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Töne in unserem Körper fühlen…?!
Es ist bekannt, dass unser menschlicher Korpus zu seinem größten Anteil aus Wasser (H2O) besteht. Mit der Unterstützung von Resonanzinstrumenten in klang- und entspannungspädagogischen Kursaktivitäten erfahren wir unsere Leitfähigkeit als Resonanzkörper im Verlauf einer Klangmassage.
In zwei variierenden Aktivitäten mit Erwachsenen und Kindern versuche ich Ihnen die inhaltlichen Rahmenbedingungen näher zu bringen.
Als Klangtools verwende ich individuell Klangschalen sowie Stimmgabeln zur Tonpunktur in unterschiedlichen Größen (= Frequenz Hz). Transparente Vor- und Reflexionsgespräche mit den Teilnehmern oder den pädagogischen Fachkräften verdeutlichen persönliche Förder-, Bildungs- und Lernziele sowie Erfolgserlebnisse.
Die richtige Vorbereitung auf eine Klangmassage
Im Therapieraum ist es warm und ruhig. Der Kursleiter trägt Kleidung, die möglichst wenig raschelt und keinen Schmuck, der klimpern könnte. Der Klient, die Klientin liegt bequem in Bauchlage auf der Massageliege (gerne auch Decke auf dem Boden), Gürtel, Brille und Ringe sollten abgelegt werden, eventuell wird eine Knierolle unter den Fußgelenken angeboten. Das entspannt den unteren Rücken. Alle Schalen, die eventuell erwärmt wurden sowie Schlegel und weitere Hilfsmittel sind bereit gestellt.
Es folgt in individuelles Einstimmen mit dem Klienten durch ein erwünschtes Gedicht, Gebet oder leiser Musik. Hierfür streicht der Klangtherapeut mit der Klangquelle zwei bis vier Mal durch das Energiefeld des Liegenden, etwa 10 cm über dem Kopf, zu den Füßen und wieder zurück zum Kopf. Es können auch Klangschalen neben den Körper des Klienten gestellt werden. Dies folgt der Erkenntnis, dass wir um unseren Körper ein elektrisches Energiefeld haben, welches auch als Aura bekannt ist. Jenes Energiefeld kann ebenfalls bespielt und somit verändert werden.
Eine Klangmassage wird durchgeführt, in dem verschiedene Klangschalen (meist zwei oder drei) auf den Körper der/des Klienten/in aufgestellt und dort mit einem Schlegel zum Schwingen gebracht werden. Auch andere Instrumente können zum Einsatz kommen, es ist jedoch sinnvoll in den Mittelpunkt der Klangmassage die Klangschalenmassage zu stellen.
Von tiefer Entspannung bis zu veränderter Zeitwahrnehmung: Die Wirkungen der Klangmassage fallen unterschiedlich aus
Die Schalen werden ruhig und gleichmäßig am oberen Rand bespielt. Nun wird eine mittlere Beckenschale beginnend mit der rechten Seite, auf die Fußsohle gelegt. Dafür kann man gut einen Gummisaugnapf oder ein kleines Kissen verwenden. Große Schalen werden auf beide Füße gleichzeitig aufgelegt und auch mehrmals angeschlagen. Mittlere Therapie-Herzschalen eignen sich eher für Beine (Knie) und den Bauch, die kleineren für Brustbereich, Schultern und Arme.
Die große Beckenschale wird schwingend auf den Solarplexus aufgelegt. An jedem Ort werden die Schalen mindestens 3 – 4 nacheinander angeschlegelt, um eine nötige Ruhe herzustellen. Es wird meist mit einer Schale begonnen, weitere Schalen werden im Verlauf mit dazu geholt.
Der Kursanleiter nimmt die Klangschalen nach dem Ausschwingen von den Körperregionen. Für die/den Klienten/in ist der Ton ein Signal, zur Bitte sich in Rückenlage zu begeben. Auch hier wird die Unterlagerung mit einem Kissen angeboten.
Mit einer mittleren, tiefen Klangschale beklingt der Kursleiter die Beine und stellt die Klangschale dann auf den unteren Bauch. Eine kleine Schale wird auf das Brustbein gesetzt. Sind die Schalen angeschlegelt, kann der Therapeut beginnen die kleinere zu bewegen: zuerst im Bereich der Schulter, dann die Arme bis in die Handflächen hinab. Auf diese Weise werden beide Arme beklungen. Zwischendurch wird immer wieder die Bauchschale aktiviert. Ganz kleine Schalen können um den Kopf herum benutzt werden. Der Kopf ist ein sehr sensibler Bereich und wird selten direkt bespielt.
