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Grauer Star, Grüner Star und Makuladegeneration, häufig vorkommende Augenleiden, die das Sehen beeinträchtigen. Keine dieser Krankheiten oder Alterserscheinungen kann rückgängig gemacht werden. Bestenfalls ist der aktuelle Zustand zu halten. Was haben diese Beschwerden mit dem Licht zu tun? Wir klären auf!
Auch der Graue Star gehört zu den nicht heilbaren Augenleiden. Allerdings kann das Auge mit einer künstlichen Linse repariert werden. Das ist mit dem Grünen Star und der Makuladegeneration nicht möglich.
Der Grüne Star (Glaukom)
Ursache für den Grünen Star ist neben Rauchen, Übergewicht, Cortison, Antidepresiva, etc., ein erhöhter Augeninnendruck. Dabei fließt das Kammerwasser nicht mehr ab. Der Grüne Star ist nicht heilbar. 2016 erschien eine Studie, nach der durch bestimmte Ernährung ein Schutz vor dem Grünen Star gegeben sein soll. Radieschen, Rettich, Spinat, Mangold, Grünkohl, Brokkoli, Weißkohl, Blattsalate, Kresse, Bleichsellerie, etc. sollen der Studie zufolge den Grünen Star verhindern oder zumindest hinausschieben. Er wird in der Schulmedizin hauptsächlich mit Medikamenten oder einer Laseroperation behandelt, um das Kammerwasser wieder abfließen zu lassen.
Beim Grünen Star wird durch den Überdruck das gesamte Auge geschädigt, was zum Sehverlust bis zur Blindheit führen kann. Es ist wichtig, den Augeninnendruck regelmäßig prüfen zu lassen.
Makuladegeneration
Bei der Makuladegeneration wird das zentrale Blickfeld des Sehens immer unschärfer. Während das Umfeld noch scharf ist, kann man genau das, was man sehen möchte nicht klar wahrnehmen und es ist verdunkelt. Bisher konnte man davon ausgehen, dass die Makuladegeneration altersbedingt ist. Leider zeigt sie sich immer häufiger auch bei jüngeren Personen. Warum?
Technische Beleuchtungen erobern unseren Alltag
Früher war der Tagesablauf durch die Sonne bestimmt. In den Morgenstunden war der Blauanteil des Sonnenlichtes höher und blockierte die Melatoninproduktion. Das warme, rötliche Abendlicht förderte die Produktion des Schlafhormons und machte müde. Tests mit Schülern zeigten, dass sie sich bei weißem, mit starken Blauanteilen versehenem Licht in den Morgenstunden besser konzentrieren konnten und leistungsfähiger waren, als die Kontrollgruppe in rötlichem, also Glühlampenlicht. Das erkannte die Lampenindustrie und bietet Leuchten an, die des Morgens weiß-blau, des Abends rötlich-weiß scheinen.
Gefahr durch das Licht der Leuchtdioden (LED)
Leider entspricht das Spektrum moderner Beleuchtungskörper nicht dem der Sonne.
Sonnenlicht ist sehr homogen, leuchtet also über den gesamten sichtbaren Bereich nahezu gleich hell. Diese Gleichmäßigkeit ist auch zu unterschiedlichen Tageszeiten gewährleistet, wenn das Tageslicht mehr rötlich oder tiefblau erscheint. Lediglich der Verlauf ist leicht nach links oder rechts gekippt. Es gibt jedoch keine Fehlstellen, wie beim manchem künstlichen Licht. Die Glühlampe ist sehr rotlastig, was ihren warmweißen Schein erklärt. Sie hat auch keine Lücken im Spektrum. Anders die LED-Lampe.
In den Anfängen der LED Technik gab es ausschließlich rote, grüne und gelbe Leuchtdioden. Diese wurden zunächst als Signallichter oder in Ziffern für Uhren, Radios und Messgeräten eingesetzt.
Erst als die Farbe Blau hinzukam, konnte man durch mischen der Grundfarben weißes Licht erzeugen. Dieses Licht erscheint weiß, ist es aber nicht und gaukelt es nur vor. Besonders gefährlich ist der Ultraviolettanteil, der in einem Wellenbereich abgestrahlt wird, den wir nicht sehen können.
