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Alkoholsucht, Zigarettensucht, Drogensuch, etc. ist uns alles bekannt, aber was ist mit Zuckersucht? Zur Zuckersucht bekennt sich kaum jemand, denn Zucker naschen gehört schließlich dazu und der Teufelskreislauf der süßen Leidenschaft wird oft verharmlost oder gar nicht erst bewusst wahrgenommen. Zucker gehört zu den Säurebildner und die Folgen von einem Zuviel an Zucker ist uns allen bekannt.
Der Film «Voll verzuckert» veranschaulicht sehr gut, wie sich Zucker auf unseren Körper auswirken kann. In einem Selbstversuch nimmt der Darsteller 60 Tage lang Produkte mit insgesamt 40 Teelöffel Zucker zu sich. Übertrieben? Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Zuckermenge, die ein Australier durchschnittlich aus Supermarktprodukten zu sich nimmt – 40 Teelöffel. Und damit ist nicht die Zuckermenge aus Eiscreme oder anderen offensichtlich zuckerhaltigen Produkten gemeint, sondern der zugesetzte Zucker in vermeintlich gesunden Produkten wie Müsli und Joghurt. Bei einem heutzutage «gesunden» Frühstück aus u.a. Cornflakes und Saft können schon beim Frühstück schnell 20 Teelöffel zusammenkommen.
Zuckersucht – Ein energetisches Auf und Ab
Der Darsteller zeigte schon nach 12 Tagen 3,5 Kilogramm mehr auf der Waage und das nur durch «gesunde» Produkte mit versteckten Zuckern. In diesem Film wird jedoch auch der Zusammenhang von Zucker auf unsere Stimmungslage ausgesprochen und darauf hingewiesen, dass hier durchaus ein Zusammenhang bestehen kann, was auch unterschiedliche Studien bestätigen.
Aber Schokolade macht doch glücklich?
Dass unser psychisches Befinden die Verdauung beeinflusst, ist vielen bereits bekannt. Viele Menschen reagieren besonders bei Stress zum Beispiel mit einem starken oder eben auch verminderten Hungergefühl und Verdauungsproblemen. Die Verbindungen zwischen Darm und Gehirn verlaufen jedoch in beide Richtungen. Ein Ungleichgewicht der Darmflora (z.B. durch zu viel Zucker und Industrieprodukte) kann somit die Entstehung von Angsterkrankungen oder depressiven Verstimmungen bewirken, so Professor P. Holzer von der Medizinischen Universität Graz. Finnische Wissenschaftler zeigten in einer Studie mit mehr als 2000 Männern, dass eine gesunde nährstoffreiche Ernährung das Risiko für eine mentale Störung signifikant senkt. (Diet is associated with the risk of depression; University of Eastern Finland (UEF Viestintä); 16.09.2013).
Zucker hilft uns demnach also nur kurzfristig zur Stimmungsaufhellung aber langfristig kann sich unter Umständen daraus eher das Gegenteil, nämlich schlechte Stimmung entwickeln.
Wie kann es sein, dass wir so viel Zucker zu uns nehmen?
In dem Film «Voll verzuckert» wird darauf hingewiesen, dass früher lediglich 10% der Produkte im Supermarkt zugesetzten Zucker enthielt und es sich heutzutage um ganze 90% handelt. Würde man die zuckerhaltigen Produkte entfernen, wären die Regale im Supermarkt wahrscheinlich quasi leer. Früher war die natürliche Ernährung vorrangig und industrielle Produkte die Ausnahme, heute ist es umgekehrt.
Der Film verdeutlicht auch, dass es nicht um den Fruchtzucker in Obst geht, sondern den raffinierten Zucker und die zugesetzte isolierte Fructose in den Produkten. In Obst wird uns Zucker zusammen mit Ballaststoffen und Mineralien geliefert, ein ordentliches (Kraft)Paket. Die Ballaststoffe sind sättigend und unser Körper wird mit Nährstoffen versorgt. Unser natürliches Sättigungsgefühl setzt ein. Bei isolierter Fructose, enthalten in künstlichen Snacks, werden wir dazu verleitet, schnell neue Snacks zu uns zu nehmen und das Verlangen nach mehr hält uns immer auf Trab, wie einen Junkie auf Drogen. Die schnelle Energie tut uns kurz gut und setzt Endorphine frei. Es werden die gleichen Belohnungszentren wie zum Beispiel bei Nikotin bedient. Leider aber nur ein kurzer «Rausch». Es kann sogar zu einer Art Zwang führen und der Drang zur Zuckersucht werden.
