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Das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit und eine kürzere Reaktionszeit durch das Auflösen der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben, sind zwei von zwölf verschiedenen Belastungsfaktoren, die Forscher identifizierten. Ein weiterer Belastungsfaktor, die Überflutung, beschreibt das Gefühl, aufgrund der höheren Menge an bereitgestellten Informationen mehr und schneller arbeiten zu müssen. Machen wir digitaler Stress am Thema E-Mails und Smartphone fest. Wie oft gehen Sie an Ihren Briefkasten? Einmal am Tag. Das machen Sie aber 55 bis 100 Mal bei den E-Mails. Das erzeugt Stress.
Gehen Sie morgens auch um sieben Uhr zum Briefkasten und dann bis abends zum Dienstschluss noch 100-mal? Wer SMS/Mails sät, wird diese auch ernten. Denken Sie nicht mit den Fingern, auch wenn die Technik digital heißt.
Ich lese meine ersten Mails nach zehn Uhr
Wir meinen, dass wir Mails innerhalb von Minuten beantworten müssen. Denn wenn wir sie nicht beantworten, kommt meist nach 20 Sekunden schon die erste SMS, dann eine WhatsApp und so weiter. Ich glaube aber, man kann es wirklich strukturieren. Ich baue mir inzwischen Telefontage ein, an denen ich telefoniere und an den restlichen Tagen nicht. Natürlich bin ich im Ernstfall zu erreichen.
Für Gespräche oder Interviews nehme ich mir die Zeit und an diesen Telefontagen passiert dann in diesem Zeitraum auch nichts anderes. Sonst kommt wieder alle fünf Minuten etwas dazwischen. Ich habe auch aufgehört, mein Handy abends, wenn ich gehe, mitzunehmen. Das Handy bleibt liegen. Die Leute sind immer total verwundert und sagen: «Du hast doch ein Geschäft. Du musst doch erreichbar sein», aber ich antworte dann: «Kannst Du mir sagen, was abends um 20 Uhr die Welt so verändert, dass ich dafür erreichbar sein müsste?» Freunde und Kollegen, die mich erreichen wollen, wissen ja, wie ich erreichbar bin.
Mit Facebook und Co. wird digitaler Stress optimiert
Meinungsbildung über die sozialen Medien hat ja nicht den Sinn, dass wir uns objektiv informieren, sondern dass man Bestätigung in der eigenen Blase findet. Bestätigung der eigenen Meinung der Freunde, die Bestätigung des Eigenen. Das ist im Endeffekt eine Art Belohnungsbonus, ähnlich wie wenn Sie arbeiten.
Ich war so der Typ, der sich Ausreden erfunden hat für Arbeiten, die ich nicht machen wollte, warum die andere Arbeit wichtiger war. Heute ist das einfacher, Sie legen das Handy vor sich hin und wenn es piept, schauen Sie drauf, denn es könnte ja sein, dass das wichtiger ist als das, was Sie gerade bearbeiten. Das ist eine eigene Stressanhäufung, keiner zwingt Sie dazu. So entsteht digitaler Stress.
Was hilft wirklich gegen digitaler Stress?
Wie gesagt, ich lese vor zehn Uhr keine Mails. Wenn ich aus der Betreffzeile einer E-Mail nicht entscheiden kann, wohin sie gehen soll, lösche ich sie. Das gilt auch für meine eigenen Mails. Im Zweifelsfall lasse ich es eine Nacht lang liegen und wenn ich dann eine saubere Betreffzeile finde, die auch das bezeichnet, was ich will, dann schicke ich es raus.
Um 19 Uhr ist für mich Schluss, auch mit den Mails, außer ich habe mich vielleicht zu einem Telefonat verabredet. Ausnahmen gibt es. Aber diese täglichen Routinen, das Handy auch wegzulegen, sich nicht unter diesen Druck zu setzen, das ist für mich extrem wichtig. Genauso wie ich jeden Tag meinen Tag plane, ich habe meine Wochenplanung, meine Tagesplanung, sodass ich auch genau sagen kann, wann ich was bearbeite.
Sie möchten sich in Ihrem Unternehmen mit dem Thema digitaler Stress befassen? Vereinbaren Sie mit mir ein persönliches Gespräch, damit wir für Sie und Ihre Mitarbeiter Ihre integrale Unternehmens- und Personalentwicklung in Angriff nehmen können.