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Von Melissa Lamy

VpsyB e.V. – Verband Psychologischer Berater


  • Primärpräventive psychologische Beratung außerhalb der Heilkunde und ihr Nutzen für Frauen in der zweiten Lebenshälfte.
  • Achtsamkeit in der zweiten Lebenshälfte – Wozu kann sie dienen?Wo kann sie stattfinden?Warum ist sie unabdingbar für ein besseres Verständnis für sich selbst und für ein angenehmeres Miteinander im privaten und im betrieblichen Umfeld?

Um das 50. Lebensjahr herum befinden sich die meisten Frauen in ihren Wechseljahren. Derzeit sind es ca. 9 Millionen Frauen in Deutschland. Wie wir mit dieser Phase umgehen, prägt unseren weiteren Lebensweg entscheidend.

Der Symptomenkomplex in den Wechseljahren zählt ca. 70 verschiedene Symptome, die den Wechseljahren zugehörig sind. Schlaflosigkeit, Niedergeschlagenheit, eine „kürzere Zündschnur”, Gefühl der Traurigkeit sind nur einige von ihnen.

Das Leiden der klimakteriellen Frauen schleicht sich ab Anfang 40 in ihren Lebensalltag und es kann passieren, dass viele Symptome nicht mit der hormonellen Umstellung in Verbindung gebracht werden. Häufig stehen Arztbesuche an, die meist ergebnislos bleiben, was bleibt ist die Unsicherheit über den Gesundheitszustand und das unwürdige Gefühl nicht ernst genommen zu werden.

Hier setzt primärpräventive Beratung an: menschlich, wissend, nahbar und vor allem früh.

Negative Gedanken können sich in den Vordergrund drängen, sogenannte irrationale Gedankengänge, von denen es sich nicht immer leicht abkommen lässt. In der Beratung lernen Sie diese negativen Gedanken in positive Gedanken umzuwandeln, für ein zufriedeneres Erleben ihres Alltags.

Rational Emotive Verhaltensberatung mit besonderer Ausrichtung auf Wechseljahres-Symptomatik nutzt das Wirkprinzip der Veränderung dysfunktionaler Gedanken- und Verhaltensmuster z. B. Katastrophisieren, absolute Forderungen.

Veränderung als Chance

Sie hätten gut auf diese Veränderung verzichten können?

Mehr als verständlich! Wer möchte schon mit scheinbar unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen, Stimmungstiefs, Gewichtszunahme etc. konfrontiert werden?

Was wollen uns denn diese Gefühlsausbrüche sagen? Wie wäre es, wenn wir lernen sie nicht zu überhören, sondern
ihnen zuzuhören oder der Traurigkeit auf den Grund zu gehen und zu klären, was uns bewegt?

Fordert uns diese Lebensphase nicht auch auf zu sehen, was uns wirklich bewegt?

Anfangs sehen wir das Licht am Ende des Tunnels eventuell nicht, doch nach und nach lichtet sich der Nebel und wir sehen wieder klarer. Schön wäre es doch dieser kommenden Klarheit mutig zu begegnen und dem jugendlichen Ich leise Lebewohl zu sagen und danke für die ersten 50 Jahre.

Psychologische Beratung hilft ihnen dabei den Mut zu fassen dieser Lebensphase ins Auge zu blicken und nach und nach den Mehrwert und Sinn hinter der Veränderung zu erkennen.

In der zweiten Lebenshälfte – etwa ab Mitte 40 bis 60 + – stehen viele Frauen vor vielfältigen Veränderungen:

  • körperlich (z. B. hormonelle Umstellungen),
  • beruflich (z. B. Umorientierung, Reduktion),
  • privat (Kinder ziehen aus, Pflege von Angehörigen, eigene Gesundheit)
  • psychisch bzw. existenziell (Reflexion des Lebens, Sinnfrage, Verändern von Rollen). Diese Übergangsphase bringt Chancen, aber auch Risiken mit sich.

Die psychologische Beratung kann hier unterstützend wirken, indem sie hilft:

  • Veränderungs- und Anpassungsprozesse bewusst zu begleiten,
  • innere Ressourcen (z. B. Resilienz, Selbstwirksamkeit, Selbstmitgefühl) zu stärken,
  • Achtsamkeit im Alltag zu fördern – und damit Stress- bzw. Reaktivitätsmuster zu unterbrechen,
  • eine neue Balance zwischen Außen- und Innenwelt zu schaffen – zwischen Aktivität, Rückzug, Tun und Sein.

