zum Magendurchbruch sind keine Seltenheit. „10% der Patienten kommen nicht wegen ihrer Krankheiten, sondern aufgrund der Nebenwirkungen ins Krankenhaus.“ sagt Prof. Dr. Gerd Glaeske von der Uni Bremen und fordert eine Abgabebegrenzung, kleinere Packungen und ärztliche Kontrolle.
Auch die Ernährung hat einen Einfluss auf die Wirkung
So kann z.B. die Grapefruit oder deren Saft unter anderem blutdruck- oder cholisterinsenkende Mittel gefährlich beeinflussen.
Unabhängig von diesen, durch die Pharmaindustrie angebotenen Medikamente, gibt es eine sehr große Anzahl an Präparaten, deren Hersteller wundersame Erfolge für die Gesundheit versprechen. Und tatsächlich, ein großer Teil derer, die diese Mittel nehmen, die häufig als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden, berichten über unglaubliche Gesundheitsfortschritte. Sie seien jahrelang von Arzt zu Arzt gerannt, keiner konnte ihnen helfen. Und bei diesen tollen Produkten hatten sie ihr Problem innerhalb von Tagen los.
Sicher haben Nahrungsergänzungsmittel einen Sinn, wenn sie einen Mangel ausgleichen. Es sollten möglichst wenig und schonend verarbeitete Produkte sein, die naturnah verabreicht werden. Künstliche Vitamine bringen in der Regel wenig, da sekundäre Pflanzenstoffe fehlen und sie sich physikalisch von den natürlichen Vitaminen unterscheiden.
Sagenhafte Rezeptur, geschicktes Marketing oder Beides?
Wirken diese Mittel durch eine Rezeptur, die als sagenhaft und geheim verkauft wird, oder ist diese Nahrungsergänzung durch geschicktes Marketing, eine glaubhafte Story, die einleuchtet, die aber keiner im Detail nachprüfen kann und eine Preispolitik, die ein bisschen weh tut, man diese Produkte also nicht gerade aus der Portokasse bezahlen kann, so erfolgreich? Häufig kommen noch die Versprechen hinzu, dass man das Produkt nur weiterempfehlen muss, um den Eigenbedarf nahezu kostenlos zu erhalten und sogar noch Geld damit verdienen kann.
Schnell ist man Mitglied in einer Gemeinschaft, die immer nur Positives über die Artikel berichtet und sie über den grünen Klee lobt. Ab jetzt ist jeder absolut überzeugt von diesen Nahrungsergänzungsmitteln, die in Tabletten-, Pulver-, Flüssigkeits- oder Sprayform angeboten werden. Und dann gibt es noch Produkte, die man nicht einnimmt, sondern äußerlich anwendet. Das sind Tachyonenarmreife, die je nachdem, ob man sie am linken oder rechten Handgelenk trägt, für das Wohl der Innereien, des Knochengerüstes oder der Gelenke zuständig sind.
Pflaster und Steine
Verschiedenfarbige Pflaster werden auf schmerzende Stellen geklebt und Heilsteine versprechen, je nach Steinsorte, unterschiedlichste Heilerfolge für verschiedene Beschwerden. Das geht so weit, dass auch Bestrahlungsgeräte für Wasser angeboten werden. Beleuchtet man das Wasser im Trinkglas, so wird es „energetisiert“ und dem, der für das Gerät einen Haufen Geld bezahlt hat, wird es besser schmecken. Auch Verwirbelungsgeräte kann man kaufen. Für einen sehr hohen Preis. Doch was würden die Anwender sagen, wenn man ihnen mitteilen würde, dass ein einfacher Küchenmixer oder Pürierstab das Gleiche im Wasser bewirken kann?
Vielleicht enthalten all diese Produkte keine Wirkstoffe, aber die Darreichungsform, die Begleitumstände und psychologische Betreuung sind so angelegt, dass die Selbstheilungskräfte im Körper aktiviert werden. Auch bei intensiv beworbenen frei verkäuflichen Produkten kann man oft davon ausgehen, dass sie nur mit Hilfe des Glaubens eine Wirkung hervorrufen.
