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Baumpilze wie Austernpilze sind schmackhaft und gesund. Allerdings weiß man oft nicht, wo sie herkommen und unter welchen Bedingungen sie gewachsen sind. Sie können Schwermetalle enthalten oder – selbst heute noch als Nachwirkung von Tschernobyl – radioaktiv belastet sein. Daher lohnt es sich, darüber nachzudenken, sie selbst anzubauen. So kann man sicherstellen, woher sie stammen.

In diesem Beitrag stellen wir den Austernseitling vor, der auch für Vegetarier und Veganer eine interessante Alternative zu Kalbfleisch darstellt. Der kalorienarme Pilz soll unter anderem den Cholesterinspiegel und den Blutzucker regulieren. Zudem ist er reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Vorbereitung: Die richtige Basis für die Pilzkultur

Bevor man mit der Zucht beginnt, sollte man sich überlegen, was dafür benötigt wird und wo die Pilze wachsen sollen. Das Wichtigste ist eine geeignete Grundlage, die dem Myzel, also der Pilzbrut, optimale Wachstumsbedingungen bietet. Dafür eignen sich bereits vorbereitete Pilzkulturen auf Stroh-, Kaffee- oder Holzbasis. Heute geht es um Holz.

Ideal sind Baumstümpfe mit einem Durchmesser von 20 bis 30 cm und einer Höhe von etwa 40 bis 60 cm – nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Allerdings sollte man das Gewicht beachten, da die Stämme transportiert werden müssen. Baumstümpfe erhält man beispielsweise beim zuständigen Forstamt. Geeignet sind Laubbaumhölzer wie Buche, Birke, Pappel, Ahorn, Esche, Weide oder Holz von Obstbäumen.

Der Standort sollte schattig, windgeschützt und idealerweise leicht feucht sein. Wichtig ist, dass der Baumstumpf Erdkontakt hat – alternativ kann er auch in einen Blumentopf gesetzt werden, wenn man die Pilze beispielsweise auf dem Balkon oder der Terrasse anbauen möchte. Grundsätzlich lassen sich Pilze auch auf Stroh oder Kaffeesatz züchten, worauf wir hier jedoch nicht eingehen.

Benötigt werden:

  • Baumstumpf
  • Wanne/Blumentopf zum Wässern
  • Stein zum Beschweren
  • Bohrer (9 mm)
  • Bohrmaschine
  • Hammer
  • Myzel
  • Evtl. Blumentopf mit Erde
  • Schattiger, windgeschützter, feuchter Standort

Optional: Kettensäge

Der Baumstumpf wird auf die entsprechende Größe zugeschnitten. Dabei können auch gleich die Teile für die Scheibenmethode abgeschnitten werden, wenn man diese Methode verwendet.

Zur üblichen Pflanzzeit im Frühjahr sollte man auch mit der Pilzzucht anfangen. Zwar hat man mehrjährig Freude daran, aber am Anfang sollte man Frost meiden.

Die Baumstämme sollten nicht älter als etwa 3 Monate sein. Bei älteren Hölzern ist die Gefahr gegeben, dass sich bereits Fremdpilze oder Schimmel eingenistet haben. Das Holz sollte frisch aussehen und nicht nach Pilzen riechen.

Der Stamm wird für 2 Tage gewässert und mit einem Stein beschwert, damit keine Teile aus dem Wasser ragen.

Die Baumstämme sollten ein bis zwei Tage in sauberem Wasser gewässert werden. Abgestandenes Wasser oder Wasser aus der Regentonne kann mit anderen Pilzkulturen verunreinigt sein und würde dem späteren Wachstum des Pilzgeflechtes im Wege stehen. Danach sollte man sie abtropfen lassen und weiter bearbeiten.

Natürlich kann man auch eine Badewanne zur Wässerung nutzen.

Im nächsten Schritt wird die Pilzbrut am Stamm angebracht. Dies erfolgt durch die Dübel-, Bohrloch oder Scheibenmethode. Bei der Dübelmethode werden Löcher vom Durchmesser der mit Myzel geimpften Dübel (oder 0,5 mm größer) versetzt im Baumstamm angebracht, um anschließend die Dübel mit dem Hammer hineinzuschlagen.

Die Löcher werden vorgebohrt und anschließend die Dübel mit dem Hammer eingeschlagen.