Zum Abschluss der Klangmassage sollte dem Beklungenen Raum und Zeit gegeben sein. Um dies zu gewährleisten sollte sich der Klangpädagoge rücksichtsvoll und sehr ruhig verhalten. Der Empfänger darf nun noch einmal Nachlauschen. Der Entspannungszustand, der durch die Klangmassage hergestellt werden soll, zeichnet sich schließlich durch eine veränderte Zeitwahrnehmung aus: alles passiert in ruhigerem und langsameren Fluss. Manche Menschen sind tief im Inneren mit Bildern verbunden, andere sind direkt hellwach. Jeder darf sich die Zeit nehmen, die er braucht, sofern sich dies im Rahmen der Klangmassagestunde einrichten lässt.
Anmerkung: Die akustische Wahrnehmung ist sehr subjektiv. Was der eine mag, ist vielleicht für den anderen überhaupt nicht schön. Hektisches oder unregelmäßiges Anschlegeln ist kontraproduktiv und stört die Entspannung. Die Klangschalten sollten wenn möglich immer schwingen, wenn sie auf dem Körper stehen, denn dann spürt man ihr manchmal doch recht großes Gewicht weniger stark. Klangschalen können sowohl auf Muskeln, als auch auf Gelenken angewendet werden. Entscheidend ist, dass die/der Klientin die Schale als angenehm, nicht zu schwer oder zu laut und auch im Klang nicht als unangenehm empfindet.
„Klangfluss“ als Zusatzelement in der holistischen Klangschalenmassage
Die/Der Teilnehmer/in liegt bequem in Bauchlage auf der Massageliege (Decke Boden). Die Klangschalen sind von Groß zu Klein linear auf dem zu Beklingenden aufgesetzt. Eine große Beckenschale steht vor den Fußsohlen, eine mittlere Universalschale liegt auf dem Solarplexus, eine mittlere Herzschale sitzt zwischen der rechten und linken Schulter. Und mit etwa 15 cm Abstand zur oberen Schädeldecke wird eine kleine helle Schale arrangiert. Nun werden diese der Reihe nach, bei den Füßen beginnend angeschlegelt. Lange Schwingen lassen für die selektive Wahrnehmung. Durch den Kursleiter wird diese Einheit vier bis fünf Mal wiederholt.
Nach dem die/der Teilnehmer/in wieder im Alltag angekommen ist, bespricht der Kursanleiter in einem kurzen Reflexionsgespräch ihre/seine Wahrnehmung, Eindrücke, Erfahrungen und das aktuelle kognitive sowie physische Befinden.
Spezielle Anwendung bei Kindern
Im Gegensatz zu dem vorherigen Praxisbeispiel, wird die Klangaktivität mit Kindern in Paar-Beziehungsteams durchgeführt. Positiv zu erwähnen sind hier die Eltern – Kindbeziehungsbildenden Aktionen.
Die Kinder verteilen sich mit ihren Decken auf dem Boden des Angebotsraumes. Sie legen selbstständig die Rollen (Sender / Empfänger des Tons) fest.
Während es sich eines der beiden zuerst, gestreckt in Bauchlage, kuschelig gemütlich macht, kniet sich der Partner vor dessen Füße. Der Angebotsverlauf mit dem Auflegen der Schalen auf die Körperregionen wird in der Praxis situationsorientiert angepasst. Er unterscheidet sich in der methodischen Handhabung nur wenig von dem Erwachsenenangebot. Empathisch, achtsam und wertschätzend erkundigen sie sich nach dem Wohlbefinden des Teampartners. Gerne probieren die Kinder verschiedene Klangschalen aus oder setzten für punktuelle Triggersignale Stimmgabeln als Schwingungsquellen auf Muskel- und Gelenkpunkte auf. Frequenzabhängig vibrieren diese variabel in der Dauer sowie Intensität.
Nach dieser durchgeführten Klangaktivität, finden sich die Gruppenteilnehmer/ innen neben mir in einem Sitzkreis ein. Ich gehe langsam um den Kinderkreis herum und halte dabei eine Klangröhre die von mir angeschlagen wurde, in der Hand. Zusammen lauschen wir dem klar klingenden Ton G.
Die Kinder verbalisieren aktiv im Rahmen der Gruppenreflexion alles was sie erlebt und wahrgenommen haben: „Es hat von den Füßen bis zum Po gekribbelt! Gäähhn, ich könnte jetzt einschlafen! Wenn eine große Schale auf dem Bauch steht, sind das so Wellen bis in die Arme und Beine! Unter der Klangschale ist es ganz warm! Wenn ich die nicht mehr hören kann, bewegt die sich aber noch! Die erste Schale war zu schwer, da hat mein/e Partner/in eine andere geholt und dann war es schön!“ Solche und viele, viele andere positive Feedbacks haben die Kinder voller Freude und Aufregung nach unzähligen Klangschalen-Partneraktivitäten gegeben.
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„Der Ton macht die Musik“ Teil IV – Oktave & Töne hören, aber auch schmecken…?!