Die westliche Welt ist apparategläubig
Diese Selbstheilungskräfte, wie auch der Ausdruck „Placebo“ werden oft geringschätzig abgetan. Die Überheblichkeit hat ihren Ursprung darin, dass der westliche Mensch durch Apparate- und Pharmapillengläubigkeit geprägt ist. Besinnt man sich auf frühere Mediziner und Kräuterweiber, so kannten die Naturkundigen nicht nur die heilenden Pflanzen, sie verpackten sie in unterschiedliche Rituale, die den Glauben an die Wirkung der Behandlung erheblich steigerten. Die Erfolge lassen sich nicht den Kräutern oder dem Ritual zuordnen. Beides war erforderlich, um das gewünschte Resultat zu erzielen. Platon schrieb vor über 2000 Jahren, dass ein bestimmtes Heilkraut nur dann helfe, wenn es mit einer Art Zauberspruch verabreicht werde. Ohne diesen Spruch sei es jedoch wirkungslos.
Sicher hat jeder einmal beobachtet, dass gerade Kindern bei Schmerzen ein ganz einfaches Mittel hilft: Man öffnet das Fenster und pustet den Schmerz hinaus. Manchmal wird auch ein Bonbon auf die schmerzende Stelle gelegt. Was allerdings den Nachteil des Zuckers hat und Kinder sehr schnell lernen, Schmerz vorzutäuschen, um eine Süßigkeit zu erhalten.
Die Überzeugung spielt eine entscheidende Rolle
Diese Selbstheilung wurde in verschiedenen Versuchen nachgewiesen. Menschen, denen ein neues Kniegelenk eingesetzt werden sollte wurden in Narkose versetzt, das Knie angeritzt und der Schnitt wieder zugenäht. Nach der Narkose informierte man den Patienten, dass die Operation gut verlaufen ist und es in den nächsten Tagen noch zu Schmerzen kommen könne. Danach aber täglich eine Besserung zu erwarten sei. Genau so kam es. Die Operation war nicht erforderlich, der Körper hatte sich selbst geholfen.
Kein Medikament kann helfen
Professor Dr. Paerisch aus Leipzig sagte einmal: „Kein Medikament und kein Arzt der Welt kann einen Kranken heilen. Er kann nur dem Körper helfen selbst wieder gesund zu werden.“ Ob diese Hilfsmittel Tabletten, Kräuter, eine bestimmte Ernährungsweise, Druckbehandlung an verschiedenen Stellen des Körpers, sportliche Übungen, Akupunktur oder Gespräche sind, ist zunächst gleichgültig. Selbst eine Operation kann nur dann zum Erfolg führen, wenn der Patient gesund werden will. Entscheidend ist, ob ein Arzt, Heilpraktiker oder Nahrungsergänzungsmittelvertreter Zugang zu dem Menschen findet, dessen Gesundheit angeschlagen ist.
Genau an diesem Punkt hätte der praktische Arzt Nachholbedarf. Zu sehr von Kosten getrieben wird oft eine kurze Untersuchung durchgeführt um anschließend ein Medikament zu verordnen. Zeit für Gespräche in denen der Arzt auf die Nöte, Sorgen, Lebens- und Ernährungsgewohnheiten sowie Pillen, die sich der Patient selbst ohne Rezept kauft, eingeht, findet man zu selten. Sieht man sich die Gebührenordnung für Ärzte an, so ist nachvollziehbar, dass manch ein Arzt ohne Privatpatienten kaum existieren könnte. Jeder Waschmaschinenreparaturservice kann für Hausbesuche mehr verlangen, als ein Arzt. Da wundert man sich nicht, dass junge Mediziner keine Praxis auf dem Land übernehmen wollen, auch wenn das für sie kostenfrei wäre.
Keine Pille, eine Linse soll die Heilung bringen
Professor Dr. Seidel am Hufeland Klinikum in Weimar machte seinerzeit einen Test mit sogenannten „Savitur-Linsen“. Diese „Linsen“ befestigte der Arzt an der krankhaften Stelle. Nach 6 Stunden wurde sie entfernt. Diese Anwendung wurde dreimal wiederholt. Das Ergebnis: Die funktionierenden Linsen, die den Biophotoneneffekt beeinflussen sollen, hatten einen Erfolg von 33%. Die nicht funktionsfähigen Linsen hatten einen Erfolg von ebenfalls 33%. Für Professor Seidel war das Ergebnis ein Beweis, dass diese Linsen, und der Glaube daran, die Selbstheilungskräfte der Patienten unterstützt hatten. „Bei einem fürsorglichen Umgang mit dem Patienten wird jeder Dritte ohne Medikamente geheilt.“ Dies zeigt, wie stark die Überzeugung, die Meinung oder auch Abneigung den Heilungsprozess beeinflusst.