Die Bohrlochmethode ist ähnlich. Man bohrt ca. 19 – 25 mm große Löcher und füllt sie mit Myzel*, das mit einem Stößel, z.B. einem Holzstab oder Besenstiel, verfestigt wird. Dabei kann man das Loch so tief wie möglich bohren. Selbst wenn es auf der gegenüberliegenden Seite herauskommt, ist das in Ordnung. Es sollte dann allerdings von beiden Seiten gestopft werden.

Bei der Bohrlochmethode wird ein großes Loch in den Stamm gebohrt und mit Myzel gefüllt.

Bei der Scheibenmethode wird der Stamm zwei bis dreimal durchtrennt, sodass die Scheiben auf den Reststamm gelegt werden können. Dieser Schritt kann beim Zusägen des Stamms gleich mit erledigt werden. Hier sollte man vor dem Sägen eine Markierung längs am Stamm anbringen, um die Scheiben später wieder in die gleiche Lage bringen zu können. 

Das Myzel wird gleichmäßig auf dem Baumstumpf verteilt.

Anschließend werden die Scheiben wieder auf den Baumstumpf gelegt und mit Schrauben fixiert.

Der fertige Baumstamm mit Myzel ist fertig. Nun können die Pilze wachsen.

Nachdem man die Baumstämme nach einer oder mehreren Methoden mit Myzel „geimpft“ hat, können sie im Garten oder in entsprechenden Gefäßen, die mit Erde gefüllt wurden, ihren endgültigen Standort erhalten.

Dieser Stamm wurde ausschließlich mit Dübeln „geimpft“.

Nachdem die Pilzbrut eingebracht wurde, ist es sinnvoll, die Öffnungen mit Klebeband, Wachs oder Kork zu verschließen, damit keine Insekten zu dem für sie schmackhaften Myzel Zugang haben.

An diesen Stämmen wurden alle 3 Verfahren angewendet und die Öffnungen anschließend mit Wachs bzw. Klebeband versiegelt.

Die Stämme werden nun an einem feuchten, windgeschützten und schattigen Ort aufgestellt. Die ideale Temperatur liegt zwischen 8 und 20° C. Die Stämme sollten leicht feucht gehalten werden. Man kann sie auch regelmäßig befeuchten oder gießen, wenn das von Natur aus nicht gegeben ist. Nach etwa 3 Monaten kann Frost nicht mehr schaden. Man kann die Stämme im Winter mit Laub oder Stroh abdecken, muss es aber nicht.

Nun wird nur eines benötigt: Zeit!

Mit der Ernte kann man dann rechnen, wenn der gesamte Stamm mit dem Pilzgeflecht durchzogen ist. Dabei ist die Verrottung des Stammes schon weit fortgeschritten. Das dauert bei Hartholz (z. B. Buche) bis zu zwei Jahren, bei Weichholz (z. B. Pappel oder Linde) etwa ein Jahr. Die Erntezeit über die Jahre ist bei Hartholz länger als bei Weichholz.

Belohnung für langes Warten: Ernte der Baumpilze

Innerhalb von wenigen Tagen explodieren die Pilze förmlich an den Stämmen.

Nach einigen Monaten sieht man plötzlich die ersten Pilze sprießen. Das kann sehr schnell gehen. Innerhalb weniger Tage bilden sich am Stamm eine Hülle von Fruchtkörpern aus. Je kleiner sie sind, desto zarter sind sie. Aber auch die größeren Exemplare erfreuen sich großer Beliebtheit. Gut schmecken sie alle.

Die erste Ernte

Man schneidet die Pilze direkt am Stamm ab und putzt sie z. B. mit einem Pinsel.
Mit Zwiebeln, Pfeffer und Salz in Butter gebraten und anschließend mit Petersilie abgerundet entsteht ein köstliches Mahl. Rezeptvarianten gibt es unzählige.

Von der Pfanne direkt auf den Teller

Wer nicht so handwerklich begabt ist, muss auf die selbst gezüchteten Pilze nicht verzichten. Man kann die kompletten, bereits mit Myzel durchwachsenen Baumstämme (winterhart), auch in auf Pilzhandel spezialisierten Geschäften kaufen oder sie sich zuschicken lassen.

*Myzel, wie auch die Dübel oder fertig geimpfte Baumstämme bekommt man bei spezialisierten Online-Shops oder im Gartenmarkt.


© Bilder: Stefan Weller

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