Der Status Quo

Die beginnende Veränderung trifft viele Frauen aus dem Nichts. Sie registrieren körperliche und psychische Veränderungen, die sie nicht einordnen können. Sie sind verunsichert, es fehlt ihnen häufig ein Ansprechpartner, der sich mit dieser Lebensübergangsphase auskennt, der Wissen teilen und emotionale Unterstützung bieten kann.

Emotionale Unterstützung, nicht im Kontext des Gesprächs mit der besten Freundin, sondern emotionale Unterstützung in Form von Empathie, aber auch wissend darum, dass Frauen wieder in Aktivität treten können, sich mit ihrem Zustand anfreunden lernen.

Lernen wir die Gesundheit als Prozess zu begreifen, nicht als Zustand, erleichtert es uns möglicherweise den Blick auf diesem Weg. Ein Weg, der nicht immer eben ist, sondern auch kleinere und größere Erhebungen hat.

Die Reife-Krise

Die „Krise“ zulassen, sich mit ihr vertraut zu machen, sie anzunehmen – das ist es, was psychologische Beratung bieten kann, Raum schaffen für „alte Wunden”, die aufbrechen, Akzeptanz der hervorkommenden Gefühle, sie verstehen lernen, sich ihrer nicht schämen müssen. Das Ziel ist einen gesunden Weg zu bahnen, den Frauen, aber auch den Paaren, zu helfen sich in ihrer Haut wieder wohlzufühlen. Für ein erfüllteres Leben und ein wachsendes Miteinander.

Die Lebensmitte bietet die Möglichkeit eines Neubeginns – ein „zweites Kapitel“. Beratung kann helfen, das eigene Leben bewusst zu reflektieren, Altlasten loszulassen und neue Ziele oder Werte zu etablieren.

Viele Frauen fühlen sich mit der Problematik alleingelassen, sind stark verunsichert, ob diffuser Symptome, stehen förmlich neben sich und wissen nicht genau, wie sie sich mit ihren eigenen Veränderungen anfreunden sollen.

Achtsamkeit und innere Balance

Achtsamkeit („mindfulness“) – d. h. eine nicht-wertende, offene Aufmerksamkeit gegenüber dem gegenwärtigen Moment – ist ein hilfreicher Ansatz, um innere Balance zu finden. Sie fördert Selbstwahrnehmung, reduziert Stressreaktionen, hilft beim Umgang mit körperlichen Veränderungen und öffnet den Raum dafür, das eigene Erleben nicht nur tolerieren, sondern wertschätzen zu lernen.

Randomisierte Studien zeigen eine Reduktion von menopausalen Beschwerden (psychische Symptome, Schlaf, Stress) und eine Verbesserung der Lebensqualität nach MBSR (mindfulness-based stressed reduction), dem achtsamkeitsbasierten Training.

Die Wirkungsweise des MBSR basiert auf systematischem Training von Achtsamkeit (z.B. Sitzmeditation, Body-Scan, achtsame Bewegung), der Reduktion automatischer Stressreaktionen und der Stärkung von Körper- und Emotionswahrnehmung.

Keine Angst, Sie müssen nicht gleich zum Buddhismus umkehren, Achtsamkeitsübungen lassen sich in kleinen Momenten des Alltags einbauen, für jeden machbar.

Der Weg in die Akzeptanz ist nicht einfach, aber machbar

Ein Licht am Ende des Tunnels wird sichtbar, sobald Sie sich erlauben in die Akzeptanz zu gehen. Psychologische Beratung kann Ihnen dabei helfen Ihr Tempo zu moderieren und Ihren Weg zu ebnen in eine helle, zweite Lebenshälfte, die Resilienz fördert und Wachstum befruchtet.

Wir verfügen alle über innere Ressourcen, manchmal haben wir sie einfach nur gut versteckt und finden sie nicht auf Anhieb.



Veranstaltungshinweis

18. November 2025 – 18.00 Uhr online
Achtsam leben 50Plus Selbstfürsorge und innere Balance für Frauen in der zweiten Lebenshälfte

Bildquelle Titelbild: Marcus Aurelius/Pexels

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