Im Krieg gingen die Medikamente aus
Dem Arzt Henry K. Beecher, der im zweiten Weltkrieg Verletzte behandelte, ging das Morphin aus. In dieser Notsituation spritzte er Patienten, ohne deren Wissen, eine Kochsalzlösung. 35% der Patienten reagierten so, als hätten sie Morphin erhalten.
Wen wundert es, dass ein Heilpraktiker auf die Idee kam, die elektrochemische Spannungsreihe zu nutzen. Er erklärte, dass bei zwei Münzen aus unterschiedlichem Metall, z.B. Gold (+1,5V) und Aluminium (-1,66V) der Stromfluss auf der Haut aktiviert werden kann. Er entwickelte eine sündhaft teure Salbe, die als erstes auf die Problemzone zu streichen war. Dann wurden die Münzen so auf diese Stelle gelegt, so dass sie sich nicht berührten und mit einem Verband, der nicht elektrisch leitend war (würde ja sonst einen Kurzschluss ergeben) fixiert. Die Erfolge blieben nicht aus.
Die Steigerung des Placebo-Effekts
Diese Erfolge nutzte ein Kollege von ihm, das Ganze noch zu steigern. Er sagte, dass bei einer Eineuromünze der Strom von außen (Gold) nach innen (Silber) fließt. Bei der Zweieuromünze sei das genau umgekehrt. Diese sanften Nanoströme müsste man nur mit der Salbe zum Fließen bringen und für unterschiedliche Beschwerden empfahl er entsprechend die Ein- oder Zweieuromünze. Auch er hatte beachtliche Erfolge. Allerdings nur so lange, bis ein Physiker seine Theorie widerlegte. Erstens handelte es sich beim Euro nicht um Gold und Silber, sondern um Messing und Kupfernickel. Zweitens würden in der Münze bereits durch den direkten Kontakt die Ströme – wenn sie überhaupt existieren würden – sofort kurzgeschlossen und hätten keine Chance in die Haut einzudringen.
Diese Erkenntnis erreichte die Patienten und der Erfolg war nicht mehr gegeben. Auch dieses Beispiel zeigt, dass die Erklärung, die nicht richtig, sondern nur einleuchtend sein muss, für den Glauben und entsprechende Heilerfolge ausschlaggebend ist. Patienten, die auf den Boden der Realität zurückgeholt wurden, hatten keine Heilerfolge mehr. Da stellt sich die Frage, ob Aufklärung immer sinnvoll ist oder ob man Heilung zulässt, auch wenn sie nur durch Geschichten untermauert ist.
Flüche waren früher üblich
Früher wurde die negative Auswirkung in Form von Flüchen angewendet. Der Fluch hat jedoch nur gewirkt, wenn der Betroffene über diesen informiert wurde. Viele, die von auf Scheiterhaufen hingerichteten verflucht wurden, haben das folgende Jahr nicht überlebt. Nach diesem dunklen Kapitel der Menschheit weiß man heute, wie man einen Fluch wieder los wird: Man lässt sich von einem Geistlichen segnen.
So wie die positive Beeinflussung des Menschen zu Heilerfolgen führen kann, so ist es auch umgekehrt möglich. Beim sogenannten Nocebo- Effekt (ich werde schaden) wird die negative Beeinflussung des Patienten verstärkt. Gedanken wie: „Der kann mir ja nicht helfen“, „Ich sterbe ja auf jeden Fall“, „Daran ist mein Bruder auch gestorben“, „Aus der Klinik kommt man sowieso nicht lebend raus“, beeinflussen den Menschen negativ. Es gibt Patienten, die sich die Nebenwirkungen in den Beipackzetteln der verordneten Medikamente sehr genau durchlesen und mit hoher Wahrscheinlichkeit eine dieser Nebenwirkungen an sich feststellen.