Ähnlich wie bei sogenannten Schwarzlichtröhren, die neben verschiedenen Anwendungen in der Technik, wie z.B. Echtheit von Banknoten prüfen, auch in Diskotheken eingesetzt werden und alle weißen Gegenstände, wie auch Zähne, hell leuchten lassen, während das restliche Umfeld dunkel erscheint.
Die Augen werden stärker geblendet, als bei normalem Licht, da sich die Pupillen weit öffnen und die Netzhaut mehr UV-Licht ertragen muss, als sie verkraften kann.
UV-Licht
UV-Licht ist, im Gegensatz zum wärmenden Infrarotlicht, gefährlich. Das weiß jeder, der einmal ohne Schutzbrille einen Lichtbogen beim Elektroschweißen angesehen hat. «Verblitzte Augen» wurden sie genannt, und die Geschädigten hatte stundenlang das Gefühl Sandpapier in den Augen zu haben. UV-Licht wird auch zum Abtöten von Keimen und Bakterien eingesetzt. Es ist in der Lage, die empfindlichen Sehzellen im Auge zu schädigen. Darüber hinaus kann auch die ganze Netzhaut in Mitleidenschaft gezogen werden.
Gefahr aus den Bildschirmen
Wer nun meint, man könne dem UV-Licht aus dem Weg gehen, der irrt. In sehr vielen Bereichen werden heute LEDs verbaut. Die Autobeleuchtung, jedes Smartphone, jedes Tablett und jeder TV- oder PC-Bildschirm ist mit Millionen dieser Leuchtdioden ausgestattet, um farbige oder weiße Darstellungen zu ermöglichen. Kaum jemand wird sich beim Blick auf das Smartphone eine Sonnenbrille aufsetzen, welche die UV-Strahlung blockiert. Schon gar nicht nachts im Straßenverkehr.
Auch der Schlaf ist betroffen
Fatal ist, dass diese modernen Errungenschaften nicht nur unsere Sehzellen genau dort schädigen, wo wir hinsehen und eine Makuladegeneration verursachen können, sondern auch unseren Schlaf beeinträchtigen, da der Blauanteil die Melatoninerzeugung blockiert.
Gerade beim Smartphone ist das besonders ausgeprägt, wenn man kurz vor dem Einschlafen noch E-Mails liest oder sich einen Einschlaffilm ansieht. Hier allerdings gibt es Apps, wie z.B. Twilight oder andere Blaulichtfilter, die dann zwar den Bildschirm rötlicher erscheinen lassen, aber zumindest das Auge nicht schädigen und einen besseren Schlaf zulassen. Die beste Lösung: Das Handy aus dem Schlafzimmer verbannen, es in den Flugmodus versetzen oder ganz ausschalten. Damit geht man auch dem Elektrosmog aus dem Weg, den ein Mobiltelefon verbreitet.
Nur warmes Licht in das Schlafzimmer lassen
Um den Schlaf zu fördern, sollten im Schlafzimmer ausschließlich Lampen mit warmem Licht eingesetzt werden. Das sind in erster Linie Glühlampen, auch Halogenlampen mit einer niedrigen Farbtemperatur. Die Farbtemperatur wird in Kelvin (K) angegeben. Dieser Wert steht auf den Verpackungen der Leuchtkörper. Er stellt den Lichtfarbton der Lampe dar, nicht aber den tatsächlichen Verlauf des Spektrums. So könnte eine mit LEDs bestückte Lampe mit einem warmen Licht auch im UV-Bereich sehr stark strahlen und trotzdem mit einer Farbtemperatur von z.B. 2700 K gekennzeichnet sein.
Taschenlampenwahl* mit Bedacht
Manche Menschen verwenden Taschenlampen, um nachts nicht die Raumbeleuchtung einschalten zu müssen, wenn sie einmal das Bad aufsuchen müssen. Hier ist die alte Taschenlampe mit Glühlämpchen deutlich besser geeignet, als eine moderne LED-Taschenlampe. Man schläft schneller wieder ein.
Das Argument, dass man dann alle paar Tage neue Batterien kaufen müsse, zählt nicht, da man mit Akkus Vorteile hat: Erstens kann man diese aufladen und zweitens leuchtet die Lampe nahezu unmerklich dunkler, also rötlicher, da die Spannung der Akkus niedriger (1,2 Volt) als die der Batterien (1,5 Volt) ist. Nebeneffekt: Die Glühlampe hält deutlich länger.
