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Lässt man Kinder Kühe malen, so kann es vorkommen, dass viele Kühe lila sind. Keine braunen, keine schwarz-weiß gefleckten Kühe. Sondern lila, so wie die Kinder sie von der Schokolade her kennen. Wo sollen die Kinder auch Kühe sehen? Kühe, die tagein, tagaus im Stall eingesperrt sind und nichts anderes machen als Milch abliefern. Dazu spezielles Futter für die Turbokühe und nach 5-6 Jahren ab in den Schlachthof. Für manch eine Kuh eine Erlösung. Aber wo sind die Kühe, die wir auf den Milchproduktverpackungen abgebildet sehen? Gibt es Kühe, die reine Fotomodelle sind?

Kinder kennen die Kuh oft nur von der Schokoladentafel und da ist sie lila.

Wo sind sie, die glücklichen Kühe?

Ja, es gibt sie noch – oder wieder: Die Kühe, die glücklich auf einer Wiese stehen, gemächlich die feinsten Kräuter genießen, dann nach einem kuscheliges Plätzchen Ausschau halten, sich dort das Futter noch einmal genussvoll durch den Kopf gehen lassen, um nach dem Wiederkäuen ein kleines Schläfchen zu genießen. Und wo findet man sie, diese glücklichen Kühe?

Die Kühe können auf der Wiese liegen und genussvoll wiederkäuen.

Schlägt man auf einer Landkarte mit einem Zirkel drei ca. 50 – 100km weiten Kreise um mittelgroße Städte in einer eher ländlich geprägten Gegend, so sollte man da, wo sich die Kreise schneiden das Suchen beginnen. Hier, mitten in der Natur hat man die besten Aussichten diese glücklichen Tiere zu finden. Aber auch auf dem Land um die Städte gibt es Kühe, die auf der Wiese zu finden sind. Man hat das Gefühl, wenn man nur mit offenen Augen über das Land fährt, dann springen sie einem förmlich ins Auge.

Wie kam es dazu? Karl, stellvertretend für viele Milchbauern

Bei allen Milchbauern, die wir kennenlernen durften, hat es sich ähnlich abgespielt: Der Hof wurde vererbt. Die junge Generation hatte neue Ideen und es lag ihnen das Tierwohl am Herzen. Stand genügend Land zur Verfügung, so konnten die Pläne geschmiedet werden.

Irgendwie hatten sie schon von Kindesbeinen an ein besonderes Verhältnis zu den lieben Vierbeinern. Nicht nur, dass sie sich auch mal ein Glas Milch direkt aus dem Euter einer Kuh genehmigten, sie hatten ihre Lieblingskühe, und sie kannten sie alle und haben sie sofort erkannt.

Die frischeste Milch überhaupt: Direkt von der Kuh in das Glas.

Bei der Übernahme des Hofes beschlossen sie, so wie viele Milchbauern, die es ähnlich gemacht haben, dass es den Kühen so gut wie nur irgend möglich gehen sollte. So startete er das Mammut-Projekt: Die Weide wurde für die Kühe zur Wiese umfunktioniert. Viele Kräuter und Blumen durften hier wachsen, Kräuter von denen die Kühe am besten wissen, welche ihnen Wohlergehen bereiten.

Nur eigenes Futter statt Industriefutter

Die Kühe werden artgerecht gefüttert. Kein Industrie-Turbofutter. Ausschließlich Futter vom eigenen Land.
Was ist der Unterschied zwischen Wiese und Weide?

Die Kuh weiß am besten, welche Pflanzen und Kräuter gut für sie sind.

Karl, einer der Milchbauern, sagt: „Die Weide ist ein wirtschaftlich günstiges, mehr oder weniger reines Grasland, das mit Dünger und Gülle zu möglichst viel Ertrag geführt wird und viermal im Jahr gemäht wird. Also viel Futter pro Quadratmeter. Eine Wiese beinhaltet sehr viele Gräser, Kräuter und Wildblumen, die einem Wiederkäuer zur Verfügung stehen. Sie wird zweimal im Jahr gemäht. Zumindest das, was die Kühe übrig gelassen haben. Dann erholen sich die Pflanzen und es wird eine noch schönere Wiese mit noch mehr Vielfalt. Hier kann die Kuh nicht nur den Hunger stillen, sondern das futtern, worauf sie Appetit hat. Ist einer Kuh unwohl, dann weiß sie am besten, welches Kraut dagegen gewachsen ist. Und wenn ihr einmal das Fell juckt, dann weiß sie auch, wie sie die Fellmassage einschaltet.“

Auch die Lust sich das Fell zu bürsten wird erfüllt.