Manchmal glauben wir nur, wir hätten eine eigene Meinung
Der Mensch ist leicht beeinflussbar. Dies erfolgt im täglichen Leben durch Werbung. Zwar werden viele behaupten, dass sie die Mode mitmachen, weil sie ihnen gefällt. Doch der wahre Grund ist, dass sie durch Werbung und geschicktes Marketing so beeinflusst werden, dass sie glauben, ihnen gefallen die Kleider oder die Schuhe.
Wie einfach wir Menschen zu beeinflussen sind, macht ein Test deutlich, den ein Psychologe durchführte. Er gab den Probanden ein Stück Papier und malte mit einem Filzstift eine Zielscheibe darauf. Die Teilnehmer bekamen Wurfpfeile und mussten die Zielscheibe treffen. Als nächstes nahm er denselben Filzstift und ein weiteres Stück Papier und malte ein Babygesicht darauf. Kaum eine der Testpersonen brachte es fertig den Wurfpfeil auf das Babygesicht zu werfen, obwohl alle wussten, dass es sich in beiden Fällen um Papier und Farbe handelte.
Man muss nicht daran glauben
Ein anderer Fall zeigt, dass man gar nicht an diesen „Hokuspokus“ glauben muss. Der bodenständige Techniker Helmut hatte eine Warze, die er nicht los wurde. Nach der ärztlichen Entfernung war sie nach einigen Wochen wieder da. Seine Großmutter riet ihm, die Warze zu besprechen, damit sie für immer entfernt werde. Der Enkel belächelte sie und schüttelte den Kopf vor so viel Unverstand. Doch die Oma ließ nicht locker und er meinte, er würde ihr beweisen, dass dies reinster Humbug sei.
Die Großmutter ging mit ihm bei Vollmond auf den Friedhof, zündete eine Kerze an, nahm ein Papiertaschentuch und sagte mit dem Blick zum Vollmond: „Was ich sehe, dass bestehe, was ich berühre, das vergehe“ und strich mit dem Taschentuch über die Warze. Das wiederholte sie drei Mal. Dann sprach sie: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, um anschließend das Taschentuch an der Kerze anzuzünden. Das Taschentuch verbrannte und Enkel Helmut musste sich zurückhalten, nicht lauthals heraus zulachen. Vier Tage später war die Warze verschwunden. Dauerhaft. Zufall?
Inzwischen hat auch die Wissenschaft erkannt, dass eine sehr große Beeinflussung des Körpers durch den Glauben möglich ist. Perfekt beherrschen dies Gurus in Indien, die sich z.B. Schwerter durch die Zunge stechen, ohne Schmerz zu empfinden. Doch nicht nur in Indien findet man dieses Phänomen.
Der Hypnotiseur Jan Becker kann durch Eigensuggestion eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt ohne Narkose oder örtliche Betäubung durchführen lassen. Auch ist es wohl nicht die heilige Madonna, zu der der Pilger sich hinschleppt, um geheilt zu werden, sondern der Glaube, der diese Wunderheilungen realisiert.
Es gibt unterschiedliche Placebo-Typen
Man weiß auch, dass es unterschiedliche Placebo-Typen gibt. Die Heilung muss inszeniert werden.
Der Typ, der an die moderne Medizin glaubt, muss in sterilen Räumen von Personen in weißen Kitteln und möglichst vom Chefarzt persönlich behandelt werden. Mit sicherem Auftreten und vielen lateinischen Fachbegriffen sollte er die Wirkungsweise der Medizin erklären. Dann hat der Patient Vertrauen, die Basis für den Glauben an die Behandlung.
Bei esoterischer Veranlagung hilft eher ein ganzheitlicher Spezialist, der fernöstliche Erfahrungen nachweisen kann und das Zertifikat des indischen Gurus an der Wand hängen hat. Die Medikamente werden aus natürlichen und ganz speziellen Präparaten gewonnen, um sie anschließend im Bioresonator auf die gleiche Schwingungsebene zu bringen. Das Ganze mit strukturiertem Wasser eingenommen sollte die maximale Wirkung zeigen.