Die Energiesparlampe ist keine gute Wahl
Energiesparlampen (eigentlich Kompaktleuchtstofflampen) sind die schlechteste Entscheidung für ein Leuchtmittel. Sie sind nur dreimal energiesparender als Glühlampen (LED = fünf- bis achtmal besser), benötigen oft eine gewisse Zeit um ihre volle Helligkeit zu erreichen und enthalten Quecksilber, gehören folglich in den Sondermüll. Zerbricht sie, entstehen Quecksilberdämpfe mit einer Konzentration, die den zulässigen Wert um das 20-fache übersteigt. In Bodennähe noch höher. Streng genommen müsste man die Feuerwehr rufen und den Raum sofort verlassen. Das Spektrum ist inhomogen, es fehlen bestimmte Farben. Die Lebensdauer liegt bei etwa 8.000 Stunden. Zum Vergleich: Die Glühlampe ca.1.000, die LED-Lampe 10 – 20.000 Stunden.
Langzeitfolgen? Man tappt noch im Dunkeln
Da unsere Umwelt kaum ohne LED Licht auskommt, muss man sich schützen. «Man weiß aus früheren Studien, dass das Licht mit hohem Blauanteil potentiell schädlicher für die Augen ist, als das warm strahlende Licht. Leider gibt es noch keine Langzeitstudien zu der Auswirkung des relativ neuen LED-Lichts auf die Augen und den Schlaf. Man tappt noch im Dunkeln», so Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg. Prof. Olaf Strauß, Augenarzt an der Charité Berlin: «Man weiß, dass der Blaulichtanteil bei LED-Licht etwa um den Faktor zweieinhalb bis dreimal größer ist als der Teil des Spektrums, der für das Auge ungefährlich ist.»
Was tun gegen die LED Blendung?
Grundsätzlich sollte man Handy, PC und Fernseher nicht bei Dunkelheit benutzen und ein warmes Umgebungslicht wählen, das heller als das Display des Bildschirms ist. Beim Handy am besten eine blaufilternde App verwenden oder, wenn möglich, es auf Nachtmodus einstellen.
Brillenträger und Patienten mit Grauem Star haben hier einen Vorteil:
Sie können sich Linsen bzw. Brillengläser auswählen, die als UV-Filter wirken. Ob eine Brille ultraviolettes Licht filtert kann man beim Augenoptiker leicht feststellen:
Ein einfaches Durchlichtgerät zeigt ob UV-Licht von der Brille absorbiert wird. Wer es genau wissen möchte, lässt die Brille vermessen und man bekommt genaue Werte für sichtbares und UV-Licht.
Weitere Informationen zur Bildschirmbenutzung: https://mypfadfinder.com/augen-tipps-richtig-arbeiten-am-bildschirm/
Bei Lampen kann man auf getöntes Glas achten, das UV-Licht herausfiltert. Sie werden im Handel, je nach Hersteller, z.B. unter «Retrofit» oder «Gold LED light» angeboten und sind nur wenig teurer, als LED Lampen ohne Filterglas.
Kaum Einfluss auf das abgestrahlte Spektrum
Auf Leuchten mit fest eingebauten LEDs sollte man nach Möglichkeit ganz verzichten, da man kaum Einfluss auf das abgestrahlte Spektrum hat. Zwar gehören auch LED-Lampen durch das integrierte Vorschaltgerät zum Elektroschrott, aber es muss ja nicht gleich die ganze Leuchte sein.
Die Augen schont man, indem man nicht direkt in die Leuchtkörper hineinsieht. Indirekte Beleuchtung kann hier eine Lösung sein, da ein Blick in den Strahlungskörper ausgeschlossen ist. Kinder sollte man nicht länger als 30 Minuten pro Tag ein Handy benutzen lassen. Hier schadet nicht nur das UV-Licht, es kann auch zur Kurzsichtigkeit führen.
Wir wollen hier nicht das moderne Licht verteufeln. Im Gegenteil: Es erlaubt eine bessere Gestaltung des Tagesablaufs. Auch sind Lampen mit einem hohen sichtbaren Blauanteil dazu geeignet, schneller wach zu werden und eine höhere Konzentration zu erreichen. Fabrikhallen haben oft eine Beleuchtung mit hoher Kelvinzahl. Wichtig ist dabei, dass auch bei diesen Lampen ein homogenes Licht innerhalb des sichtbaren Bereiches abgestrahlt wird, aber nur ein kleiner UV-Anteil vorhanden ist. Für einen Arbeitsplatz sicher sinnvoll. Nur haben eben solche Lampen absolut nichts im Schlafzimmer zu suchen.
