Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Von Daniel De Paola
zu seinem Buch: „Wege weg vom Stress. Der Ratgeber für pflegende Angehörige.
„Ich habe das Helfersyndrom.“ Oder: „Ich kann nicht anders.“ Diese und ähnliche Aussagen höre ich oft, wenn ich Angehörige frage, wann sie das letzte Mal an sich selbst gedacht oder auf ihre eigenen Bedürfnisse geachtet haben. Als wäre es ganz normal, sich bis zur Erschöpfung zu verausgaben. Nicht für die Olympischen Spiele, wohlgemerkt. Nein, es ist nicht normal, sollte es auch nicht sein. Wenn das Auto meldet, dass der Tank bald leer ist, fahren wir ohne zu zögern zur nächsten Tankstelle. Aber unsere eigene rote Zone ist dehnbar bis zum Gehtnichtmehr. Ein wesentlicher Grund, warum ich dieses Buch geschrieben habe, ist, dass ich genau diese Menschen erreichen möchte, bevor sie nicht mehr können. Wenn Sie glauben, ein Helfersyndrom zu haben, dann fangen Sie bei sich selbst an. Das ist meine Kernbotschaft. Teilen Sie Ihre Kräfte ein und gehen Sie gut mit sich um. Die Pflege und Betreuung von Angehörigen hat viele Facetten. Jede Situation ist einzigartig. Und doch gibt es Parallelen, die wir nutzen können. In meinem Buch nehme ich Sie mit auf eine Reise in diese besondere Welt. Ganz gleich, ob Sie befürchten, dass sie auf Sie zukommt, ob Sie schon mittendrin sind oder ob sie schon hinter Ihnen liegt. Es lohnt sich in jedem Fall. Denn es geht um Sie, ganz persönlich. Und das Schöne ist: Wenn Sie selbst stark sind, können Sie auch anderen wunderbar helfen. Und Sie machen es den Bedürftigen noch leichter, Ihre Hilfe dankbar anzunehmen.
Hilfe für Helfer
Wie bin ich eigentlich dazu gekommen, dieses Buch zu schreiben? Deutsch war schon in der Grundschule mein absolutes Lieblingsfach. Ich erinnere mich noch heute, wie glücklich ich war, endlich lesen und schreiben zu können. Doch mein beruflicher Werdegang ging zunächst in eine ganz andere Richtung. Vor ein paar Jahren wuchs in mir der Wunsch, ein Buch zu schreiben. Warten, bis ich Zeit habe? Das war mir zu lang und zu unsicher. Nach meinem Fernstudium zum psychologischen Berater begann ich, über Themen rund um Selbstverantwortung und Selbstmanagement zu schreiben. Beim Schreiben hörte ich einen Satz eines großen Schriftstellers, der mir damals die Augen öffnete. „Schreibe am besten über das, wovon du am meisten verstehst.“ Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Schon damals, im Jahr 2017, hatte ich Hunderte von Menschen, Situationen, Familien, Schicksale kennengelernt und Angehörige beraten. In meine Beratungen ließ ich immer mein Wissen aus dem psychologischen Bereich einfließen und versuchte, den Menschen, die sich hilfesuchend an mich wandten, eine wirkliche Erleichterung im Leben zu verschaffen. Von dem Moment an, als ich wusste, worüber ich schreiben würde, ging alles sehr leicht und schnell. Was mich damals überraschte, war, dass ich scheinbar eine völlig neue Idee hatte. Es gab nichts Vergleichbares, so sehr ich mich auch bemühte, etwas zu finden. Das Buch enthält gesammeltes Wissen, aber vor allem Erfahrungen.
Es ging mir nicht darum, die Welt zu erklären, das kann ich gar nicht. Vielmehr wollte ich mit diesem Buch dazu motivieren, sich in einer Lebensphase mit vielen Herausforderungen wieder auf sich selbst zu besinnen. Und ich will zeigen, dass das möglich ist. Warum? Weil es um kleine Schritte geht und nicht darum, alles umzukrempeln oder zu verändern. Fünf Minuten etwas für sich zu tun, war für manche fünfhundert Prozent mehr als vorher. Der Effekt ist unübersehbar. Ein Schritt weg von der Tafel, um das große Ganze zu sehen, ein kurzes Innehalten auf dem Weg, das hilft. Statt sich zu isolieren, Freunde und Hobbys zu vernachlässigen, neue Freundschaften zu schließen und neue Interessen zu entdecken. Den Kopf heben und nicht hängen lassen, darum geht es. Kennen Sie den Zen-Spruch? „Man sollte jeden Tag 20 Minuten meditieren. Wenn man keine Zeit hat, sollte man eine Stunde meditieren.“ Genau so ist es. Wenn die Kraft für nichts mehr reicht, dann ist es Zeit für eine Pause. Im Buch geht es aber auch um ganz pragmatische Dinge wie Hilfsangebote im nahen Umfeld, den richtigen Umgang mit der Pflegeversicherung oder den Führerschein. Alles einfach und praxisnah. Es ist kein Nachschlagewerk. Dafür gibt es ja viele gute Möglichkeiten, online oder auch in gedruckter Form. Wenn Sie am Ende des Buches sagen, dass Sie die Zusammenhänge verstanden haben und motiviert sind, weitere Ideen für sich zu sammeln, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Nach der Veröffentlichung meines ersten Buches, zahlreichen Lesungen und Vorträgen habe ich mich in den letzten Jahren dem Schreiben von Kurzgeschichten gewidmet. Der erste Band mit einer Sammlung von 50 Kurzgeschichten wird demnächst erscheinen.
Im Podcast „Das sind wir. Menschen und ihre Themen“ gehen wir auf Ihre Fragen ein. Sie sind herzlich eingeladen, Ihre Erfahrungen einzubringen oder Ihre Fragen zu stellen. Alle sechs Wochen werden wir einige davon aufgreifen und die eine oder andere passende Passage aus dem Buch „Wege weg vom Stress. Der Ratgeber für pflegende Angehörige“ wird von mir selbst vorgelesen. Ich freue mich auf Sie.
Alles Gute und bis bald.
Ihr Daniel De Paola
(C) Titelbild: Ivan Samkov / Pexels.