Völlig legal auf Droge
Natürlich geht es letztendlich um ein Übermaß an Zucker und kein Nahrungsmittel ist im Übermaß gesund. Aber durch das Angebot heutzutage merken wir gar nicht mehr, dass wir durch Müsliriegel und Snacks das Übermaß sehr schnell erreicht haben, ohne dass es uns bewusst ist. Niemand isst freiwillig 20 Zuckerwürfel und trotzdem nehmen viele von uns diese letztendlich unbewusst zu sich und fragen sich, warum sie ständig müde und abgeschlagen sind – trotz «gesunder» Ernährung.
Heutzutage gehören zuckerhaltige Getränke bei jeder Party dazu. Zucker ist legitim und nur die wenigsten wollen und können noch darauf verzichten. Dabei lohnt sich der Ausstieg aus der Zuckersucht gleich mehrfach.
Der Ausstieg
Viele Menschen sehen jedoch keinen Grund, ihren Zuckerkonsum zu überdenken. Meistens sind wir nämlich weder richtig krank noch richtig gesund. Nährstoffmangel wird lange nicht erkannt und die Folgen aus ungesunder Ernährung wie Haarausfall, chronische Krankheiten, Migräne oder Hautprobleme gerne mit erster Hilfe Maßnahmen wie Kopfschmerztabletten überdeckt. Übermäßiger Zuckerkonsum bzw. eine überwiegend säurebildende Ernährung wird in unserer Gesellschaft gerne verharmlost.
Wenn du dich häufig müde und abgeschlagen fühlst, ständig Verlangen nach Süßigkeiten bzw. Brot, Keksen und generell Backwaren hast, bist du vielleicht mittendrin im Hamsterrad. Oft essen wir aus Stress oder Kummer, doch wenn der Kummer und Stress weg sind, kann es sein, dass sich dein Körper an den Zuckerkonsum und industrielle Nahrungsmittel gewöhnt hat und du nun ein neues Problem hast – die Sucht nach mehr Zucker, Weizen, Chips, Käse und Co.! Wenn wir unsrem Körper jedoch das geben, was er eigentlich benötigt, nämlich Mineralstoffe und Vitamine, können wir rauskommen aus diesem Teufelskreis. Eine basenreiche Ernährung ist hier eine optimale Möglichkeit der Zuckersucht langfristig zu entkommen.
Der saure Alltag
Vergleichen wir die basenreiche Lebensmitteleinteilung mit den heute üblichen Ernährungsgewohnheiten, fällt auf, dass nur die wenigsten Menschen heutzutage basenreich essen. Für uns ist es mittlerweile normal Fertigmüsli, Mikrowellengerichte und Coffee to go in unserem Alltag zu finden. Auch steht Getreide oft ganz oben auf unserem Speiseplan. Aber selbst hierbei handelt es sich überwiegend längst nicht mehr um Ur-Getreide in seiner unveränderten Form, sondern um gezüchtete Sorten.
Besonders die Nahrungsmittel, die erst seit einigen Jahrzehnten auf unserem Speiseplan stehen (Fertiggerichte, Softdrinks, etc.), enthalten verhältnismäßig wenige Nährstoffe und viele Zusätze wie eben u.a. viel Zucker. Zwar sind natürliche Lebensmittel häufig Bestandteile unseres Essens, jedoch dienen sie meistens nur als Beilage. Lediglich ein Drittel unserer Lebensmittel bestehen heutzutage aus reinen naturbelassenen Zutaten und zwei Drittel sind industriell verarbeitetet. Bei den natürlichen Lebensmitteln kommt hinzu, dass durch Kochen oder starkes Erhitzen ein großer Teil der Nährstoffe verloren geht. Was bleibt sind oft leere Kalorien ohne Nährstoffe, die unser Körper dringend für seine Erhaltung benötigen würde.
Je mehr unser Körper mit Nährstoffen versorgt ist, desto weniger wird er uns in die Sucht nach «mehr» hineinziehen. Obst und Gemüse versorgen unseren Körper mit Basen, so dass der Körper sein Verlangen nach Mineralien stillen kann, ohne weiterhin Nachschlag zu verlangen. Hier mal ein kleiner Überblick, welche Gelüste auf welche Mangel an Nährstoff weisen könnten:
- Schokolade –> Magnesium
- Süßigkeiten allgemein –> Chrom
- Fettreiche Nahrungsmittel –> Kalzium
- Salziges –> Silicium
Magnesium ist zum Beispiel in Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen enthalten. Chrom ist Bestandteil von Brokkoli und Trauben. Brokkoli und grünes Blattgemüse sind Kalziumlieferanten. Bei Siliziummangel kannst du speziell Hirsegerichte in deinen Speiseplan integrieren.