Streng genommen wäre es die Aufgabe eines Arztes oder der Person, die ein Patient als erstes aufsucht, diesen zu befragen und sich ein Bild zu machen, um welchen Typ es sich handelt. Dieser sollte seinem Vertrauenstyp entsprechen.
Das können der weiße Kittel, fernöstliche Weisheiten, naturnahe Heilmethoden, bei denen der Arzt aus dem eigenen Kräutergarten die Heilpflanzen erntet, erklärt und die Medizin persönlich zubereitet, sein. Bei stark kirchlich geprägten Menschen oder jemandem, der andere Ausrichtungen der Heilung, wie z.B. Akupunktur, bevorzugt, müsste auch dies berücksichtigt werden.
Auch Formen und Farben beeinflussen die Wirkung der Placebos
Für die Wirkung von Placebos ist die Farbe von großer Bedeutung. Bei Schmerzen sind mittelgroße weiße Tabletten am wirkungsvollsten. Für Allergien und Herz/Kreislaufbeschwerden haben sich kleine weiße Pillen bewährt. Glänzend rosa sollten Tabletten sein, die gegen Depressionen eingesetzt werden. Bei Virusinfektionen helfen Kapseln oder eine Spritze.
Gegen Husten und Übelkeit sollte es ein Saft sein und für Schlafstörungen ist grün die richtige Farbe. Wichtig ist, diese „Medikamente“ nach genauen Regeln einzunehmen. Das kann z.B. sechs Mal täglich, aber immer im Abstand von 35 Minuten vor, bzw. 42 Minuten nach der Mahlzeit sein. Zusätzlich ist ein Zerstoßen der Medikamente im Mörser denkbar und das so gewonnene Pulver ist in warmem Wasser aufzulösen, Teelöffelweise zu schlürfen und durch Spülen im Mund mit körpereigenen Enzymen anzureichern.
Wenn der Therapeut glaubwürdig und überzeugend dem Patienten suggeriert, er bekäme ein richtiges Medikament, dann erhöht sich der Erfolg, je nach Beschwerde, auf bis zu 90% – garantiert nebenwirkungsfrei. Die Aktivierung der Selbstheilungskräfte wäre ein hohes Ziel, um die Gesundheit der Menschen zu fördern und eine riesige Menge Geld einzusparen. Bei zwei Nachteilen: Es kostet die Ärzte Zeit und bringt der Industrie kein Geld.
Schwester Hildegard war in einem Krankenhaus tätig, erfand ein Serum und nannte es „Taburtropfen“. Es bestand aus Zuckerlösung und einem leicht bitteren Geschmack. Die Patienten wurden reihenweise geheilt. Allerdings verboten ihr ihre Vorgesetzten eine weitere Anwendung. Sie sagten ihr, man müsse ehrlich zu Patienten sein. Sie hatten Verträge mit der Pharmaindustrie.
Auch im Alltag wirken kleine Placebos
Diesen unterbewussten Einfluss auf unseren Körper können wir mit vielen kleinen Dingen im Alltag nutzen. Der Körper reagiert positiv auf das Lächeln einer anderen Person, kann aber nicht unterscheiden, wer ihn anlächelt. So funktioniert auch ein Lächeln vor dem Spiegel als wunderbarer Start in den Tag.
Schenkt man einem anderen Menschen Freude, so fördert dies die Glückshormone und steigert die Abwehrkräfte. Wichtig ist dabei, dass man die Freude persönlich erfährt, man die Beschenkten hautnah erleben kann. Es muss sich nicht um ein materielles Geschenk handeln. Hat jemand Zeit für eine ältere einsame Dame und schenkt ihr einen Tag mit ihr, um mit ihr zu sprechen, sie ein wenig herumzufahren, ihr die Möglichkeit zu geben sich mitzuteilen, so ist dies sehr viel mehr wert, als ein liebloses Geschenk aus dem Supermarkt.
Optimisten leben länger
Nicht umsonst gibt es das Sprichwort „Optimisten leben länger“. Wer in den Erlebnissen des Alltags eher viel Positives sieht, wird seltener krank und schneller wieder gesund. Gesünder sind auch die, die sich mitteilen, sich ihre Sorgen von der Seele reden. Das muss nicht die Beichte sein. Alltagssorgen einer vertrauten Person anzuvertrauen entlastet ungemein.