Die Kühe können selbst bestimmen, wo sie sich aufhalten möchten. Ob sie in den Stall gehen, um sonnengeschützt ihren Stell-/Liegeplatz einzunehmen oder lieber auf der Wiese sind, entscheiden sie selbst. Fast immer. Es gibt Ausnahmen. „Wenn ein Platzregen oder Gewitterguss heruntergeht“, so Karl, „dann holen wir unsere Kühe in den Stall, zumindest, wenn sie das nicht selbst bereits getan haben. Das könnte gefährlich werden, aber auch die Wiese würde zusammen mit viel Wasser und vielen Kühen zu einer unbrauchbaren Morastwiese werden.“

Die Kühe können selbst bestimmen, wann sie wo sein möchten.

Und was ist im Winter?

„Im Winter nehmen wir das Heu, das wir im Sommer aus unseren Wiesen gewonnen haben. Wir verwenden grundsätzlich nur unser eigenes Futter. Da wissen wir was wir haben. Aber auch im Winter haben unsere lieben Kühe die Möglichkeit den Stall zu verlassen. Wenn die Wiese nicht geht, dann haben wir einen Laufhof, in dem sich die Kühe ihre Beine vertreten können.“

Das gelagerte Futter für den Winter stammt von den eigenen Äckern.  

Rechnet sich das überhaupt?

„Natürlich ist diese Art der Haltung deutlich kostenintensiver. Aber wir bekommen auch für einen Liter Milch etwas mehr bezahlt. Die Tierarztkosten sind geringer, weil wir keine vorbeugenden Medikamente einsetzen müssen“, weiß Alfred, ein anderer Milchbauer, zu berichten. „Langsam ändert sich die Einstellung der Endverbraucher. Qualität gewinnt einen immer höheren Stellenwert. Zum Glück! Wir hoffen, dass immer mehr Verbraucher dies erkennen und honorieren.“

Im Weidetagebuch werden die Aufenthaltsorte wie Stall, Laufhof und Wiese der Kühe dokumentiert.

Dann ist die Milch ja so gut wie Alpenmilch?

„Besser, oder so gut wie die Milch, die von genauso gehalten Kühen kommen wie meine. Der Ausdruck „Alpenmilch“ ist nicht geschützt. So ist er als Werbegag auf fast jeder Schokolade zu lesen. Aber drinnen ist oft die billigste Milch, die den Produzenten zur Verfügung steht. Aber die Verbraucher fallen darauf herein.“

Besondere Erlebnisse für Kinder auf dem Bauernhof

Etwas ganz besonderes hat sich die Frau eines Milchbauern für kleine Kinder einfallen lassen: Eltern kommen mit ihren Kindern zu den Kühen. Die Eltern erwarten durch den Aufenthalt im Stall bei den Kühen eine Stärkung der Abwehrkräfte. Besonders für Kinder die durch einen Kaiserschnitt zur Welt kamen, ist es wichtig frühzeitig mit natürlichen Bakterien in Kontakt zu kommen, da sie diese bei der Geburt nicht erhalten haben. Davon sind inzwischen sehr viele Eltern und auch Ärzte überzeugt.

Kinder sind vom Kuhstall begeistert.

Kühe werden hier nicht verstümmelt

Wir sehen hier Kühe mit und ohne Hörner. Das liegt daran, dass es Züchtungen gibt, die keine Hörner tragen. Die Hörner bei den Kälbern durch den Tierarzt entfernen zu lassen widerstrebt Karl. „Das wäre ein eklatanter Eingriff bei einem Wiederkäuer“, so Karl. „Nein, es gibt keinen Grund das zu tun. Besonders, wenn sie so viel Auslauf haben. Es gibt es bei artgerechter Haltung nahezu keine Aggressionen und die Kühe haben so viel Freiraum, dass Verletzungen durch Hörner so gut wie ausgeschlossen sind. Wir hatten noch keinen einzigen hornbedingten Unfall.“ (Siehe dazu auch diesen Artikel.)

Auch die hornlosen Kühe wurden so geboren und nicht etwa ihrer Hörner beraubt.

Alles zusammen: Nur positiv!

Sieht man sich alle Fakten an, so muss man feststellen, dass es nur positive Punkte gibt, die für das Glück der Kühe sprechen. Schließlich sind die ältesten Kühe auf den besuchten Höfen zwischen 15 und 17 Jahre alt und gehören noch nicht zum alten Eisen. Bleibt zu hoffen, dass immer mehr Milchbauern erkennen, dass das Glück der Kühe auch das Glück der Menschen ist und die Verbraucher bereit sind für ein deutlich besseres Produkt auch ein wenig mehr zu bezahlen.


Bildquelle: Alle im Artikel verwendeten Fotos, einschließlich des Titelbildes sind eigene Aufnahmen von Stefan Weller.

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