Die basenreiche Ernährung und auch Lebensweise liefert alles, was unser Körper benötigt, um in Balance zu bleiben.
Basenreiche süße Alternativen statt Verzicht
Anstatt nach industriellen Riegeln kannst du nach basischen Süßigkeiten oder natürlich Bananen, Beeren oder Melone greifen. Dein Körper wird am Anfang vielleicht mehr Verlangen nach Obst haben, weil du wahrscheinlich ein Defizit an Nährstoffen hast, welches nun erst einmal wieder aufgefüllt werden muss. Du wirst sehen, dass du nach einiger Zeit nicht mehr so viel Obst, wie am Anfang essen wirst. Dein natürliches Sättigungsgefühl wird wieder einsetzen, wenn sich dein Körper von den künstlichen Produkten entwöhnt hat. Nun kannst du nach und nach deinen Obstkonsum zugunsten von Gemüse reduzieren.
Hast du zum Beispiel bisher zwei Bananen in deinen Smoothie gemixt, ersetze jetzt eine Banane durch eine Handvoll Spinat. Hast du vorher basisches Bananeneis gegessen, versuche nun anstatt dessen einige Gemüsesticks in deinen Alltag zu integrieren. Hier muss letztendlich jeder selbst definieren, wie weit der eigene Zuckerkonsum eingeschränkt werden soll und was der eigene Gesundheitszustand erlaubt.
Was bringt dir die Umstellung?
- In der Zeit der Umstellung wird dir vielleicht klar, dass du bisher versucht hast, Langeweile oder Probleme mit süßem Essen zu kompensieren. Dir wird wieder bewusst, in welchen Situationen du automatisch zu Süßigkeiten greifst.
- In der Zeit der Umstellung gibst du deinem Körper Zeit, sich zu entwöhnen. Du verzichtest zwar auf industriellen Zucker, aber nicht auf Süßes. Du verzichtest somit nicht und bekommst nicht das Gefühl des Verbots von süßen Lebensmitteln.
- In der Zeit der Umstellung wird dir bewusst, dass in sehr vielen Produkten (fast allen) Zucker enthalten ist.
- Du findest deine persönlichen gesunden süßen Alternativen
Wenn du industriellen Zucker konsequent aus deinem Leben streichen möchtest, füge eine neue gesunde Alternative in dein Leben, so dass du dich nicht ständig mit dem Gefühl des Verzichts beschäftigen musst, sondern deine Gedanken auf die neuen leckeren Lebensmittel fokussieren kannst. Führe dir vor Augen, was du gewinnst indem du neue Lebensmittel in dein Leben integrierst. Du unterstützt deine Gesundheit, entkommst dem Teufelskreis nach „mehr“ und entdeckst immer neue Nahrungsmittel, die dir vielleicht sogar besser schmecken, als die herkömmlichen ungesunden Produkte.
Ab und zu basische Süßigkeiten sind eine gesunde Alternative. Probiere deine eigenen süßen Riegel aus Mandeln, Feigen, Datteln, Kokosflocken, Kakao und pflanzlichen Milchsorten. Aber auch hier gilt – in Maßen – nicht in Massen! Es gibt leckere Varianten für süße Desserts aus rohem Kakao, Bananen und Avocados. Informiere dich und probiere Neues aus!
Kakao-Brownies
Zutaten
1 Süßkartoffel, 100 g Kokosöl, 4 EL Honig kaltgeschleudert, 1 Prise Vanille, 1 TL Weinstein-Backpulver, 2 EL Apfelmus, 1 EL Kokosmehl, 1 EL Mandelmehl, 5 EL roher Kakao
Zubereitung
Ofen auf 190 Grad vorheizen. Süßkartoffeln waschen, schälen, raspeln.
Kokosöl schmelzen und zusammen mit der geraspelten Süßkartoffel und den anderen Zutaten vermischen. Als dicke Schicht auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. Eine halbe Stunde backen, abkühlen lassen und in Brownie-Stücke schneiden.
Weitere Rezepte und Tipps aus der Zuckersucht findest du auf BasischFit.