Umgekehrt funktioniert es aber auch: Hat ein Asthmatiker sein Spray vergessen, so ist die Wahrscheinlichkeit größer einen Asthmaanfall zu bekommen, als wenn er es dabei hätte. Es gibt allerdings auch Asthmatiker, die immer einen „Inhalator“ dabei haben, in dem sich ein leeres Medikament befindet. Inhalieren sie wie gewohnt, so hören sie das Geräusch der rotierenden Kapsel und der Asthmaanfall ist gelindert oder gar vorbei.
Mobbing in jeder Form macht früher oder später krank. Aber auch die Personen, die mobben erkranken schneller an schweren Krankheiten, als Menschen, die in Harmonie mit ihren Mitmenschen leben. Ein ehrliches Lob vom Chef ist ein wahrer Segen. Nicht nur für den Mitarbeiter. Auch der Vorgesetzte wird durch die Reaktion des Mitarbeiters positiv beeinflusst.
Die Psyche spielt immer mit
Wie stark die Psyche sich auf uns auswirkt, wurde bei einem Experiment klar. Menschen wurden Frikadellen angeboten und sollten den Geschmack beurteilen. Diese wohlschmeckenden Buletten erhielten durchweg gute Noten. Als den Testpersonen mitgeteilt wurde, dass die Burger aus Insekten und Würmern hergestellt wurden, übergaben sich ein großer Teil der Tester. Das Gleiche passierte bei Schnitzeln, die unter Rotlicht gekostet wurden. Als das normale Licht eingeschaltet wurde, erkannten die Gäste, dass es sich um blau eingefärbte Schnitzel handelte. Erst jetzt wurde den Teilnehmern übel.
Eine zuvorkommende Geste im Straßenverkehr hat einen weitaus besseren Einfluss auf den Körper, als das Kurzzeiterfolgserlebnis, einem anderen Verkehrsteilnehmer absichtlich die Vorfahrt genommen zu haben und sich darauf etwas einzubilden.
Die grundsätzliche Einstellung hat einen hohen Stellenwert
Ein Placebo wird im Allgemeinen als ein Scheinmedikament verstanden. An vielen Beispielen erkennt man jedoch, dass es nicht immer eine Pille sein muss. Zu groß sind die Bereiche, in denen Menschen beeinflussbar sind. Eine Tablette ist nur ein Beispiel für die Aktivierung der Selbstheilung. Die grundsätzliche Lebenseinstellung wirkt an sich sehr stark auf unsere Gesundheit.
So hat der Glaube, egal, um welche Religion es sich handelt, einen großen Einfluss. Viele Menschen haben im Krieg als Verschüttete nur durch ihren Glauben bis zur Rettung überlebt. Äußerungen, wie „Du schaffst das sowieso nicht“, „Die Prüfung, da fällst Du doch durch, Du Dummling“, „Das wäre nicht der erste Wettkampf, den Du vergeigst“, sind nicht nur niveaulos, sondern bremsen den Erfolg der Menschen, an die man sie richtet. Worte wie „Ich bin überzeugt, dass Du das schaffst“, „Du hast Dich so gut vorbereitet, das geht auf jeden Fall gut“, sind hier die bessere Wahl und zeigen menschliches Format und Fingerspitzengefühl.
Wer solche Unterstützung erfährt, ist gut drauf und hat zusätzlich einen Menschen, der hinter ihm oder ihr steht.
Meine Empfehlung zum Placebo-Effekt
Grundsätzlich sollte sich jeder überlegen, ob nicht die Anwendung von alternativen Heilmethoden für ihn im Speziellen die bessere Wahl sein kann. Natürlich nicht bei erheblichen Verletzungen oder Krankheiten. Zumindest kann man sich eventuellen Nebenwirkungen der Pharmamittel entziehen.
Eines allerdings ist wohl der beste Lebensverlängerer. Neben richtigem Essen, genügend Wasser trinken und ausreichender Bewegung gehört eine Eigenschaft, die einer Umfrage zufolge alle weltweit gesunden über hundertjährigen Menschen gemeinsam hatten: In der Gemeinschaft viel Lachen.