Jeder Fortschritt bringt neue Problematiken mit sich. Wichtig ist, dass die Anwender die Nachteile kennen, sich darauf einstellen und die richtige individuelle Wahl treffen.
*Kurioses zu Bezeichnung und Umgangssprache:
Lampe = Leuchtkörper oder Leuchtmittel, landläufig auch «Birne» genannt
Leuchte = Gestell, in das die Lampe eingesetzt wird.
Somit ist die Stehlampe eigentlich die Stehleuchte, die Schreibtischlampe die Schreibtischleuchte und die Taschenlampe eine Taschenleuchte.
Also der bericht hat einige Fehler! Das sichtbare farbspektrum ist zwar mit (ab 380nm) richtig angegeben aber so wie das auf der skala verteilt ist sehen wir keine blautöne..
Die warheit ist das LED lampen so effizient sind weil diese wirklich auf sichtbares licht abgestimmt sind! und nicht noch weit im UV und IR bereich leuchten, was Hallogen und Leuchstoffröhren machen.
Hallo Michi,
vielen Dank für Ihren Beitrag. In der schematischen Darstellung wird der Bereich des sichtbaren Lichtes von 380 – 780 nm angegeben. Die Grafik verdeutlicht, dass bei ungefiltertem LED-Licht ein hoher UV-Anteil auf das Auge trifft und durch die im sichtbaren Bereich geregelte, geöffnete Pupille, auf die Netzhaut trifft. Wäre der Peak des sichtbaren Lichtes höher als die UV-Strahlung, würde die Pupille sich verengen und es käme weniger Licht (auch UV-Strahlung) auf die Netzhaut. Durch den hohen UV-Anteil relativ zum sichtbaren Licht kommt es zu einer unbewussten Blendung, die der Netzhaut schaden kann. Sicher kann man darüber philosophieren, ob das im unteren Bereich der Grafik dargestellte Licht hellblau, mittelblau oder dunkelblau sein soll. Es ist eben eine schematische Darstellung, die den UV-Überhang aufzeigen soll.
Sie haben recht, dass LED-Lampen einen hohen Wirkungsgrad haben. Dennoch strahlen sie ungefiltert und als Lampen im Niedrigpreissegment einen hohen UV-Anteil ab.
Sollten Ihnen weitere Dinge auffallen, so können Sie mir diese gern auch unter [email protected] zusenden.
Mit besten Grüßen
Stefan Weller
Hallo,
könnte es helfen, wenn man vor die LED-Quelle einen Filter (welchen?) aus Kunststofflolie einbaut?
– z. B. bei LED-Streifen in einem Alu-Profil, die neitrale Abdeckung durch eine „eingefärbte“ austauchen oder eine Folie zwischen LED-Streifen und Abdeckung einschieben.
Falls das helfen sollte, könnte man doch auch andere LED Lichtguellen mit solchen Filtern versehen?
Viele Grüße
Julian
Hallo Julian,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie haben vollkommen recht: Mit einem UV-Filter kann man die UV-Strahlung wegfiltern. Und diese UV-Filterfolien gibt es tatsächlich. Sie werden als UV-Schutz für Schaufenster eingesetzt, um das Ausbleichen der Ware zu verhindern. Ob diese Folien bereits kurz unterhalb des sichtbaren Lichtes, also unterhalb 380nm UV-Strahlung wegfiltern können Sie der Spezifikationen der Hersteller entnehmen. Wenn Sie ganz sicher sein wollen, können Sie ein Stück Folie bei einem Augenoptiker auf die UV-Durchlässigkeit prüfen lassen.
Wenn allerdings in Ihrer Leuchte die Möglichkeit besteht die LED-Lampe auszuwechseln, dann können Sie auf die im Artikel beschriebenen Retrofit-LED-Lampen zurückgreifen und in Ihrer Leuchte einsetzen.
Ihre Idee, solche Folien an vielen LED-Quellen einzusetzen ist sehr gut. Man muss nur sicherstellen, dass es keine thermische Überbelastung geben kann, wenn Sie eine solche Folie z.B. auf Ihren PC-Monitor aufbringen.
Sollten Sie weitere Fragen oder Anregungen haben, so haben wir immer ein offenes Ohr.
Mit besten Grüßen
Stefan Weller