Präsentismus: Arbeiten trotz Krankheit – was steckt dahinter?

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Winterzeit ist Krankheitszeit. Schon wieder läuft die Nase, der Hals schmerzt und man fühlt sich elend und schlapp. Soll man trotzdem zur Arbeit gehen? Oder sich doch lieber krankschreiben lassen? Wie reagiert der Chef? Und wer erledigt den Job? Diese Fragen haben sich schon viele Arbeitnehmer im Laufe ihrer Berufstätigkeit gestellt und sind trotz Krankheit ins Büro gegangen. Dieses Verhalten wird als Präsentismus bezeichnet.

In der Psychologie bezeichnet man das Erscheinen von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz, obwohl sie krank sind und sich gesund pflegen müssten, als Präsentismus. Dass ein kranker Mitarbeiter nicht wirklich produktiv sein kann, vielleicht sogar teure Fehlentscheidungen trifft oder Unfälle verursachen kann – und noch dazu alle im Büro ansteckt – ist bekannt. Aber wie kann man als Arbeitgeber Präsentismus erkennen? Und wie kann man diesem Verhaltensmuster entgegenwirken?

Fünf Motive für Präsentismus

Die vorliegende Studie von Ann Cathrin Bach liefert diesbezüglich wertvolle neue Ansatzpunkte. Mit Hilfe des auf wissenschaftlicher Basis entwickelten kurzen Fragebogens lassen sich fünf Motive für Präsentismus identifizieren:

  • Kollegialität
  • Wahrung des sozialen Ansehens,
  • Pflichtgefühl gegenüber der Arbeit selbst
  • Furcht vor negativen Konsequenzen
  • Ablenkung.

Für die von Bach befragten Beschäftigten unterschiedlichster Branchen zeigte sich: Je stärker insbesondere eines der ersten drei Motive ausgeprägt ist, desto häufiger ist dieses Verhalten zu beobachten. Weiterhin fiel in als gerecht erlebten Organisationen die Häufigkeit von Präsentismus geringer aus. Je fairer und transparenter Vergütungsstrukturen, Entscheidungsprozesse und Informationsfluss eingeschätzt wurden, desto weniger äußerten die Beschäftigten Präsentismus-Motive wie Sorge um den guten Ruf bei Vorgesetzten und Kollegen oder Furcht vor negativen Konsequenzen wie schlechte Leistungsbeurteilung oder gar Kündigung.

Präsentismus - krank zur Arbeit
Auch wenn der Arzt der Meinung ist, dass Arbeiten die Gesundheit beeinträchtigt. Jeder Arbeitnehmer kann selbst entscheiden, ob er arbeiten geht. ©dpa

Für Prof. Dr. Katja Mierke, Psychologie-Professorin an der Hochschule Fresenius in Köln und Betreuerin der Masterarbeit, ist der neu konzipierte Fragebogen ein gewinnbringendes Instrument. «Mithilfe der neuen Skala können sowohl Arbeitnehmervertreter als auch Arbeitgeber Motive für Präsentismus ermitteln und daraus passende Handlungsmöglichkeiten ableiten. Je nach Ergebnis können sie eher an den Werten und Normen der Belegschaft ansetzen, für mehr Personal bzw. klare Vertretungsregelungen sorgen oder einen gerechten und gesunden Führungsstil stärken», so Mierke.

Zuhause bleiben zahlt sich aus

Für das Unternehmen bedeutet dies: Mitarbeiter, die bei Krankheit eher zu Hause bleiben, sind langfristig gesünder, zufriedener und arbeiten produktiver.

Mehr zum Thema lesen Sie auch in meinem Artikel «Autofahren bei Erkältung oder Grippe».

Ihr Ralf Wuzel
www.DieGesundheitsStrategen.de

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